Pendragon - Der Anfang
waren viel zu viele. Ich war sowieso nicht sicher, ob ich mich wehren wollte, denn noch vor wenigen Minuten waren wir auf ihrer Seite gewesen. Jetzt … ich wusste nicht, was los war.
Als Rellin die Lichtung betrat, nahmen die Männer Haltung an. Das überraschte mich sehr. Vielleicht waren sie doch organisierter, als ich gedacht hatte. Waren das demütige Ducken und das Schweigen nur gespielt, um die Bedoowan in Sicherheit zu wiegen? Rellin ging zu einer hohen Kiste hinüber, die mit einer braunen Decke verhüllt war. Dort blieb er stehen und wandte sich uns zu.
»Bald beginnt der Kampf unseres Lebens«, erklärte er stolz.
»Doch er wird nicht lange währen. Das verdanken wir dir, Pendragon.«
Mir? Was hatte ich damit zu tun? Onkel Press warf mir einen scharfen Blick zu. Ich zuckte bloß die Schultern. Schließlich wusste ich nicht, wovon er redete.
Rellin fuhr fort: »Tak ist mächtig, aber sehr empfindlich.« Figgis tauchte neben ihm auf und hielt den Korb in die Höhe. Rellin griff hinein und nahm ein Stück Tak heraus, das nicht größer als eine Erbse war. »Um die Kraft freizusetzen, genügt schon ein geringer Aufprall.«
Rellin warf die Erbse auf den Boden, und sie explodierte mit einem lauten Knall, der durch den ganzen Wald hallte. Figgis kicherte. Ich fragte mich, wie viel er für ein Stück Tak verlangte.
»Es ist gefährlich, deshalb konnten wir immer nur eine winzige Menge benutzen«, erklärte Rellin. »Doch wir suchten einen Weg, es in größerem Umfang einzusetzen. Einen Weg, bei dem wir den Bedoowan einen mächtigen, vernichtenden Schlag versetzen können. Anfangs schafften wir es nicht – bis heute.«
Er griff unter die braune Decke und zog etwas heraus. Mir rutschte das Herz in die Hose. Es war eine dicke Batterie, die man für große Taschenlampen benutzt. Zuerst verstand ich gar nichts. Wo hatte er die Batterie her? Dann begriff ich. Ich nehme an, ihr habt mir doch eine Lampe besorgt. Ich habe sie nicht gefunden, weil Figgis sie zusammen mit dem Taschenmesser gestohlen hatte.
Rellin hielt die Batterie hoch und fuhr fort: »Pendragon, du hast dieses interessante Gerät mitgebracht. Ich weiß nicht, wieso es Energie abgibt. Allerdings lässt sie sich kontrollieren.«
Wieder griff er unter die Decke und zog die Lampe hervor. Bewundernd betrachtete er sie, und knipste sie an und aus. Ich sah zu Onkel Press hinüber. Ich hätte mich gerne entschuldigt, aber dafür war es zu spät. Er würdigte mich keines Blickes. Mit starrer Miene sah er Rellin an.
Der Vorarbeiter sprach weiter: »Mit Hilfe dieser seltsamen Energie setzten wir die überwältigende Kraft von Tak frei.« Die ganze Zeit über schaltete er das Licht an und aus. »Eine kleine Bewegung, und wir zünden so viel Tak, wie wir wollen. Die Bedoowan gehen unter, und sie werden bitter für das zahlen, was sie uns angetan haben.«
Jetzt verstand ich, worauf er hinauswollte. Sie wollten eine Bombe bauen. Es reichte ihnen nicht, kleine Geschosse mit den Schleudern abzufeuern. Nein, sie wollten den ganz großen Knall … und ich hatte ihnen die Möglichkeit dazu gegeben. Durch die Elektrizität der Lampe würden sie eine gewaltige Bombe zünden. Gut gemacht, Bobby.
Mit stolzer Geste zog Rellin die Decke von der Kiste. Wie sich herausstellte, war es gar keine Kiste, sondern eine Grubenlore aus dem Bergwerk. Zu meinem Entsetzen sah ich, dass sie mit Tak gefüllt war. Es waren mehrere hundert Pfund. Wenn ich an die laute Explosion dachte, die durch eine winzige Menge Tak verursacht wurde, käme diese Ladung einer Atombombe gleich.
»Du machst einen Fehler, Rellin«, sagte Onkel Press beschwörend. »Glaubst, das wird die Milago retten? Du irrst dich. Wenn du diese Waffe einsetzt, befreit ihr euch von den Bedoowan, werdet aber zu Sklaven einer neuen Macht … der Macht von Tak.«
Ich verstand sofort, was er meinte. Die Milago waren dabei, eine furchterregende Waffe zu konstruieren. Wenn sie eingesetzt wurde, würde das die Zukunft Dendurons für immer verändern. Die Auswirkungen der Explosion wären verheerend, und wenn diese einfachen Menschen so ungeheure Macht besaßen … Wie würde das enden? Schon jetzt waren sie nicht damit zufrieden, kleine Mengen Tak einzusetzen. Sie wollten Macht. Es war, als hätten die Milago das Schießpulver übersprungen und wären im Nuklearzeitalter gelandet. Armageddon!
Das Verrückte war, dass all das von zwei Leuten ausgelöst worden
war, die das Ausmaß ihrer Taten nicht hatten absehen können.
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