Pendragon - Der Anfang
nüchtern. »Tak ist anders als alles, was wir kennen. Wenn ein winziges Stück eine Riesenexplosion
auslöst, wird die Menge, die Bobby sah, nicht nur den Bedoowan-Palast zerstören, sondern auch das Milago-Dorf. Und falls danach ein Feuer ausbricht wie bei den Vogelscheuchen, könnte es verheerende Auswirkungen haben. Jedes Lebewesen im Umkreis von vielen Kilometern würde sterben – die Bedoowan, die Milago, alle Ernten und Wälder würden vernichtet …«
»Und Bobby, Alder, Loor und Press auch«, sagte Courtney langsam. »Ich glaube, dieser Figgis ist jetzt ein Händler des Todes.«
Mark hob die Blätter vom Boden auf und suchte darin herum. Es dauerte nicht lange, bis er die entsprechende Stelle gefunden hatte.
»Hör zu«, meinte er. »Ich lese vor, was Loor zu Bobby sagte: Meine Mutter erzählte mir, dass es viele Territorien gibt, denen eine entscheidende Zeit bevorsteht. Sie nannte es einen ›Wendepunkt‹. Das ist ein Ereignis, nach dessen Ausgang das Territorium entweder in Frieden und Wohlstand fortbesteht oder aber in Chaos und Blutvergießen versinkt.«
Courtney sagte: »Klar, wenn die Milago die Bedoowan besiegen, ist alles in Ordnung.«
»Das glaube ich nicht«, erwiderte Mark. »Ich glaube, es geht um Tak. Denk doch mal nach. Seit Jahrhunderten sind die Milago Sklaven der Bedoowan. Wenn sie kämpfen und verlieren, ändert sich nichts. Aber wenn sie durch den Einsatz von etwas so Schrecklichem wie Tak siegen, wer weiß, wohin das führen wird?«
»Dann müssen wir versuchen, es rückgängig zu machen!«
»Und wie?«, lautete seine Frage. »Wir kön nen nicht durch die Flumes reisen. Bei uns funktionieren sie doch nicht.«
Jetzt lief Courtney nervös auf und ab und dachte fieberhaft nach.
»Vielleicht könnten wir Bobby etwas schicken. Zum Beispiel …«
»Was?«, rief Mark. »Wir können nichts schicken. Es würde alles nur noch verschlimmern. Wir können nur …«
Die Türklingel unterbrach ihn. Sofort schwiegen beide.
»Erwartest du Besuch?«, fragte Courtney.
»Wir haben die Schule geschwänzt«, antwortete er beunruhigt. »Vielleicht hat man jemanden geschickt, der uns sucht.«
Wieder klingelte es.
»Ver… verstecken wir uns.«
Courtney sah ihn verächtlich an und meinte: »Verstecken? Mann, verschon mich mit so etwas! Wir haben größere Probleme, als uns Sorgen um die Schule zu machen. Geh endlich zur Tür.«
Courtney hatte recht, dachte Mark. Wen interessierte es, ob sie beim Schwänzen erwischt wurden? Er würde mit dem Stö ren fried reden und sich dann wieder den wah ren Problemen zuwenden. Als er nach unten ging, zögerte er kurz und gab sich Mühe, wirklich krank aus zusehen, falls es tatsächlich jemand von der Schule war. Er hustete kläglich und rief mit schwacher Stimme. »Ich komme.«
Er trat zur Tür, drückte die Klinke herunter, öffnete und rief: »Bobby!«
Tatsäch lich, Bobby Pendragon stand vor sei ner Haus tür und trug dieselben Sachen, die er am Tag sei nes Verschwindens angehabt hatte. Die Milago-Lederklamotten gehörten der Ver gangenheit an.
»Hallo, Mark«, sagte er lässig. »Darf ich reinkommen?«
Courtney raste die Treppe hinunter. »Bobby?«, rief sie.
Bobby betrat das Haus und schenkte ihr ein schwaches Lächeln.
»Habt ihr mich vermisst?«, meinte er.
Sie fiel ihm um den Hals, und Mark um armte beide. Bobby war daheim. Er war in Sicherheit. Alles war in Ordnung. Als sie sich endlich voneinander lösten, starrten sie ihn ungläubig an. Es war
zu schön, um wahr zu sein. Noch vor wenigen Sekunden hatten sie befürchtet, ihn nie wiederzusehen. Jetzt stand er hier leib haftig vor ih nen. Aber er sah anders aus. Das fiel sowohl Mark als auch Courtney auf. Klar, er war immer noch Bobby, kein Zweifel. Doch er wirkte müde, als hätte er Furchtbares hinter sich und wäre völlig erschöpft.
»Geht es dir gut?«, erkundigte sich Mark. »Du siehst irgendwie … krank aus.«
»Ich bin nicht krank, nur total fertig«, lautete die Antwort. »Ich muss mich hinlegen.«
Schnell brachten Mark und Courtney Bobby nach oben in Marks Zimmer. Sie beobachteten, wie er ging, und bemerkten, wie unsicher er auf den Bei nen war. Außerdem hatte er Blutspuren auf den Wangen, die von zahllosen kleinen Schnitten überall im Gesicht stamm ten. Of fensicht lich war jede Menge passiert, seitdem er sich am Flume von ihnen verabschiedet hatte. Für Mark und Courtney waren nur ein paar Stunden vergangen, aber – wie sie bereits vermutet hatten – die Zeit hier
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