Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten
Teufel …
?«, brüllte Smithback.
Wieder stach das Messer zu. Verzweifelt versuchte er, dem Hieb auszuweichen, fiel über den Beistelltisch und stieß ihn dabei um. Er rappelte sich auf und schaute seinem Angreifer mitten ins Gesicht – tief in der Hocke, die Hände abwehrend geöffnet, die Finger gespreizt und bereit. Rasch blickte er sich nach einer Waffe um. Nichts. Der Kerl stand zwischen ihm und der Küche. Wenn er an ihm vorbeikam, könnte er sich ein Messer schnappen und Waffengleichheit herstellen.
Er zog leicht den Kopf ein, hielt einen Ellbogen nach vorn und griff an. Der Mann taumelte unter der Attacke zwar nach hinten, aber im letzten Augenblick zuckte die Hand mit dem Messer nach vorn und schlitzte Smithback den Arm auf, eine tiefe Wunde vom Ellbogen bis zur Schulter. Vor Überraschung und Schmerz schrie Smithback auf und drehte sich zu einer Seite weg – und empfand gleichzeitig einen extrem kalten Schmerz, als ihm das Messer tief ins Kreuz gerammt wurde.
Die Klinge schien endlos in ihn einzudringen und seine innersten Organe zu treffen, so dass ihn ein Schmerz durchzuckte, wie er ihn ähnlich nur einmal im Leben verspürt hatte. Smithback keuchte auf, stürzte zu Boden und versuchte zu fliehen. Er spürte, wie das Messer aus ihm herausgezogen, dann wieder hineingestoßen wurde. Plötzlich war da etwas Feuchtes auf seinem Rücken, als ob ihn jemand mit warmem Wasser übergießen würde.
Er mobilisierte all seine Kräfte und rappelte sich auf. Mit dem Mut der Verzweiflung ging er auf seinen Angreifer los und schlug mit den blanken Fäusten auf ihn ein. Wieder und wieder zerschnitt das Messer Smithbacks Handknöchel, aber das spürte er schon nicht mehr. Unter seinem wütenden Angriff taumelte der Mann nach hinten. Das war seine Chance! Blitzartig machte er kehrt, in der Absicht, sich in die Küche zurückzuziehen. Aber es kam ihm vor, als ob der Fußboden aus der Waagerechten kippte, außerdem verspürte er inzwischen bei jedem Atemzug ein merkwürdiges Brodeln in der Brust. Er wankte in die Küche. Keuchend und um sein Gleichgewicht ringend tastete er mit feuchten Händen nach der Schublade mit den Küchenmessern. Aber noch während er sie aufzog, sah er einen Schatten auf den Küchentresen fallen … und dann traf ihn nochmals ein furchtbar tiefer Messerstich, diesmal zwischen den Schulterblättern. Er versuchte sich fortzudrehen, aber immer wieder stieß das Messer zu, hob und senkte sich, bis die karmesinrote Klinge immer undeutlicher und es rings um ihn dunkel wurde …
So hebt mich auf den Scheiterhaufen – alles vergangen, getan; das Fest ist vorbei, und alle Lichter aus fortan …
Die Fahrstuhltüren glitten auseinander. Nora trat hinaus in den Flur. Sie hatte sich beeilt, und mit ein wenig Glück würde Bill noch auf dem Sofa liegen, vielleicht den Roman von Thackeray lesen, von dem er ihr schon die ganze Woche vorgeschwärmt hatte. Behutsam balancierte sie den Kuchen-Karton auf der Handfläche, während sie mit der anderen Hand nach dem Wohnungsschlüssel suchte. Bill hatte bestimmt schon erraten, wohin sie gegangen war, aber es war eben schwer, den Partner am ersten Hochzeitstag zu überraschen …
Irgendetwas stimmte nicht. Sie war so in Gedanken versunken, dass ihr erst nach einem Moment klar wurde, was sie störte: Die Wohnungstür stand sperrangelweit offen.
Jemand kam aus der Wohnung. Nora kannte den Mann. Seine Kleidung war blutdurchtränkt, in der Hand hielt er ein großes Messer. Und während er stehen blieb und zu ihr hinblickte, tropfte von seinem Messer Blut auf den Boden.
Instinktiv und ohne nachzudenken ließ Nora den Kuchen-Karton und den Schlüssel fallen und stürzte sich auf ihn. Gleichzeitig kamen Nachbarn aus ihren Wohnungen, riefen vor Angst und Schrecken laut durcheinander. Als sie auf den Mann losging, hob dieser das Messer, aber sie schlug seine Hand weg und versetzte ihm einen Schlag in den Solarplexus. Er holte aus und schleuderte sie gegen die gegenüberliegende Wand des Flurs, so dass sie mit dem Kopf auf den harten Verputz prallte. Nora sank zu Boden und sah nur noch Sternchen. Mit erhobenem Messer schlurfte er auf sie zu. Sie wich der Klinge aus, mit der er von oben auf sie einstechen wollte, dann versetzte er ihr einen brutalen Fußtritt gegen den Kopf und holte nochmals mit dem Messer aus. Schreie hallten auf dem Korridor wider. Doch Nora hörte sie nicht. Sie konnte nichts mehr erkennen, sondern sah nur noch verschwommene Bilder. Und dann
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