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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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auf. Es war zwei Uhr nachmittags, deshalb fiel das Sonnenlicht in flachem Winkel durch die Jalousien und erhellte erbarmungslos jedes einzelne Fragment ihres Zusammenlebens mit Bill. Bücher, Gemälde, Kunstgegenstände, selbst achtlos abgelegte Zeitschriften, jedes brachte eine Flut von unerwünschten, schmerzlichen Erinnerungen mit sich. Nachdem sie zweimal abgeschlossen hatte, ging sie mit gesenktem Blick durch das Wohnzimmer ins Schlafzimmer.
    Sie hatte ihre Arbeit am PCR -Gerät beendet. Die DNA -Proben, die Pendergast ihr zur Verfügung gestellt hatte, waren inzwischen alle millionenfach vermehrt worden, und sie hatte die Reaktionsgefäße ganz hinten im Laborkühlschrank verstaut, wo sie niemandem auffallen würden. Anschließend hatte sie bis zur Mittagszeit im Anthropologie-Labor reguläre, unauffällige Arbeiten erledigt. Niemand hatte etwas dagegen eingewandt, dass sie früh ging. Heute Nacht um eins wollte sie zurückkehren, um die zweite und letzte Phase der DNA -Analyse abzuschließen: den Gel-Elektrophorese-Test. Bis dahin brauchte sie unbedingt Schlaf.
    Sie ließ ihre Handtasche kurzerhand auf den Boden fallen, warf sich aufs Bett und legte sich mehrere Kissen auf den Kopf. Aber obwohl sie regungslos dalag, konnte sie nicht einschlafen. Eine Stunde verstrich, dann zwei, schließlich gab sie’s auf. Da hätte sie genauso gut im Museum bleiben können. Vielleicht sollte sie sofort dahin zurückgehen.
    Nora sah zum Anrufbeantworter hinüber. 22 Nachrichten. Weitere Bezeugungen des Mitgefühls, kein Zweifel. Aber sie ertrug es einfach nicht, noch mehr davon zu hören. Mit einem Seufzen drückte sie den Abspiel-Knopf und löschte jede Nachricht, sobald sie in der Stimme des Anrufers einen besorgten Tonfall hörte.
    Die siebte Nachricht klang anders. Die Anruferin war die Reporterin des
West Sider
.
    »Dr. Kelly? Caitlyn Kidd. Hören Sie, ich habe mich gerade eben gefragt, ob Sie etwas mehr über diese Tieropfer-Geschichten herausgefunden haben, an denen Bill dran war. Ich habe die Artikel gelesen, die er veröffentlicht hat. Die sind extrem kritisch. Ich bin neugierig, ob er etwas Neues herausbekommen hat, das er aus Zeitgründen nicht publizieren konnte – oder ob jemand nicht
wollte
, dass er es publiziert. Rufen Sie mich an, sobald Sie Zeit haben.«
    Als die nächste Nachricht vom Band kam, drückte Nora den Stopp-Knopf. Einen Moment lang starrte sie nachdenklich auf den Anrufbeantworter. Dann erhob sie sich vom Bett, ging zurück ins Wohnzimmer und fuhr ihren Laptop hoch. Sie kannte Caitlyn Kidd nicht, traute ihr nicht. Aber sie würde mit dem Teufel selbst zusammenarbeiten, wenn er ihr helfen könnte, die Leute hinter Bills Tod zur Strecke zu bringen.
    Nora starrte auf den Bildschirm und holte tief Luft. Dann loggte sie sich – rasch, ehe sie es sich anders überlegte – in den privaten Account ihres Mannes bei der
New York Times
ein. Das Passwort wurde akzeptiert, der Account war also noch nicht deaktiviert. Kurz darauf blickte sie auf das Verzeichnis der Artikel, die er im vergangenen Jahr geschrieben hatte. Erst ging sie die Artikel in rückläufiger Folge über mehrere Monate durch, dann scrollte sie wieder nach oben und sah sich die Titel genauer an. Erstaunlich, wie viele ihr unbekannt vorkamen, und auf einmal bereute sie bitter, sich nicht mehr mit Bills Arbeit beschäftigt zu haben.
    Den ersten Artikel zum Thema hatte Bill vor drei Monaten veröffentlicht; es handelte sich im Wesentlichen um einen Hintergrundartikel, darüber, dass Tieropferungen, weit davon entfernt, der fernen Vergangenheit anzugehören, noch immer in der Stadt – wenn auch im Geheimen – praktiziert wurden. Sie ging die Liste weiter nach oben durch. Da waren weitere Artikel: ein Interview mit einem Mann namens Alexander Esteban, Sprecher der Organisation »Menschen helfen Tieren«, eine Reportage über Hahnenkämpfe in Brooklyn. Dann stieß sie auf den neuesten Artikel, Bill hatte ihn vor zwei Wochen veröffentlicht, betitelt: »Für die Einwohner Manhattans rücken Tieropfer immer näher«.
    Sie lud den Text und überflog ihn rasch, dabei blieb ihr Blick insbesondere an einem Absatz haften.
    Die hartnäckigsten Berichte über Tieropfer kommen aus Inwood, dem nördlichsten Viertel von Manhattan. Von Anwohnern der Indian Road und der West 214. Straße gingen zahlreiche Beschwerden, denen zufolge man Laute von Tieren in Not gehört habe, bei der Polizei und Tierschutzorganisationen ein. Die Tierschreie – von

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