Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten
Ziegen, Hühnern und Schafen – stammen angeblich aus einer aufgelassenen Kirche in einer zurückgezogen lebenden Gemeinde im Inwood Hill Park, im Volksmund unter dem Namen »Ville« bekannt. Bemühungen, mit den Bewohnern des Ville und dem Anführer der Gemeinde, Eugene Bossong, zu sprechen, blieben erfolglos.
Mit dieser Entdeckung hatte sich Bill, wie es schien, die Unterstützung der Chefredaktion für weitere Recherchen gesichert, denn der Artikel schloss mit dem Satz:
Dies ist ein Artikel aus einer Fortsetzungsreihe über Tieropfer in der Stadt New York.
Nora setzte sich zurück. Jetzt, da sie darüber nachdachte, fiel ihr wieder ein, dass Bill vor ungefähr einer Woche eines Abends nach Hause gekommen war und wegen eines kleinen Coups gejubelt hatte, den er bei seinen laufenden Recherchen über die Tieropfer gelandet habe.
Vielleicht war der Coup ja doch gar nicht so klein gewesen.
Nora sah stirnrunzelnd auf den Laptop-Bildschirm. Ungefähr zur gleichen Zeit waren auch zum ersten Mal diese merkwürdigen kleinen Gegenstände im Briefkasten und die gruseligen Zeichnungen im Straßenstaub vor der Tür des Apartmenthauses aufgetaucht.
Nachdem sie das Artikelverzeichnis geschlossen hatte, öffnete sie Bills Informationsmanagement-Software und suchte nach den Notizen, die er sich immer für anstehende Artikel machte. Wichtig für sie waren dabei die neuesten Einträge.
Konzentrier dich auf das Ville – Follow-up im nächsten Artikel. SIND DAS WIRKLICH TIEROPFERUNGEN ? Das muss BEWIESEN WERDEN – keine Anspielungen . Polizeiakten noch mal einsehen. Mit eigenen Augen SEHEN .
Transkribier das Interview mit Pizzetti. Andere Nachbarn, die sich beschwert haben?
Zweites Interview mit Esteban, dem Tierschützer, vereinbaren? Kapitel über das lokale Büro der Tierrechtsorganisation PETA , usw.
Woher
bekommt man die Tiere?
Wie sieht die Geschichte des Ville aus? Wer sind diese Leute? Die
Times
morgen auf die Vorgeschichte/Geschichte hin überprüfen.
Viel Farbe brächten in den Artikel rein:
Gerüchte um Zombies/Kulte/etc.
Möglicher Titel: »Ville d’Evil?« Nein, die
Times
würde das streichen.
*Erster Hochzeitstag – Reservierung fürs Café des Artistes & Karten für
Der Mann, der zum Abendessen kam
fürs Wochenende nicht vergessen!!!
Der letzte Eintrag kam so unerwartet, fiel so sehr aus dem Rahmen, dass Nora einen schutzlosen Moment lang spürte, wie sie heiße Tränen vergoss. Sie schloss sofort das Programm und stand vom Schreibtisch auf.
Sie ging im Wohnzimmer auf und ab, dann sah sie auf die Uhr: Viertel nach vier . Wenn sie die U-Bahn Ecke 96. und Central Park West nahm, konnte sie in vierzig Minuten in Inwood sein. Sie lud ein neues Programm, tippte kurz etwas ein, betrachtete den Bildschirm und schickte das Dokument an den Drucker. Sie ging mit langen Schritten ins Schlafzimmer, hob ihre Handtasche vom Fußboden auf, schaute sich noch mal rasch um, dann schritt sie zur Tür.
Eine Viertelstunde vorher hatte sie sich noch orientierungslos und ohne Ziel gefühlt. Jetzt aber war sie plötzlich von einem übermächtigen Willen beseelt.
[home]
20
D’Agosta hatte eine komplette Kommandoeinheit mitgebracht – zwölf bewaffnete und uniformierte Beamte –, darum war der Fahrstuhl brechend voll. Er drückte den Knopf für Stockwerk 37, dann wandte er den Blick auf das erleuchtete Display über den Fahrstuhltüren. Er war ruhig und gelassen, cool. Nein, das stimmte nicht: Er war kalt. Eiskalt.
Er war im Grunde ein fairer Mensch, fand er. Wenn man ihn mit einem Mindestmaß an Respekt behandelte, dann tat er das umgekehrt auch. Aber wenn sich jemand wie ein Arsch aufführte, dann war das eine andere Geschichte. Und Lucas Kline hatte sich wie ein ausgesuchter Arsch der Güteklasse A aufgeführt. Aber jetzt würde er mal erleben, was für eine schlechte Idee es war, einen Cop so richtig zu ärgern.
Er wandte sich zu der Einsatzgruppe um. »Denkt an das Briefing. Ich will eine gründliche Durchsuchung. Gründlich und schmutzig. Arbeitet in Zweier-Teams – ich will keine Probleme mit der Beweiskette erleben. Und wenn euch jemand in die Quere kommt, irgendeine Art von Verschleppungstaktik läuft, irgendwas, unterbindet das schnell und entschlossen.«
Ein Murmeln ging durch die Gruppe, gefolgt von einer Welle schnappender und klickender Geräusche; Stabtaschenlampen wurden überprüft, Batterien in elektrische Schraubenzieher geschoben.
Die Fahrstuhltüren öffneten sich,
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