Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung
Hayward. »Weißt du, er vermittelt immer den Eindruck eisiger Selbstbeherrschung. Aber darunter … ist er wie ein Besessener.«
»Ein Besessener, der seine Fälle löst.«
»Vinnie, ein Fall ist nicht gelöst, wenn der Verdächtige tot ist. Wann hat Pendergast das letzte Mal einen Fall vor Gericht gebracht? Und jetzt diese Sache mit seiner Frau, die angeblich noch am Leben ist …«
D’Agosta legte die Gabel hin. Der Appetit war ihm vergangen. »Mir wäre es lieber, wenn du nicht so über Pendergast reden würdest. Selbst wenn …«
»Selbst wenn es stimmt, was ich sage?«
D’Agosta erwiderte nichts. Sie hatte einen wunden Punkt berührt; noch nie hatte er sich solche Sorgen um seinen Freund gemacht.
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Und dann spürte D’Agosta mit einiger Überraschung, dass Laura ihre Hand auf die seine legte.
»Ich liebe deine Loyalität«, sagte sie. »Und deine Integrität. Ich möchte, dass du weißt, dass ich größeren Respekt vor Pendergast empfinde als früher, auch wenn ich seine Methoden verabscheue. Aber weißt du was? Er hat ganz recht, wenn er dich aus dieser Sache heraushält. Der Mann ist Gift für eine Karriere bei der Polizei. Für
deine
Karriere. Ich bin also froh, dass du seinen Ratschlag befolgst und die Finger davon lässt.« Sie lächelte und drückte seine Hand. »Und jetzt komm und hilf mir beim Abwasch.«
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38
Fort Meade, Maryland
Aloysius Pendergast schlenderte in die Eingangshalle eines nicht sehr bemerkenswerten Gebäudes auf dem Campus der National Security Agency. Er gab Waffe und Dienstausweis bei einem wartenden Soldaten ab, ging durch einen Metalldetektor und trat an den Empfang. »Mein Name ist Pendergast. Ich habe eine Verabredung mit General Galusha. Um halb elf.«
»Einen Augenblick bitte.« Die Sekretärin tätigte einen Anruf und stellte ein Besucher-Namensschild aus. Auf ihr Nicken hin kam ein zweiter Soldat mit einer Maschinenpistole herbei.
»Bitte folgen Sie mir, Sir.«
Pendergast befestigte das Namensschild an der Brusttasche seines Jacketts und folgte dem Soldaten zu den Fahrstühlen. Sie fuhren mehrere Ebenen abwärts. Die Türen öffneten sich, und sie betraten einen trostlosen Irrgarten aus Schlackenstein-Fluren, die schließlich zu einer unscheinbaren Tür führten, auf der lediglich GEN. GALUSHA stand.
Der Soldat klopfte höflich; eine Stimme sagte: »Treten Sie ein.«
Der Soldat öffnete die Tür, Pendergast betrat das Zimmer. Der Soldat schloss die Tür hinter ihm, darauf vorbereitet, draußen zu warten, bis das Gespräch beendet war.
Galusha war ein gepflegter, soldatisch wirkender Mann im militärischen Kampfanzug. Der schwarze Stern, der mit Klettband an der Brusttasche befestigt war, war der einzige Hinweis auf seinen Rang. »Bitte setzen Sie sich«, sagte er. Sein Verhalten war kühl und reserviert.
Pendergast nahm Platz.
»Ich muss Ihnen gleich sagen, Agent Pendergast, dass ich Ihrer Bitte nur nachkommen kann, wenn Sie und Ihre Vorgesetzten beim FBI die üblichen Kanäle einhalten. Und ich sehe keinesfalls, wie ich Ihnen behilflich sein kann.«
Pendergast schwieg einen Augenblick. Dann räusperte er sich. »Als einer der, äh, Wächter von M-LOGOS könnten Sie mir eine große Hilfe sein, General.«
Galusha wurde sehr still. »Und was genau wissen Sie über M-LOGOS, Agent Pendergast … vorausgesetzt, so etwas würde existieren?«
»Ich weiß eine ganze Menge darüber. Zum Beispiel, dass es sich um den leistungsstärksten Computer handelt, der bislang von Menschenhand erbaut wurde – und dass er in einem extra gesicherten Bunker unterhalb dieses Gebäudes steht. Ich weiß, dass er ein paralleles Prozessorsystem hat, mit einer speziellen KI , bekannt als Stutter-Logic, läuft und dass er zu einem einzigen Zweck entwickelt wurde: per Datenanalyse potenzielle Bedrohungen der nationalen Sicherheit abzuwenden. Diese Bedrohungen können viele Formen annehmen: Terrorismus, Industriespionage, Aktivitäten hasserfüllter inländischer Gruppierungen, Marktmanipulation, Steuerhinterziehung, sogar die Entstehung einer Pandemie.« Er schlug elegant ein Bein über das andere. »Zur Verfolgung dieses Ziels hat M- LOGOS eine Datenbank, in der alle nur möglichen Informationen gespeichert werden, von Handydaten und E-Mails bis zur Autobahnmaut, medizinische und juristische Daten, Daten aus sozialen Netzwerken sowie der Forschungsdatenbanken der Universitäten. Angeblich enthält die Datenbank Namen und
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