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Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung

Titel: Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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handeln, sicherstellen, dass keine Zeit vergeudet wurde. Er musste die Wahrheit herausfinden, um selbst zufriedengestellt zu sein, um zu wissen, dass Pendergast nicht überlebt hatte und auf allen vieren aus dem Mire herausgekrochen war. Erst wenn er das wusste, konnte er vielleicht Seelenfrieden finden.
    Schließlich widmete er sich der Karte. Er fand seine Position, fand den Gipfel des Beinn Dearg und das Foulmire, fand Cairn Barrow, das größte Dorf in der Region. Die Fingerspitze auf den Punkt gelegt, wo er Pendergast erschossen hatte, sah er sich die Umgebung genauer an. Das nächste Dorf, Inverkirkton, lag fünfeinhalb Meilen vom Ort des Geschehens entfernt. Außer der Kilchurn Lodge lag keine menschliche Ansiedlung näher. Wenn Pendergast überlebt hatte, er irgendwo hingegangen war, dann nach Inverkirkton. Und genau dort würde er mit der Suche anfangen.
    Esterhazy faltete die Karte zusammen und warf einen Blick die andere Seite des Hügels hinunter. Von seiner Warte aus war Inverkirkton gerade noch eben zu sehen. Er räusperte sich und stieg wieder aufs Rad. Und kurz darauf sauste er, die Nachmittagssonne auf dem Rücken und ohne vom süßen Duft der Heide Notiz zu nehmen, in östlicher Richtung den Hügel hinab.
    Inverkirkton war eine Ansammlung gepflegter Häuser an einer Biegung der Straße, verfügte aber über jene beiden Einrichtungen, deren sich offenbar jedes schottische Dorf rühmen konnte: einen Pub und einen Gasthof. Er radelte bis zum Gasthof, stieg ab und lehnte das Rad gegen die weiß gekalkte Steinmauer. Dann zupfte er ein Taschentuch aus der Hosentasche und trat ein.
    Der kleine Eingangsbereich war hell und freundlich eingerichtet. An den Wänden hingen gerahmte Fotos von Inverness und dem Mull of Kintyre neben Tartans und einer Karte der Umgebung. Bis auf einen Mann Anfang sechzig, offenkundig der Gastwirt, der hinter einem Tresen aus poliertem Holz stand und in einer Zeitung las, war niemand da. Er hob den Blick, als Esterhazy eintrat, und sah ihn aus seinen hellblauen Augen fragend an. Esterhazy wischte sich mit dem Taschentuch ausgiebig das Gesicht und schneuzte sich lautstark. Bestimmt wussten alle in diesem winzigen Dorf über den »Jagdunfall« in der Nähe und die Ermittlungen Bescheid, weshalb er erleichtert feststellte, dass im Blick des Mannes keinerlei Anzeichen für ein Erkennen lag.
    »Einen schönen guten Tag«, sagte der Mann mit ausgesprochen tiefer Stimme.
    »Guten Tag«, antwortete Esterhazy, nachdem er anscheinend wieder ein wenig zu Atem gekommen war.
    Der Gastwirt blickte über Esterhazys Schulter, dorthin, wo der Vorderreifen seines Fahrrads so gerade eben durch die Tür zu sehen war. »Machen Sie Urlaub hier in der Gegend?«
    Esterhazy nickte. »Ich hätte gern ein Zimmer, wenn denn eins frei ist.«
    »Ja, eines. Und wie heißen Sie, Sir?«
    »Edmund Draper.« Wieder atmete er einige Male tief durch und wischte sich nochmals ausgiebig mit dem Taschentuch übers Gesicht.
    Der Gastwirt holte ein großes Gästebuch vom Bord hinter sich. »Sie scheinen mir ’n bisschen erschöpft zu sein, junger Mann.«
    Esterhazy nickte abermals. »Bin ganz von Fraserburgh hergeradelt.«
    Der Gastwirt öffnete das Gästebuch nicht weiter. »Fraserburgh? Aber das sind ja knapp vierzig Meilen – ’ne ganz schön lange Strecke über die Berge.«
    »Ich weiß. Ich hab’s auf die harte Tour erfahren. Heute ist erst mein zweiter Urlaubstag, und ich hab’s wohl übertrieben. Aber so bin ich nun mal.«
    Der Gastwirt schüttelte den Kopf. »Na, eins steht mal fest. Heute Nacht können Sie bestimmt gut schlafen. Am besten, Sie lassen es morgen ruhig angehen.«
    »Mir bleibt wohl nichts anderes übrig.« Noch eine Pause, um Atem zu holen. »Übrigens, ich habe den Pub nebenan gesehen – man kann dort auch essen, nehme ich an?«
    »Ja, und zwar ziemlich gut. Und wenn ich Ihnen eine Empfehlung geben darf, der hiesige Malt, Glen …«
    Der Gastwirt hielt inne. Esterhazy hatte eine besorgte, schmerzhafte Miene aufgesetzt.
    »Ist irgendwas nicht in Ordnung?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Esterhazy. Er ließ seine Stimme angestrengt klingen. »Ich habe da plötzlich so ein … Ziehen … in der Brust.«
    Ein Ausdruck der Besorgnis huschte über das Gesicht des Gastwirts. Er eilte hinter dem Empfangstresen hervor, führte Esterhazy in einen kleinen angrenzenden Raum und setzte ihn vorsichtig in einen Polstersessel.
    »Der Schmerz schießt mir in den Arm … O Gott, wie weh das tut.«

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