Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten
und die Beamten erblickten die weitläufige Lobby von Digital Veracity. Es war Spätnachmittag – halb fünf –, aber auf den Ledersofas saßen noch einige Kunden und warteten auf Termine.
Gut.
Er trat aus dem Fahrstuhl und ging bis in die Mitte der Lobby, während das Team hinter ihm ausschwärmte. »Ich bin Lieutenant D’Agosta von der Polizei New York«, sagte er laut und vernehmlich. »Ich habe einen Durchsuchungsbeschluss für diese Räume.« Er blickte hinüber zu den wartenden Kunden. »Ich schlage vor, Sie kommen ein andermal wieder.«
Die Leute wurden ganz bleich im Gesicht, erhoben sich schnell, schnappten sich ihre Jacken und Aktentaschen und eilten, fast dankbar, zu den Fahrstühlen. »Fahren Sie nach unten und besorgen Sie sich einen Kaffee.«
In fünfzehn Sekunden war die Lobby leer bis auf D’Agosta und sein Team. »Wir nutzen diesen Vorraum als Sammelpunkt. Lasst die Kisten für die Beweismittel hier. Also, los geht’s.« Er zeigte auf drei der Beamten. »Ihr kommt mit mir.«
Nach sechzig Sekunden standen sie im Vorzimmer von Klines Büro. D’Agosta sah die verängstigt wirkende Sekretärin an. »Heute läuft hier nichts mehr«, sagte er ruhig und lächelte ihr zu. »Sie können früher Feierabend machen.«
Er wartete, bis sie gegangen war. Dann öffnete er die Tür zum Büro. Kline telefonierte mal wieder, hatte die Füße auf den breiten Schreibtisch gelegt. Als er D’Agosta und die uniformierten Beamten sah, nickte er nur, ohne Überraschung zu zeigen.
»Ich muss Sie zurückrufen«, sagte er in den Hörer.
»Nehmt alle Computer mit«, forderte D’Agosta die Beamten auf, dann drehte er sich zu dem Softwareentwickler um. »Ich habe hier einen Durchsuchungsbeschluss.« Er hielt ihn Kline unter die Nase, dann ließ er ihn zu Boden fallen. »Oops. Da ist er mir doch aus der Hand geglitten. Sie können ihn lesen, wenn Sie die Zeit dazu haben.«
»Ich habe mir schon gedacht, dass Sie wiederkommen, D’Agosta«, sagte Kline. »Ich habe bereits mit meinen Anwälten gesprochen. Der Durchsuchungsbeschluss muss detailliert aufführen, wonach Sie suchen.«
»Oh, das tut er. Wir suchen nach Hinweisen, dass der Mord an Bill Smithback von Ihnen geplant, begangen oder vielleicht auch finanziert wurde.«
»Und warum genau sollte ich eine solche Tat planen, begehen oder finanzieren?«
»Wegen Ihrer psychotischen Wut auf einen profilierten und prominenten Journalisten – wie zum Beispiel denjenigen, der Sie aus Ihrer ersten Stelle bei einer Zeitung rausgeworfen hat.«
Kline verengte die Augen ein ganz klein wenig.
»Diese Information könnte in irgendeinem dieser Räume versteckt sein«, fuhr D’Agosta fort. »Wir müssen das gesamte Büro durchsuchen.«
»Die könnte überall sein«, antwortete Kline. »Zum Beispiel bei mir zu Hause.«
»Da gehen wir als Nächstes hin.« D’Agosta setzte sich. »Aber Sie haben recht – sie
könnte
sich überall befinden. Und genau deshalb muss ich sämtliche CDs, DVDs, Festplatten, PDAs beschlagnahmen, alles in diesen Räumen, was Informationen speichern kann. Besitzen Sie einen Blackberry?«
»Ja.«
»Jetzt ist er ein Beweismittel. Händigen Sie ihn mir bitte aus.«
Kline holte seinen Blackberry hervor und legte ihn auf den Schreibtisch.
D’Agosta sah sich um. Einer der Beamten nahm gerade Gemälde von den Kirschholzwänden, untersuchte sorgfältig die Rückseiten und legte sie dann auf den Boden. Ein anderer zog Bücher aus den Regalen, hielt sie am Buchrücken fest, schüttelte sie und ließ sie dann auf bereits vorhandene Stapel fallen. Der dritte hob die teuren Teppiche an, suchte darunter und stellte sie dann zusammengerollt in eine Ecke. Beim Zuschauen dachte D’Agosta, wie günstig es doch war, dass keine gesetzliche Vorschrift besagte, nach einer Hausdurchsuchung aufzuräumen.
Aus anderen Büroräumen weiter hinten am Gang hörte er das Knallen von Schubläden, Schleifgeräusche, Rufe, lautstarken Protest. Der Beamte war mit den Teppichen fertig und nahm sich die Aktenschränke vor; er öffnete sie, zog Akten heraus, blätterte darin und warf sie auf den Boden. Der Beamte, der die Ölgemälde inspiziert hatte, baute derweil die PCs auf dem Schreibtisch ab. »Die brauche ich fürs Geschäft«, sagte Kline.
»Die gehören jetzt mir. Hoffentlich haben Sie alle Daten gespeichert.« Da fiel D’Agosta etwas ein – Pendergast hatte es ihm empfohlen. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, die Krawatte zu lösen?«
Kline runzelte die Stirn.
Weitere Kostenlose Bücher