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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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hässlichen Plastikstühle an der Wand, zwischen denen ein Tisch mit eselsohrigen Zeitschriften stand. Er nahm eine mit eher geringen Gebrauchsspuren zur Hand, blätterte darin und begann zu lesen.
    D’Agosta ging einmal im Kreis herum, dann noch einmal. Das Leichenschauhaus von New York war für ihn ein Ort voller fürchterlicher Erinnerungen, und bestimmt machte er gleich eine Erfahrung, die eine weitere Erinnerung fest in seinen Gedanken verankern würde – vielleicht die schlimmste von allen. Pendergasts geradezu übernatürliche Abgeklärtheit irritierte ihn. Wie konnte er nur derart cool bleiben? Er blickte hinüber zu seinem Begleiter und sah, dass er sichtlich interessiert in einer
Mademoiselle
las.
    »Wieso lesen Sie denn so was?«, fragte D’Agosta gereizt.
    »Hier steht ein lehrreicher Artikel über unglücklich verlaufene erste Dates. Das erinnert mich an einen Fall, in dem ich einmal ermittelt habe. Das Date endete in einem Mord in Kombination mit einem Selbstmord.« Er schüttelte den Kopf und setzte seine Lektüre fort.
    D’Agosta verschränkte die Arme vor der Brust und ging wieder unruhig im Raum herum.
    »Vincent, nun setzen Sie sich doch. Nutzen Sie Ihre Zeit auf konstruktive Weise.«
    »Ich hasse diesen Ort. Der Geruch ekelt mich an. Ich hasse es, wie es hier
aussieht

    »Ich kann es Ihnen nachfühlen. Die Hinweise auf unsere Sterblichkeit sind hier – sollen wir sagen – schwer zu ignorieren?
Gedanken, oft so tief, dass nicht mal Tränen sie erreichen

    Die Seiten raschelten; Pendergast las weiter. Mehrere furchtbare Minuten verstrichen, bevor sich die Tür zum Leichenschauhaus endlich öffnete. Darin stand einer der Pathologen, Beckstein.
    Gott sei Dank,
dachte D’Agosta,
Beckstein führt die Autopsie durch.
Er war einer der besten und – Überraschung! – ein fast normaler Mensch.
    Beckstein streifte Handschuhe und Maske ab und ließ sie in einen Abfalleimer fallen. »Lieutenant. Agent Pendergast.« Er nickte nur, bot ihnen nicht die Hand. Händeschütteln – so etwas tat man in einem Leichenschauhaus einfach nicht. »Ich stehe zu Ihrer Verfügung.«
    »Dr. Beckstein.« D’Agosta übernahm die Gesprächsführung. »Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für ein Treffen mit uns genommen haben.«
    »Keine Ursache.«
    »Geben Sie uns bitte einen kurzen Überblick, mit möglichst wenigen Fachausdrücken.«
    »Gewiss. Möchten Sie sich die Leiche einmal anschauen? Der Prosektor arbeitet gerade noch daran. Manchmal hilft es, wenn man sich …«
    »Nein danke«, sagte D’Agosta entschieden.
    Er spürte, dass Pendergast ihn ansah.
Scheiß drauf
, dachte er entschlossen.
    »Wie Sie wünschen. Die Leiche weist vierzehn vollständige oder partielle Prämortem-Messerstiche auf, einige an Händen und Armen, mehrere im unteren Rückenbereich und einen finalen, gleichfalls mit einem hinteren Eintritt, der das Herz durchbohrt hat. Ich würde Ihnen das gern mal auf einem Schaubild verdeutlichen …«
    »Nicht nötig. Irgendwelche Postmortem-Wunden?«
    »Keine. Der Tod trat fast unmittelbar nach dem letzten, tödlichen Stoß ins Herz ein. Das Messer drang zwischen der zweiten und dritten hinteren Rippe ein, in einem nach unten weisenden Winkel von achtzig Grad. Dabei hat es den linken Vorhof und die Lungenarterie durchstoßen und den Conus arteriosis am Übergang zur rechten Herzkammer durchtrennt, was zu einer massiven Ausblutung geführt hat.«
    »Hab schon verstanden.«
    »Gut.«
    »Würden Sie sagen, dass der Mörder getan hat, was er tun musste, um das Opfer zu töten, und nicht mehr?«
    »Diese Aussage stimmt mit den Fakten überein, ja.«
    »Die Tatwaffe?«
    »Eine fünfundzwanzig Zentimeter lange, fünf Zentimeter breite Klinge, sehr steif, vermutlich ein qualitativ hochwertiges Küchen- oder Tauchermesser.«
    D’Agosta nickte. »Sonst noch was?«
    »Die Blutuntersuchung hat einen Blutalkoholspiegel in den rechtlich zulässigen Grenzen ergeben. Keine Drogen oder andere fremde Substanzen. Der Mageninhalt …«
    »Das muss ich nicht wissen.«
    Beckstein zögerte. D’Agosta las irgendetwas in seinem Blick. Unsicherheit, Unbehagen.
    »Ja?«, drängte er. »Sonst noch was?«
    »Ja. Ich habe den Bericht zwar noch nicht geschrieben, aber da war eine ziemlich merkwürdige Sache, die das Spurensicherungsteam übersehen hat.«
    »Reden Sie weiter.«
    Wieder zögerte Beckstein. »Ich würde Ihnen das gern einmal zeigen. Wir haben es nicht entsorgt – noch nicht.«
    D’Agosta schluckte.

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