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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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gefaltete Papiertaschentücher, eine Kreuzworträtselzeitschrift, ein Buch über höhere Infinitesimalrechung und mehrere zusätzliche Peitschen, deren Riemen aufgrund ständiger Benutzung zerschlissen waren. Ein paar uralte Snookerkugeln, voll mit Krakelee-Rissen, lagen vergessen in einer Tasche. Es gab kaum andere Möbel. Das große Zimmer war bemerkenswert leer. Die Fenster waren mit leichten Gazevorhängen versehen. In dem Raum war es grabesstill.
    Slade schloss die Tür mit äußerster Sorgfalt. »Setzen Sie sich.«
    Pendergast zog einen Korbstuhl heran und stellte ihn auf den dicken Teppich vor dem Tisch. Slade rollte seinen Infusionsständer hinter den Tisch und setzte sich sehr langsam und vorsichtig in den einzigen Schreibtischsessel. Er drückte die Pumpe am Infusionsschlauch, worauf seine Augen flackerten, als das Morphium in den Blutkreislauf gelangte, seufzte und richtete dann die Waffe auf Pendergast. »Okey-dokey«, sagte er flüsternd. »Sagen Sie, was Sie zu sagen haben, damit ich Sie danach erschießen kann.« Er lächelte matt. »Das gibt natürlich eine Schweinerei. Aber June wird alles wieder sauber machen. Sie ist gut darin, meine Schweinereien sauber zu machen.«
    »Ehrlich gesagt, werden Sie mich nicht erschießen.«
    Slade hüstelte. »Nein?«
    »Darüber wollte ich ja mit Ihnen sprechen. Sie werden sich nämlich selbst erschießen.«
    »Und warum sollte ich das tun?«
    Anstatt zu antworten, stand Pendergast auf und ging zu einer Standuhr an einer der Seitenwände. Er zog die Gegengewichte auf, stellte die Zeit auf zehn Minuten vor zwölf und schnippte mit dem Fingernagel gegen das Pendel, um es in Gang zu setzen.
    »Zehn vor zwölf?«, sagte Slade. »Das ist nicht die richtige Uhrzeit.«
    Pendergast nahm wieder Platz. Das Ticken der nun in Gang gesetzten Uhr erfüllte allmählich die Stille. Slade schien sich leicht zu straffen. Seine Lippen begannen sich zu bewegen.
    »Sie werden sich umbringen, weil die Gerechtigkeit es verlangt«, sagte Pendergast.
    »Um Sie zufriedenzustellen, nehme ich an.«
    »Nein. Um mein Vorhaben zu
vereiteln.
«
    »Nein. Ich bringe mich nicht um«, sagte Slade laut. Es waren die ersten Worte, die er lauter als in seinem papierdünnen Flüsterton vorgebracht hatte.
    »Ich hoffe, dass Sie es nicht tun«, sagte Pendergast, während er zwei Snookerkugeln aus der Ecktasche nahm. »Ich möchte ja, dass Sie leben.«
    Slade sagte: »Sie reden Unsinn. Das merkt sogar ein Irrer.«
    Pendergast fing an, die Kugeln in einer Hand hin und her zu rollen, ließ sie aneinanderklacken.
    »Hören Sie auf damit«, zischte Slade und zuckte zusammen. »Das mag ich nicht.«
    Pendergast ließ die Kugeln ein wenig lauter aneinanderklacken. »Ich hatte vor, Sie zu töten. Aber jetzt, nachdem ich gesehen habe, in welchem Zustand Sie sich befinden, ist mir klar, dass es das Grausamste wäre, Sie am Leben zu lassen. Es gibt keine Heilung. Ihr Leiden wird sich fortsetzen, nur wird sich Ihre Gebrechlichkeit im Alter verstärken, Ihr Geist wird immer tiefer in Elend und Zerfall versinken. Der Tod wäre eine Erlösung.«
    Slade schüttelte langsam den Kopf; seine Lippen zuckten, die gemurmelten Laute bruchstückhafter Wörter drangen ihm aus dem Mund. Er stöhnte, was durchaus von seinen körperlichen Schmerzen herrühren konnte, und drückte nochmals die Morphiumpumpe.
    Pendergast griff in seine Tasche, holte ein kleines Reagenzglas hervor, das halb mit einem schwarzen Granulat gefüllt war. Er tippte eine kleine Linie des Granulats auf die eine Seite des Billardtischs.
    Das ließ Slade offenbar wieder zur Besinnung kommen. »Was machen Sie da?«
    »Ich trage stets eine kleine Menge Aktivkohle bei mir. Sie ist bei sehr vielen Tests von Nutzen, Sie als Wissenschaftler müssten das eigentlich wissen. Doch sie hat auch ihre ästhetischen Eigenschaften.« Aus einer anderen Tasche zog Pendergast ein Feuerzeug und zündete rasch das eine Ende des Granulats an. »Zum Beispiel neigt der Rauch, den die Holzkohle produziert, dazu, in sehr schönen Mustern aufzusteigen. Und der Geruch ist alles andere als unangenehm.«
    Slade lehnte sich jäh nach hinten. Er richtete die Waffe, die er gesenkt hatte, wieder auf Pendergast. »Machen Sie das aus.«
    Pendergast ignorierte ihn. Der Rauch stieg kräuselnd in die stille Luft. Dann lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und schaukelte ein wenig darin, wobei das alte Korbwerk knarrte. Dabei rollte er weiterhin die Poolkugeln aneinander. »Sehen Sie, ich kannte –

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