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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Louisiana. Mangrovensümpfe, Bayous, imposante Plantagen und Marschen huschten nur so an ihnen vorbei. Wenn sie durch ein Dorf kamen, fuhren sie hin und wieder ein kurzes Stück langsamer, dann zog der laute, röhrende Motor sofort neugierige Blicke auf sich. Pendergast hatte das Cabrioverdeck nicht zugezogen, weshalb D’Agosta sich zunehmend windzerzaust fühlte und seine kahle Stelle am Hinterkopf auf unangenehme Weise Zugluft bekam. Der Wagen lag so tief auf der Straße, dass man sich als Insasse ungeschützt und verletzlich fühlte. Warum hatte Pendergast eigentlich diesen Wagen genommen statt den sehr viel komfortableren Rolls?
    »Können Sie mir vielleicht jetzt verraten, wohin wir fahren?«, rief er durch den heulenden Fahrtwind.
    »Nach Picayune, Mississippi.«
    »Und wieso gerade da hin?«
    »Weil Helen von dort Maurice angerufen hat.«
    »Das
wissen
Sie?«
    »Mit fünfundneunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit.«
    »Und wieso?«
    Pendergast schaltete einen Gang herunter und steuerte um eine scharfe Kurve in der Straße. »Helen hat eine Egg Cream getrunken, während Sie auf den Mechaniker des Automobilclubs gewartet hat.«
    »Na gut. Und?«
    »Und: Egg Creams waren eine Schwäche von Helen, die ich ihr nicht abgewöhnen konnte. Außerhalb von New York und Teilen von Neu-England bekommt man das Getränk kaum.«
    »Erzählen Sie weiter.«
    »Innerhalb einer Entfernung von New Orleans, die sich bequem mit dem Auto zurücklegen lässt, gibt – oder gab – es nur drei Lokale, die Egg Creams servieren. Helen hat sie alle aufgesucht; ständig ist sie zum einen oder anderen gefahren. Manchmal bin ich mitgekommen. Nach den Angaben der Straßenkarte bin ich – auf Grundlage des Wochentags und Helens Neigung, zu schnell zu fahren – zu dem Schluss gekommen, dass Picayune von den drei Orten derjenige ist, der am ehesten in Frage kommt.«
    D’Agosta nickte. Schien ganz einfach – es musste einem nur erklärt werden. »Aber warum gehen Sie nur von einer fünfundneunzigprozentigen Wahrscheinlichkeit aus?«
    »Weil es sein könnte, dass Helen an jenem Morgen aus irgendeinem anderen Grund losgefahren ist. Oder von der Polizei gestoppt wurde – sie hat haufenweise Strafzettel wegen Geschwindigkeitsüberschreitung bekommen.«
     
    Picayune im Bundesstaat Mississippi war ein gepflegter Ort mit niedrigen Häusern kurz hinter der Grenze zu Louisiana. Ein Schild an der Stadtgrenze verkündete, die Stadt sei eine KOSTBARE MÜNZE IN DER BÖRSE DES SÜDENS , ein anderes zeigte Fotos von den Festwagen der Krewe-of-Roses-Parade aus dem Vorjahr. D’Agosta sah sich neugierig um, während sie durch die ruhigen, vom Bäumen bestandenen Straßen fuhren. Als sie mit ihrem Porsche ins Zentrum rumpelten, drosselte Pendergast die Geschwindigkeit.
    »Der Ort hat sich ziemlich verändert«, sagte er und blickte nach rechts und links. »Das Internet-Café ist natürlich neu. Wie auch das kreolische Restaurant. Aber das kleine Lokal da drüben, das
Crawfish po’boys
anbietet, gab es auch schon damals.«
    »Sie sind zusammen mit Helen hier gewesen?«
    »Nicht mit Helen. Ich bin in weiter zurückliegenden Jahren mehrmals durch die Stadt gekommen. Ein paar Meilen von hier gibt es ein FBI -Ausbildungszentrum. Ah, das hier muss es sein.«
    Pendergast bog in eine ruhige Nebenstraße und parkte am Bordstein. Es handelte sich um eine Wohnstraße, bis auf das am nächsten befindliche Gebäude, ein einstöckiges, aus Fertigbetonteilen errichtetes Haus, das von der Straße zurücklag und von einem Parkplatz mit rissiger, unebener Asphaltdecke umgeben war. Ein schiefes Schild an der Stirnseite wies es als
Jake’s Yankee Chowhouse
aus; der Außenanstrich war verblasst und blätterte ab, das Restaurant war augenscheinlich schon seit Jahren geschlossen. Vor den Fenstern auf der Rückseite hingen jedoch Musselin-Gardinen, und an der Betonmauer war eine Satellitenschüssel angebracht. Das Gebäude diente also auch als Wohnhaus.
    »Mal sehen, ob wir die Sache auf die leichte Art hinbekommen können«, murmelte Pendergast. Er schaute sich noch eine Weile auf der Straße um. Und dann fing er an, den Motor mit langen Stößen seines rechten Fußes aufheulen zu lassen. Der Porsche erwachte röhrend zum Leben, wurde mit jedem Betätigen des Gaspedals lauter, so dass das Laub unter dem Boden hervorgeblasen wurde und er ähnlich heftig vibrierte wie ein Passagierjet.
    »Mein Gott!«, brüllte D’Agosta durch den Lärm. »Wollen Sie die Toten

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