Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit
Probleme?«
»Unregelmäßigkeiten beim Genehmigungsverfahren. Probleme mit der Bausubstanz.«
»Das kann nicht sein«, verwahrte der Mann sich. »Wir haben hier regelmäßige Inspektionen, die Lebensmittel und die sanitären Anlagen werden –«
»Wir sind nicht vom Gesundheitsamt«, unterbrach Pendergast ihn sarkastisch. »Die Unterlagen zeigen, dass dieses Gebäude ohne eine ordentliche Baugenehmigung errichtet wurde.«
»Warten Sie mal. Wir sind schon ein Dutzend Jahre hier drin –«
»Warum, glauben Sie wohl, wurde eine Überprüfung angeordnet?«, sagte Pendergast, der immer noch mit den Papieren vor dem verschwitzten Gesicht des Mannes herumwedelte. »Es hat Unregelmäßigkeiten gegeben. Vorwürfe von
Korruption.
«
»Hey, ich bin nicht der Mann, mit dem Sie deswegen reden sollten. Der Franchisegeber regelt –«
»
Sie
sind aber der Mann, der jetzt vor Ort ist.« Pendergast beugte sich vor. »Wir müssen in den Keller hinunter und feststellen, wie schlimm die Situation ist.« Er stopfte die Papiere zurück in die Hemdtasche. »Und zwar sofort.«
»Sie wollen den Keller sehen? Meinetwegen«, sagte der Filialleiter, der heftig schwitzte. »Nicht meine Schuld, wenn’s ein Problem gibt. Ich arbeite hier nur.«
»Gut. Packen wir’s an.«
»Joanie wird Sie runterbringen, während Mary Kate sich um die Kunden kümmert –«
»O nein«, fiel Pendergast ihm ins Wort. »O nein. Nein, nein. Keine Kunden. Nicht, bevor wir fertig sind.«
»Keine Kunden?«, wiederholte der Mann. »Ich versuche, hier einen Doughnut-Laden zu führen.«
Pendergast rückte näher. »Wir haben hier eine gefährliche, vielleicht sogar lebensbedrohliche Situation. Unsere Analysen haben gezeigt, dass das Gebäude baufällig ist. Sie sind verpflichtet, das Geschäft für die Öffentlichkeit zu schließen, bis wir unsere Überprüfungen der Fundamente und der tragenden Bauteile abgeschlossen haben.«
»Ich weiß nicht.« Das Stirnrunzeln des Filialleiters vertiefte sich. »Ich werde im Hauptbüro anrufen müssen. Wir haben den Laden noch nie während der Geschäftszeiten dichtgemacht, und in meinem Franchisevertrag steht –«
»Sie
wissen
nicht!? Wir werden hier bestimmt nicht rumstehen und warten, bis Sie jeden Hinz und Kunz angerufen haben, der Ihnen einfällt.« Pendergast rückte noch näher. »Warum genau versuchen Sie, Zeit zu schinden? Wissen Sie, was passieren würde, wenn der Fußboden unter einem Kunden nachgibt, der gerade eine Packung«, Pendergast hielt kurz inne, um einen Blick auf die Speisekarte zu werfen, die über der Theke hing, »glasierte XXL -Schokoladen-Bananen-Doughnuts mit doppelt Cremefüllung verspeist?«
Stumm schüttelte der Mann den Kopf.
»Sie würden angeklagt werden. Sie persönlich. Wegen Fahrlässigkeit. Fahrlässiger Tötung. Vielleicht sogar wegen vorsätzlicher Tötung.«
Der Filialleiter trat einen Schritt zurück. Er schnappte nach Luft, und frische Schweißperlen traten ihm auf die Stirn.
Pendergast ließ das angespannte Schweigen andauern. »Ich sag Ihnen, was wir machen«, bot er dann mit plötzlicher Großmütigkeit an. »Sie hängen das GESCHLOSSEN -Schild raus, und Mr. Steele und ich führen unten eine kurze Inspektion durch. Wenn die Lage weniger ernst ist, als man uns zu glauben veranlasst hat, kann der Betrieb weitergehen, bis unser Gutachten vorliegt.«
In der Miene des Mannes zeichnete sich Erleichterung ab. Er wandte sich an seine Mitarbeiterinnen. »Mary Kate, wir schließen für ein paar Minuten. Joanie, begleite diese Männer in den Keller.«
Pendergast und D’Agosta folgten Joanie durch die Küche, an einem Vorratsraum und den Toiletten vorbei zu einer unbezeichneten Tür. Dahinter führte eine steile Betontreppe hinunter in die Dunkelheit. Das Mädchen schaltete das Licht an und enthüllte einen Friedhof alter Elektrogeräte – Profi- Standmixer und Gastronomie-Fritteusen, die offenbar sämtlich auf Reparatur warteten. Der Keller selbst war offensichtlich sehr alt, mit Wänden aus unbehauenem Stein, grob gemörtelt. Zwei der Wände bestanden aus Backstein. Obgleich ebenfalls sehr alt, waren sie doch viel sorgfältiger gemauert. Neben der Treppe standen Kunststoffmülltonnen aufgereiht, und in einer Ecke lag ein unordentlicher, offenbar vergessener Haufen Plastikplanen.
Pendergast drehte sich um. »Danke, Joanie. Wir werden allein arbeiten. Bitte schließen Sie die Tür, wenn Sie hinausgehen.«
Das Mädchen nickte und trat den Rückzug die Treppe hinauf
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