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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit, hat ihn irgendwie verändert. Es erfüllte ihn mit kreativer Energie, es war der verwandelnde Moment seiner Künstlerlaufbahn.«
    »Wir sind immer davon ausgegangen, dass Helens Interesse dem Motiv des Gemäldes galt«, sagte D’Agosta.
    »Genau. Aber erinnern Sie sich noch an Blasts Worte? Helen wollte das Bild nicht besitzen. Sie wollte es lediglich studieren. Sie wollte eine Bestätigung für den genauen Zeitpunkt von Audubons künstlerischer Verwandlung.« Pendergast verstummte, seine Schritte wurden langsamer, schließlich blieb er ganz stehen. Er richtete den Blick nach innen.
    »Also«, sagte D’Agosta. »Rätsel gelöst.«
    Die silbrigen Augen richteten sich auf ihn. »Nein.«
    »Was meinen Sie?«
    »Warum hätte Helen das alles vor mir verbergen sollen?«
    D’Agosta zuckte mit den Achseln. »Vielleicht war ihr die erste Begegnung mit Ihnen peinlich, die kleine verzeihliche Notlüge, die sie damals erzählt hat.«
    »Eine kleine Notlüge? Das glaube ich nicht. Nein, sie hat das Ganze aus einem weit bedeutsameren Grund vor mir verheimlicht.« Pendergast sank wieder auf den Plüschsessel und starrte auf das Bild. »Decken Sie es ab.«
    D’Agosta breitete das Tuch über das Gemälde. So langsam fing er an, sich Sorgen zu machen. Pendergast wirkte selber nicht ganz geistig gesund.
    Der Agent schloss die Augen. Es wurde noch stiller in der Bibliothek, die Standuhr in der Ecke tickte lauter. D’Agosta setzte sich ebenfalls. Manchmal war es am besten, Pendergast Pendergast sein zu lassen.
    Die Augen öffneten sich langsam.
    »Wir sind dieses Problem von Anfang an völlig falsch angegangen.«
    »Und wieso?«
    »Wir sind davon ausgegangen, dass Helen an dem
Maler
Audubon interessiert war.«
    »Und? Woran sollte sie sonst interessiert sein?«
    »An dem Patienten Audubon.«
    »Dem Patienten?«
    Ein langsames Nicken. »Das war Helens Leidenschaft. Medizinische Forschung.«
    »Aber warum dann die Suche nach dem Gemälde?«
    »Weil er es direkt nach seiner Genesung gemalt hat. Sie wollte die Bestätigung für eine Theorie, die sie entwickelt hatte.«
    »Und was für eine Theorie soll das sein?«
    »Mein lieber Vincent, ist uns bekannt, an welcher Krankheit Audubon genau litt?«
    »Nein.«
    »Richtig. Aber diese Krankheit ist der Schlüssel zu allem! Es war die Krankheit, über die Helen Näheres erfahren wollte. Welche Auswirkungen sie auf Audubon hatte. Denn sie scheint einen mittelmäßigen Künstler in ein Genie verwandelt zu haben. Helen war klar, dass irgendetwas ihn verändert hatte. Deshalb ist sie nach New Madrid gefahren, wo er das Erdbeben miterlebt hat. Sie suchte überall, nah und fern, um das Agens dieser Veränderung zu verstehen. Und als sie auf seine Krankheit stieß, wusste sie, dass ihre Suche beendet war. Sie wollte das Gemälde lediglich sehen, um ihre Theorie bestätigt zu bekommen: dass Audubons Krankheit irgendetwas mit seinem Gehirn angestellt hat. Die Krankheit hatte neurologische Auswirkungen. Ganz erstaunliche neurologische Auswirkungen!«
    »Also, jetzt komm ich nicht mehr mit.«
    Pendergast sprang auf. »Und deshalb hat Helen es mir verheimlicht. Weil es potentiell eine extrem wertvolle pharmakologische Entdeckung war – ein patentrechtlich geschütztes Mittel. Mit unserer privaten Beziehung hatte es gar nichts zu tun!« Mit einer plötzlichen, impulsiven Bewegung packte er D’Agosta bei beiden Armen. »Und ich würde immer noch im Dunkeln tappen, mein lieber Vincent, wenn nicht Ihr genialer Einfall gewesen wäre.«
    »Also, so weit würde ich jetzt vielleicht nicht gehen …«
    Pendergast ließ ihn los und strebte zur Tür der Bibliothek. »Kommen Sie. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    »Wo gehen wir hin?«, fragte D’Agosta und beeilte sich, ihm zu folgen. In seinem Kopf wirbelte immer noch alles wild durcheinander, und er versuchte, Pendergasts Logik und Beweisführung nachzuvollziehen.
    »Unseren Verdacht bestätigen – und in Erfahrung bringen, ein für alle Mal, was das alles zu bedeuten hat.«

41
    Der Schütze änderte seine Position im gesprenkelten Schatten und nahm einen Schluck Wasser aus der Feldflasche. Mit den Schweißbändern, die er um beide Handgelenke trug, berührte er nacheinander die Schläfen. Seine Bewegungen waren langsam, methodisch und wurden von dem dichten Gebüsch komplett verdeckt.
    Es war im Grunde nicht nötig, derart vorsichtig zu sein. Die Zielperson konnte ihn nie und nimmer erspähen. Aber er jagte

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