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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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gelben Steine aufragten. Ich zählte zwölf Stück, die in einiger Entfernung voneinander standen. Wir glitten fast lautlos näher heran. Ich drehte mich zu Onkel Press um. Er zwinkerte mir zu und legte den Finger auf die Lippen, damit ich still blieb. Nach ein paar Metern befanden wir uns zwischen den Felsnadeln. Onkel Press gab sich große Mühe, nirgendwo anzustoßen. Jetzt gewannen wir an Geschwindigkeit. Der Abhang wurde immer steiler. Ich sah nach vorn und machte mir keine Sorgen mehr wegen der Quigs. Wir waren dabei, einen irrsinnig steilen, mit Felsbrocken übersäten Hang hinunterzurasen, und hockten auf einem morschen Stück Holz, das von Lederriemen zusammengehalten wurde. Wie sollten uns – verglichen damit – ein paar Tiere Angst einjagen, die knapp einen halben Meter groß waren?
    Ich sollte es nur zu bald herauszufinden.
    Fast hatten wir die gelben Steine schon hinter uns gelassen, als plötzlich der Schnee vor uns zu beben begann. Nur noch ein Stein stand in unserer Nähe, aber dieser eine reichte aus. Genau vor dem Schlitten teilte sich der Boden, und der spitze Felsen schob sich höher und höher. Doch nun war es gar kein Stein mehr, sondern
ein Gebilde aus Knochen, die zum Rückgrat des grauenvollsten Monsters gehörten, das ich je gesehen hatte. Das Quig erhob sich aus dem Schnee, bis der ganze Körper frei war. Es sah wie ein gewaltiger Grizzlybär der Urzeit aus. Das Fell war schmutzig grau, der Kopf riesig, mit Stoßzähnen wie bei einem Wildschwein. Zwei Paar Stoßzähnen. Auch die Pfoten wirkten überdimensional, mit Krallen so groß wie Klaviertasten. Scharfe Klaviertasten. Und die Augen sahen genauso aus wie die der Hunde im U-Bahn-Tunnel. Gelb, wütend und auf uns gerichtet.
    Onkel Press schob und schob, um mehr Geschwindigkeit zu bekommen, und manövrierte den Schlitten geschickt um das Quig herum.
    »Nimm den Speer!«, brüllte er.
    Ich konnte den Blick nicht von dem Monster abwenden. Es stellte sich auf die Hinterbeine und stieß einen furchtbaren Schrei aus, der selbst Tote in ihren Gräbern geweckt hätte. Oder wenigstens die anderen Quigs. Und genau das passierte auch. Hinter uns begann der Schnee rings um die übrigen Felsnadeln zu beben. Ein Quig nach dem anderen erwachte.
    »Beweg dich, Bobby!«
    Ich kam endlich wieder zu mir und beugte mich vor, um einen der Speere zu packen. Wir wurden immer schneller und hüpften förmlich über den Schnee. Es war schwierig, im Gleichgewicht zu bleiben. Ich bückte mich tiefer und versuchte den Speer loszubinden.
    »Beeil dich, bitte«, kam es von hinten. Es klang ruhig, aber bestimmt. Ich wandte mich um und entdeckte, dass sich ungefähr zwölf Quigs den Schnee aus dem Fell schüttelten.
    Ich hätte mich nicht umdrehen sollen. Denn gerade als ich den Lederriemen gelöst hatte, stieß der Schlitten gegen einen Stein. Der Stoß reichte aus, um mir den Speer aus der Hand zu reißen. Ehe ich wusste, wie mir geschah, lag er im Schnee! Ich versuchte,
nach ihm zu greifen, aber es war zu spät. Außer Reichweite. Weg.
    »Der andere! Schnell!«, rief Onkel Press.
    Ich warf mich quer über den Schlitten, um an den zweiten Speer zu kommen. Mit einer Hand hielt ich ihn fest umklammert und löste mit der anderen den Lederriemen. Diesmal würde ich ihn nicht fallen lassen. Endlich hatte ich es geschafft und hielt die Waffe in der Hand.
    »Hab ihn!«, rief ich, lehnte mich zurück und reichte ihn Onkel Press. Sobald er den Speer übernahm, kniete ich mich aufrecht hin und blickte nach hinten. Zu meinem Entsetzen sah ich, dass die Quigs angriffen. Wir wurden von einer Stampede knurrender, aggressiver Bären verfolgt, die sich uns als Beute ausgesucht hatten. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ein einziger armseliger Speer diese tödlichen Biester aufhalten sollte.
    »Lenken!«, brüllte Onkel Press. »Halt ihn gerade!«
    Ich kroch nach vorn und griff nach den Geweihstangen. Der Schlitten reagierte sofort. Wer auch immer dieses Gefährt zusammengebaut hatte, hatte genau gewusst, was er tat. Leider behielt Onkel Press recht. Wir waren noch nicht schnell genug, um die Quigs abzuschütteln. Sie kamen immer näher.
    Das erste Monstrum war den anderen weit voraus und hatte den Schlitten fast erreicht. Immer wieder schaute ich über die Schulter zurück, um auf dem Laufenden zu bleiben. Onkel Press war umwerfend. Er stand hoch aufgerichtet hinter mir, den Speer in der Hand. Allmählich gewöhnte ich mich daran, dass er einen Stunt nach dem anderen absolvierte.

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