Pendragon - Der Anfang

Boxershorts«, sagte er. Genau das wollte ich eigentlich nicht hören. Es würde schrecklich unbequem werden. Doch ich befolgte seine Anweisungen und hüllte mich in Leder und Felle. Es gab sogar Lederstiefel, die zum
Glück schön weich waren, denn auf Denduron trug man auch keine Thermosocken. Während wir ein Stück »Kleidung« nach dem anderen von dem Haufen nahmen, kam noch etwas zum Vorschein. Ich hob das letzte Fell auf und erblickte einen Zweimannschlitten. Er sah ein wenig so aus wie die Dinger, die man in Alaska von Schlittenhunden ziehen lässt, war aber kein bisschen modern. Die Kufen bestanden aus Holzbrettern, die Seiten aus Ästen und die Sitze aus geflochtenen Weidenruten oder etwas Ähnlichem. Das Steuer, das sich vor den Sitzen befand, war aus einem riesigen Geweih gefertigt. Fred Feuerstein wäre stolz darauf gewesen. Allerdings entdeckte ich ein Detail an diesem Schlitten, das mich ziemlich beunruhigte.
    An beiden Seiten hingen lange, gefährlich aussehende Speere. Die Schäfte bestanden aus glatten Ästen, die furchtbar scharfen Spitzen aus flach gehämmertem Metall. Am Ende waren Federn angebracht, um den Flug der Speere zu stabilisieren. Wie prähistorische Wurfspeere sahen sie aus, die zum Töten bereit waren.
    »Was ist mit deiner Knarre?«, fragte ich hoffnungsvoll. »Können wir die nicht für die Quigs benutzen?«
    »In diesem Territorium gibt es keine Pistolen«, antwortete er, hielt inne und sah mir fest in die Augen. »Wir dürfen nur Dinge verwenden, die die Territorien zu bieten haben. Das ist wichtig. Bitte denk immer daran, klar?«
    »Ja, sicher.«
    Er drückte mir etwas in die Hand. Es war ein kleiner, geschnitzter Gegenstand, der an einem Lederband hing. Es sah aus wie …
    »Eine Pfeife«, erklärte er, als hätte er meine Gedanken erraten. »Behalte sie immer in Reichweite.«
    Gerne hätte ich gefragt, warum, aber im Augenblick spielte es keine Rolle. Ich hoffte nur, dass Onkel Press mit dem Speer genauso gut umgehen konnte wie mit der Pistole, denn eine Trillerpfeife
würde uns kaum helfen, wenn die Sache wirklich gefährlich wurde. Ich zog mir das Lederband über den Kopf.
    »Bist du bereit?«, fragte er.
    »Nein«, lautete meine Antwort. Eigentlich war ich es doch. Ich kam mir wie ein Neandertaler vor, aber die eigenartigen Klamotten passten mir gut. Wo sie etwas groß ausfielen, zeigte mir Onkel Press, wie ich sie mit Lederriemen zusammenbinden konnte. Zum Schluss fühlten sie sich ganz bequem an. Das Einzige, was mich wirklich störte, war die Sache mit der fehlenden Unterhose. Hundertprozentig würde ich mich wund scheuern, und bestimmt gab es auf Denduron weder Puder noch Wundsalbe.
    Onkel Press zog den Schlitten in Richtung Höhlenausgang. Schnell eilte ich ihm zu Hilfe.
    »Sobald wir draußen im Schnee sind, hüpfst du rein und setzt dich nach hinten«, wies er mich an. »Ich sitze vorn und lenke. Wenn wir Glück haben, sind wir weg, ehe die Quigs aufwachen.«
    »Was ist, wenn wir kein Glück haben?«, lautete meine nächste Frage.
    »Wir sind auf keinen Fall schneller als sie. Die einzige Hoffnung ist, eines von ihnen zu erwischen.«
    »Erwischen? Erklär mir das.«
    Er schüttelte den Kopf, da wir den Ausgang erreicht hatten, und sah mich an.
    »Tut mir wirklich leid, Bobby. Sehr leid. Aber eines Tages wirst du begreifen, warum alles so gekommen ist.«
    Er sprach mit solcher Überzeugung, dass ich ihm tatsächlich glaubte. Ehrlich gesagt hatte ich Angst, ihm zu glauben. Denn wenn er die Wahrheit sagte, blieb mir nichts anderes übrig, als mich dem Unbekannten, das wahrscheinlich vor uns lag, zu stellen. Und nach dem zu schließen, was hinter uns lag, würde es bestimmt kein Sonntagsausflug werden.

    »Ich hoffe, du kannst mit diesem Ding umgehen«, sagte ich.
    »Halt dich gut fest«, antwortete er.
    Klar, Mann, hast du etwa gedacht, ich würde mit den Händen herumfuchteln, wie ich es beim Achterbahnfahren tue? Hältst du mich für bescheuert?
    Wir zogen den Schlitten in den Schnee. Meine Augen brauchten ein paar Sekunden, um sich wieder an das Licht zu gewöhnen, aber das Erste, was ich sah, waren die unheimlichen gelben Felsen, die aus dem Schnee ragten. Trotz Onkel Press’ Angst verstand ich nicht, was so gefährlich an ihnen sein sollte. Er bedeutete mir schweigend einzusteigen. Dann stellte er sich hinter den Schlitten und schob ihn an. Für ein Gefährt, das entschieden prähistorisch aussah, bewegte es sich ziemlich leicht. Vor uns lag der Platz, an dem die