Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
Vom Netzwerk:
seit Jahren die andere Art Wild – die vierfüßige Variante, manchmal scheu, manchmal außergewöhnlich wachsam –, und das hatte ihn gelehrt, äußerste Vorsicht walten zu lassen.
    Die Tarnung war perfekt: eine mächtige, umgestürzte Eiche, bedeckt mit Spanischem Moos, das nur ein paar winzige Ritzen freigab. Und durch eine dieser Ritzen ragte der Lauf seiner Remington 40 XS T-Rifle. Die Tarnung war perfekt, weil sie in der Tat natürlich war, eine der Folgen des Hurrikans Katrina, die in den umgebenden Wäldern und Sümpfen immer noch überall sichtbar waren. Man sah sie so oft, dass man aufhörte, darauf zu achten.
    Damit rechnete der Schütze.
    Der Lauf seiner Waffe ragte kaum mehr als drei Zentimeter aus dem Jagdschirm heraus. Er lag im Vollschatten, der Lauf selbst war mit einem speziellen nichtreflektierenden schwarzen Polymer überzogen, und die Zielperson würde in die pralle Morgensonne hinaustreten. Man würde die Waffe nicht einmal erkennen, wenn sie abgefeuert wurde; dafür würde der Mündungsfeuerdämpfer sorgen.
    Sein Fahrzeug, einen gemieteten Nissan-Kleinlaster mit Allradantrieb und bedeckter Ladepritsche, hatte er rückwärts an den Jagdschirm herangefahren. Er hatte die Heckklappe heruntergeklappt und benutzte die Ladepritsche als Schießplattform – er lag darauf. Die Schnauze des Kleinwagens war auf einen alten Holzfällerweg gerichtet, der nach Osten verlief. Selbst wenn jemand ihn sah und die Verfolgung aufnahm, würde es keine dreißig Sekunden dauern, von der Ladepritsche ins Fahrerhaus zu kommen, den Motor anzulassen und den Weg herunterzubrettern. Die öffentliche Straße, und damit die Sicherheit, lag gerade mal zwei Meilen entfernt.
    Er wusste nicht genau, wie lange er warten musste – es konnten zehn Minuten sein oder zehn Stunden –, aber das spielte keine Rolle. Er war hochmotiviert. So motiviert, wie er noch nie zuvor im Leben gewesen war. Nein, das stimmte so nicht ganz: Da hatte es dieses eine andere Mal gegeben.
    Der Morgen war diesig, überall lag noch Tau, und in dem dunklen Jagdschirm kam ihm die Luft stehend und tot vor. Umso besser. Erneut betupfte er seine Schläfen. Insekten summten schläfrig; er konnte das unruhige Piepsen und Schnattern von Wühlmäusen hören. Irgendwo in der Nähe musste ein Nest sein. In letzter Zeit schienen die verdammten Dinger überall in den Sümpfen des tiefgelegenen Flachlands zu sein, gierig wie Laborkaninchen und fast so zahm.
    Er nahm noch einen Schluck Wasser und überprüfte erneut die 40 XS . Das Zweibein hatte einen sicheren Stand und war eingerastet. Behutsam löste er den Kammerverschluss, überprüfte, ob die 308-Winchester gut im Patronenlager lag, und spannte wieder den Schlagbolzen. Wie die meisten aktiven Scharfschützen zog er die Stabilität und Treffgenauigkeit eines Repetierers vor. Er hatte drei Extra-Patronen im Magazin, für alle Fälle, aber Sinn und Zweck eines Präzisions-Waffensystems war, den ersten Schuss zählen zu lassen, und sein Plan sah eigentlich nicht vor, die anderen einzusetzen.
    Am wichtigsten war sein Leupold Mark 4 M1-Zielfernrohr für den Langstreckenbereich. Er schaute hindurch und zielte mit dem Leuchtpunkt erst auf die Eingangstür des Plantagenhauses, dann auf den Kiesweg, dann auf den Rolls-Royce selbst.
    Sechshundertfünfzig Meter, vielleicht sechshundertneunzig. Ein Schuss, ein Abschuss.
    Als er auf das große Auto blickte, spürte er, dass sein Herzschlag sich leicht beschleunigte. Erneut ging er den Plan im Kopf durch. Er würde warten, bis die Zielperson hinter dem Steuer saß und der Motor lief. Das Automobil würde über die halbkreisförmige Auffahrt rollen und kurz anhalten, bevor es auf die Straße fuhr. In diesem Moment würde er den Schuss abgeben.
    Er lag absolut still und zwang sein Herz, wieder langsamer zu schlagen. Er durfte sich keine Aufregung gestatten; eigentlich durfte er nicht zulassen, dass irgendeine Emotion – Ungeduld, Wut, Furcht – ihn ablenkte. Er musste vollkommen ruhig sein. Das hatte ihm schon zuvor gute Dienste geleistet, unter Umständen, die gefährlicher waren als diese. Er drückte das Auge fest ans Zielfernrohr, sein Finger ruhte leicht auf dem Abzugsbügel. Erneut rief er sich in Erinnerung, dass dies ein Auftrag war. Es war am besten, es so zu sehen. Wenn er diesen letzten Job noch erledigte, war er damit fertig, und diesmal ein für alle Mal …
    Wie zur Belohnung für seine Selbstdisziplin öffnete sich die Tür des Plantagenhauses, und ein

Weitere Kostenlose Bücher