Pendragon - Der Anfang
zum Palast.«
Gut, also war er doch ein Lügner, aber mir hatte er die Wahrheit gesagt. Er würde uns nicht ausliefern. Was hatte er vor?
»In der Zwischenzeit möchten wir dir und Königin Kagan ein Geschenk anbieten«, fuhr Rellin fort. »Als Wiedergutmachung für die ganzen Unruhen, die die Fremden mit unserer Hilfe ausgelöst haben.« Er winkte, und die Menge teilte sich. Drei Männer traten vor und brachten Glaze. Allerdings kei nen gewöhnlichen Korb voll Glaze, sondern eine bis zum Rand gefüllte Grubenlore! Es war spektakulär! In der Lore lagen die größten und schönsten Glaze-Stücke, die ich je gesehen hatte.
»Gestern stießen wir auf eine neue, vielversprechende Glaze-Ader«, verkündete Rellin stolz. »Das ist meine gute Neuigkeit. Dort gibt es mehr Glaze, als wir in unserem ganzen Leben fördern können. Wir brauchten einen gan zen Tag und eine ganze Nacht, um die Lore zu beladen, und ich bin sicher, dass wir Hunderte von Karrenladungen ans Tageslicht bringen werden.«
Mallos schien beeindruckt zu sein. Das sollte er auch.
»Das ist unser Geschenk«, fuhr Rellin fort. »Ich bitte nur um eine Sache.«
»Was soll das sein?«, schrie Mallos aufgebracht.
»Ich möchte es Kö nigin Kagan persön lich übergeben. Natürlich weiß ich, dass ein ein facher Bergmann den Palast nicht betreten
darf, aber vielleicht könnte ich dieses Glaze in die Arena bringen? Es wäre mir eine große Ehre, es der Herrscherin mit dem Versprechen zu überreichen, noch viel mehr zu fördern.«
Rellin war genial. Er hielt Mallos einen Köder hin, und der Fisch würde anbeißen. Natürlich kannten wir die Wahrheit. Die Lore war nicht nur mit Glaze gefüllt. Ich nahm an, dass unter den Steinbrocken eine ganze Menge Tak verborgen lag. Ja, Rellin hatte eine Möglichkeit gefunden, die schreckliche Bombe ins Herz des Bedoowan-Palastes zu bringen. Es war wie die Geschichte vom Trojanischen Pferd, als die Griechen Krieg gegen die Trojaner führten und ih nen ein riesiges Pferd aus Holz schenkten. Allerdings steckten griechische Soldaten im Bauch des Pferdes. Sobald es in der Stadt stand, sprangen die Soldaten heraus und metzelten die überraschten Trojaner nieder. Hier handelte es sich nicht um Soldaten. In der Karre lag eine tödliche Bombe, die den Palast dem Erdboden gleichmachen würde und das Milago-Dorf wahrscheinlich auch. Der Plan war verrückt und genial. Die Frage war bloß: Würde Mallos darauf hereinfallen?
Mallos musterte die gefüllte Grubenlore. Er ging hin und wühlte mit den Händen in den kostbaren Steinen. Ich spürte Rellins Anspannung, aber er blieb ruhig stehen. Mallos zog die Hand heraus und hielt leuchtend blaue Steine darin. Er starrte Rellin an und fragte: »Warum willst du nur der Königin dein Versprechen geben? Ich finde, alle Bedoowan sollten im Stadion sein, um das Geschenk zu sehen und dein Versprechen zu hören.«
Rellin unterdrückte ein Lächeln und antwortete: »Ja, du bist ein weiser Mann.«
Un glaublich. Mallos versam mel te den gan zen Stamm in der Arena.
Jetzt stieg er wieder in den Sattel und brüllte: »Macht euch auf den Weg! Ich bereite das Ganze vor!« Er trat dem Pferd in die Flanken und galoppierte davon.
Rellin sah die Bergleute an, die neben der Lore standen. Ohne äußere Anzeichen von Zufriedenheit ging er zu ihnen. Kein einziges Wort wurde gesprochen. Die Männer wussten, was zu tun war. Sie bückten sich, hoben den schweren Wagen an und machten sich auf den langen Weg zur Festung. Das Todeskommando war unterwegs.
Onkel Press wich vom Fenster zurück und sagte: »Mallos weiß alles.«
»Niemals!«, widersprach ich. »Warum sollte er sie die Bombe ins Stadion bringen lassen?«
»Weil er möchte, dass die Milago sie zünden. Ihm ist es egal, wer gewinnt und wer stirbt. Er will, dass die Mil ago Tak benutzen. Wenn die Bombe explodiert, war er erfolgreich.«
Vielleicht hatte Onkel Press recht. Wenn Mallos einen Krieg wollte, der Denduron ins Chaos stürzte, gab es kei nen besseren Weg, als die Milago in der Arena ein Blutbad an richten zu lassen. Für Mallos war das perfekt. Wir alle wussten, was bevorstand, aber wir konnten nichts dagegen tun, weil wir in dieser Hütte eingesperrt waren.
Aber nicht für lange. Ohne uns zu warnen, rannte Loor zum Fenster zurück, zog sich wie eine Ak robatin in die Höhe und sprang hinaus. Sekunden später kletterte sie über das Dach. Es ging so schnell, dass keiner von uns reagieren konnte. Wir starrten einander nur an und fragten uns,
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