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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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was sie vorhatte. Zuerst hörten wir ihre leisen Schritte über uns, bis sie sich genau über der Tür befand. Dann folg te ein kur zes Getümmel, gefolgt von Grun zen und Stöhnen. Schließlich öffnete sie von außen die Tür.
    »Jetzt können wir gehen«, verkündete sie.
    Zwar wussten wir nicht genau, was los war, rannten aber ins Freie. Uns bot sich ein erstaunlicher Anblick. Die drei Wachen lagen bewusstlos neben der Hütte. Loor hatte zugeschlagen, ehe sie auch nur ahnten, was los war. In weniger als zwanzig Sekunden hatte sie uns befreit.

    Das war beeindruckend, aber wir hatten keine Zeit für Dankesreden. Wir mussten das Dorf verlassen, ohne erwischt zu werden. Das erwies sich als ziem lich ein fach. Rellins Plan wurde ausgeführt, und so bereiteten sich die Bergleute auf den Angriff vor. Sobald sie die Explosion hörten, würden sie zum Pa last stürmen. Sie hatten im Augenblick andere Sorgen, als uns zu bewachen. Deshalb gelangten wir ohne Probleme aus dem Dorf in den Wald.
    Wir rannten, bis wir uns in si cherem Abstand befanden. Dann hob Onkel Press die Hand, und wir blieben stehen, um nach Luft zu schnappen. Nach einer Weile sah er Loor an und sprach aus, was wir dachten: »Warum hast du uns nicht gesagt, was du vorhattest? Wir hätten dir geholfen.«
    Loor gab ihm eine echte Loor-Antwort. »Ich brauchte eure Hilfe nicht. Im Kampf ist das Überraschungsmoment die beste Waffe. Die Bergleute dachten nicht an uns. Hätte ich gewartet, hätten sie sich wieder an uns erinnert. Die Chance wollte ich ih nen nicht geben.«
    »Loor, ich bin stolz auf dich«, sagte Onkel Press. »Dei ne Mutter wäre es auch.«
    »Sie hat mich gut unterrichtet.«
    Meine Mutter hat mir so etwas nie beigebracht. Sie verbrachte viel Zeit damit, mir gute Tisch manieren einzubläuen, aber wir kamen nie bis zu der Lektion, in der man drei Män ner entwaffnet und niederschlägt, die doppelt so groß sind wie man selbst. In dieser Beziehung war meine Erziehung definitiv mangelhaft.
    »Was ist mit der Bombe?«, wollte Alder wissen. »Wir müssen etwas unternehmen.«
    Onkel Press drehte sich um und sagte: »Zuerst gehen wir zum Palast.«
    Ich war nicht sicher, ob der Palast ganz oben auf der Liste meiner Lieblingsplätze stand. Ich betrachtete ihn als Höhle des Löwen, und falls wir Rellin nicht davon abhalten konnten, die Bombe zu zünden, würden wir ga rantiert umkom men, wenn wir uns in sei ner Nähe befanden.
Aber ich sprach es nicht aus. Wenn es eine Hoff nung gab, das Unglück zu verhindern, mussten wir ins Stadion gehen.
    »Alder, du gehst ins Dorf zurück«, sagte Onkel Press.
    »Nein!«, rief er. »Ich bleibe bei euch.«
    »Hör zu«, meinte Onkel Press bestimmt. »Ich habe keine Ahnung, ob wir es wirklich schaffen. Also geh ins Dorf und rede mit jedem, der dir zuhört. Warne die Leute, dass die Bombe mehr Schaden anrichtet, als sie den ken. Sie sollen im Bergwerk Unterschlupf suchen. Vielleicht sind sie dort in Sicherheit.«
    »Aber ich …«
    »Kein Aber, Alder«, sagte On kel Press. »Ich weiß, du willst uns begleiten, doch wenn wir versagen, rettest du wenigstens ein paar Milago.«
    Er hatte recht. Wenn Alder auch nur einen Menschen vor dem Tod rettete, war seine Mission erfolgreich. Er musste ins Dorf.
    Alder nickte. Er hatte begriffen, wie wichtig sein Auftrag war. Uns blieb keine Zeit für lange Verabschiedungen. Ich kannte Alder noch nicht lange, doch ich mochte ihn. Er war etwas tollpatschig, aber ich zweifele keine Sekunde daran, dass er für jeden von uns sein Leben aufs Spiel gesetzt hätte. Ich hoffe, ich wäre dazu auch bereit.
    »Viel Glück, Reisende«, sagte er und lächelte uns an.
    »Dir auch, Alder«, antwortete Onkel Press. »Beeil dich.«
    Alder machte kehrt und rannte zum Dorf zurück. Jetzt waren wir nur noch zu dritt. Die Kriegerin, der Anführer und der Junge, dem schlecht vor Angst war.
    »Los jetzt«, befahl Onkel Press und lief tiefer in den Wald hi nein. Wir wollten schnellstens zum Pa last. Abgesehen davon hatten wir keinen Plan. Wir mussten spontan handeln, wenn wir es überhaupt bis dorthin schafften. Da wir querfeldein liefen, dauerte es ziemlich lange. Ich merkte, dass Loor die Geduld verlor, aber es war besser, ein wenig mehr Zeit zu brauchen, als wieder in Gefangenschaft zu geraten. In ei nem großen Bogen arbeiteten wir uns in Richtung
Meer vor und krochen die Klippen entlang, bis wir in Sichtweite der Felsnase kamen, auf der die Festung stand. Wir sahen sie nicht, wussten aber, wo sie sich

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