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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Tischseite zu. »Und so hat er später gemalt. Nachdem er das Sanatorium verlassen hatte. Erkennen Sie das Problem?«
    D’Agosta war immer noch wie vor den Kopf gestoßen; das Bild in dem schwarzen Rahmen war unglaublich. »Er hat sich weiterentwickelt. Das machen Künstler ständig. Was ist daran rätselhaft?«
    Pendergast schüttelte den Kopf. »Weiterentwickelt? Nein, Vincent, das hier ist eine
Verwandlung.
Niemand verbessert sich so sehr. Die frühen Skizzen taugen nicht viel. Sie sind handwerklich ganz gut, detailgenau, mittelmäßig. Es ist nichts da, Vincent,
nichts,
was auf den geringsten Funken künstlerischen Talents hindeuten würde.«
    D’Agosta musste dem zustimmen. »Also was ist passiert?«
    Pendergast taxierte mit seinen blassen Augen die Kunstwerke, kehrte langsam zu dem Sessel zurück, den er vor die Staffelei gestellt hatte, und setzte sich. »Diese Frau war eindeutig Patientin im Sanatorium. Vielleicht hat Dr. Torgensson sich in sie verliebt. Vielleicht hatten sie eine Beziehung irgendeiner Art. Das würde erklären, warum er so hartnäckig an dem Bild festhielt, selbst als er in tiefste Armut gesunken war. Aber das erklärt noch lange nicht Helens extrem starkes Interesse daran.«
    D’Agosta schaute wieder auf die Frau, die in fast resignierter Position auf dem einfachen Krankenhausbett lag. »Könnte sie vielleicht eine Vorfahrin von Helen gewesen sein?«, fragte er. »Eine Esterhazy?«
    »Der Gedanke ist mir auch schon gekommen«, entgegnete Pendergast. »Aber warum in dem Fall diese obsessive Suche?«
    »Ihre Familie hat Maine unter zweifelhaften Umständen verlassen«, sagte D’Agosta. »Vielleicht gab es ja irgendeinen Makel in der Familiengeschichte, und das Gemälde hätte zur Aufklärung beitragen können.«
    »Ja, aber was für einen?« Pendergast deutete auf die Frauengestalt. »Man sollte doch annehmen, dass ein derart kontroverses Bild den Namen einer Familie eher beschmutzen als reinwaschen würde. Zumindest können wir jetzt spekulieren, warum das Motiv des Gemäldes in der Literatur nie erwähnt wurde – es ist zu verstörend und provozierend.«
    Kurzes Schweigen.
    »Warum wollte Blast es unbedingt haben?«, grübelte D’Agosta laut. »Ich meine, es ist nur ein Bild. Warum hat er so viele Jahre danach gesucht?«
    »Das zumindest ist leicht zu beantworten. Er war ein Audubon, er betrachtete es als sein Geburtsrecht. Es wurde zur fixen Idee für ihn. Mit der Zeit wurde die Jagd zu dem, was ihn reizte. Ich nehme an, das Sujet des Bildes hätte ihn ebenso überrascht wie uns.« Pendergast legte die Finger zusammen und presste sie gegen die Stirn.
    D’Agosta blickte immer noch auf das Bild. Da war etwas, ein Gedanke, dem es nicht ganz gelang, an die Oberfläche seines Bewusstseins zu steigen. Das Gemälde versuchte, ihm etwas mitzuteilen. Er starrte es an.
    Und dann, urplötzlich, erkannte er, was es war.
    »Dieses Bild«, sagte er. »Schauen Sie es sich an. Es ähnelt den Aquarellen auf dem Tisch. Die Bilder, die er später gemalt hat.«
    Pendergast blickte nicht auf. »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Sie haben es selbst gesagt. Die Maus auf dem Gemälde – es ist eindeutig eine Maus von Audubon.«
    »Ja, sehr ähnlich den Mäusen, die er in seinem Werk
Die lebend gebärenden Vierfüßer Nordamerikas
gemalt hat.«
    »Gut. Und jetzt sehen Sie sich mal die Maus auf diesem Stapel früher Zeichnungen an.«
    Langsam hob Pendergast den Kopf. Er blickte auf das Gemälde und dann auf die Zeichnungen, dann zu D’Agosta. »Ihr Punkt, Vincent?«
    D’Agosta wies zum Refektoriumstisch. »Diese frühe Maus. Ich hätte nie gedacht, dass Audubon sie gemalt hat. Das gilt für den ganzen frühen Kram, diese Stillleben und Skizzen. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass die von Audubon sind.«
    »Genau was ich eben gesagt habe. Darin liegt das Rätsel.«
    »Aber ich bin mir nicht so sicher, dass es ein Problem ist.«
    Pendergast schaute ihn an, und Neugier flammte in seinen Augen auf. »Sprechen Sie weiter.«
    »Also, wir haben diese frühen, mittelmäßigen Skizzen. Und dann haben wir diese Frau. Was ist dazwischen passiert?«
    Das Funkeln in Pendergasts Augen wurde heller. »Er wurde krank.«
    D’Agosta nickte. »Genau. Die Krankheit hat ihn verändert. Welche Antwort könnte es sonst geben?«
    »Brillant, mein lieber Vincent!« Pendergast hieb auf die Armlehnen seines Sessels, sprang auf und tigerte im Raum umher. »Die Berührung mit dem Tod, die plötzliche

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