Pendragon - Der Anfang
es verrückt war. Leider hatte ich die gefährlichste Aufgabe. Pech für mich.
Schnell unterbreitete ich Onkel Press und Loor meinen Plan. Sie nahmen sich nicht die Zeit, ihn zu diskutieren. Die Zeit der Debatten war vorbei, und da kei nem etwas Besseres einfiel, machten wir uns bereit. Dazu mussten wir uns trennen. Noch ehe wir einander Glück wünschen konnten, rannte Loor los. Typisch. Onkel Press hatte es nicht ganz so eilig. Er blieb lange genug, um mir einen besorgten Onkelblick zuzuwerfen. Ich hatte das Gefühl, etwas Bedeutsames
sagen zu müssen, doch mir fiel nichts ein außer: »Ich wünschte, du hättest mich zum Basketball gehen lassen.« Sicher nicht besonders tapfer, aber genauso fühlte ich mich im Augenblick.
Er lächelte und mein te: »Nein, das wünschst du dir nicht.« Dann lief er davon.
Ich zögerte kurz, denn ich hatte Angst. Trotzdem dachte ich über seine Worte nach. Klar, wenn ich zum Spiel gegangen wäre, würde ich jetzt nicht dem Tod ins Auge sehen. Meine Gedanken bewegten sich aber in eine andere Richtung. Es ist schwer zu erklären, denn ich weiß nicht, ob ich es wirk lich begriff, doch trotz der üblen Lage fühlte es sich irgendwie … richtig an. Denkt bloß nicht, es hätte mir Spaß gemacht. Weit gefehlt. Als ich aber kurz in mich ging, beschlich mich das eigenartige Gefühl, am richtigen Platz zu sein. Nein, am einzig richtigen Platz. Wie hieß das Motto der Reisenden? »Es hat so sein sollen.«
Ich will mich nicht zu dra matisch ausdrücken, doch ein bestimmtes Wort fiel mir ein: Bestimmung. Vielleicht war das hier mei ne Bestim mung. Allerdings hoffte ich schon, ir gendwann noch einmal an einem Basketballspiel teilnehmen zu können. Allerdings, wenn ich mich nicht bewegte, ganz sicher nicht. Also sprang ich auf und legte los.
Wäh rend ich am Stadion entlanglief, mach te ich mir kei ne Sorgen, entdeckt zu werden, denn alle sa hen zu Rellin. Für die Bedoowan war es sicher seltsam, dass ein Milago mit ih rer Königin redete. Das wäre nie geschehen, wenn Mallos es nicht inszeniert hätte. Ich glaube, das hat Onkel Press gemeint, als er sagte, Mallos würde seine Drecksarbeit nie selbst erledigen, sondern andere so beeinflussen, dass sie es für ihn übernahmen. Nun, Rellin war gerade dabei, die Drecksarbeit für Mallos zu erledigen.
»Menschen von Denduron«, begann er, »heute bringe ich euch ein Geschenk, das wertvoller ist als alles, was ihr euch nur vorstellen könnt.«
Offensichtlich hatte er vor, eine Rede zu halten. Sehr gut. Hoffent lich war sie recht langatmig, denn ich hatte kei ne Ah nung, wie viel Zeit ich für meinen Plan brauchte.
»Mein Geschenk ist kostbarer als das Glaze, das ihr hier seht«, rief er. »Es ist kostbarer als alles Glaze, das je aus dem Bergwerk geholt wurde. Ich schenke euch eine wundervolle Zukunft, die alle Menschen von Denduron teilen werden.«
Dies war der Augenblick, in dem er im Rampen licht stand. Mach weiter, Rellin, dachte ich. Rede lange und gut.
Ich sah, dass Loor und On kel Press den ersten Teil ihrer Aufgaben schon erledigt hatten. Sie hatten sich an jeweils einen Ritter angeschlichen, ihn niedergeschlagen und wa ren in die Rüs tungen geschlüpft, um das Stadion betreten zu kön nen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Deshalb hatte ich ihnen diese Aufgabe übertragen. Auf keinen Fall hätte ich selbst einen Ritter überwältigen und seine Rüstung stehlen können. Ich war einfach zu klein. In ei ner Rüstung würde ich wie ein klei nes Kind aussehen, das in die Kleider seines Vaters geschlüpft war.
Nein, ich hatte eine andere Aufgabe und wusste ganz genau, wohin ich gehen musste. Erst gestern war ich dort gewesen. Ich hatte mir geschworen, nie wieder einen Fuß dort hineinzusetzen, aber nun war ich bereits auf dem Weg. Ich rann te ziem lich schnell und brachte die dreihundert Meter in null Komma nichts hinter mich. Doch je nä her ich mei nem Ziel kam, umso un ruhiger wurde ich. Wenn ich jetzt ganz schnell ganz weit weg lau fen würde, könnte ich die Tak-Bombe vielleicht überleben … Aber dieser Gedanke währte nur ungefähr eine Na nose kunde. Natürlich würde ich unseren Plan auf keinen Fall sabotieren.
Zu diesem Zeitpunkt war die Bombe nicht das, was ich am meisten fürchtete, denn ich hatte mein Ziel erreicht … das schreckliche Loch, das in die Finsternis der Quig-Stallungen führte.
Wenn mein Plan funktionieren sollte, musste ich hinunterklettern
und mich zwischen hungrigen Quigs hindurch in die Arena
Weitere Kostenlose Bücher