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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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Yenza hatte gesagt, hier in der Gegend befinde sich die tiefste Stelle von Cloral, und das da vor uns musste sie wohl sein. Damit hatten wir das Ende unserer kleinen Entdeckungstour erreicht. Noch tiefer konnten wir auf gar keinen Fall tauchen. Es war dunkel, mir wurde kalt, und da unten mochte wer weiß was lauern.
    Der Fisch erreichte die Klippe und verschwand in der Tiefe. Ich hatte nicht vor, ihm zu folgen.
    »Wir schwimmen bis zum Rand der Klippe und halten an«, sagte Onkel Press.
    Gut, ganz meine Meinung. Wir schwammen Schulter an Schulter. Was auch immer uns dort erwartete, wir würden ihm gleichzeitig entgegentreten. Sekunden später blickten wir in den Abgrund.
    Mark, Courtney, ich weiß, ich wiederhole mich, aber es war unglaublich. Unmöglich. Eine Vision, wie ich sie mir nie hätte träumen lassen. Ein unglaublicher Anblick. In jedem Territorium gibt es einzigartige Dinge. Manche sind schlecht, andere gut und wieder andere einfach atemberaubend. Was wir jetzt sahen, fiel in die Kategorie atemberaubend. Wir trieben im Wasser und starrten uns die Augen aus dem Kopf.
    »Hobey«, sagte Spader irgendwann. »Das ist doch wohl ein Traum!«

    »Wenn es ein Traum ist, dann träumen wir ihn alle«, murmelte Onkel Press.
    Wir schwammen am Rande einer Schlucht, die von den Ausmaßen her dem Grand Canyon Konkurrenz machen konnte. Obwohl das Wasser kristallklar war, konnten wir den Grund nicht sehen – die Schlucht war einfach zu tief. Allerdings war die Größe nichts im Vergleich zu dem, was wir sonst noch erblickten. Es war wie eine Art märchenhaftes Wasserballett.
    Jenseits der Klippe tummelten sich Hunderte der grünen Fische. Doch nun, da wir sie aus der Nähe sahen, entdeckten wir zu unserer Überraschung, dass es keine Fische waren, sondern Menschen. Wenigstens hielt ich sie für Menschen. Allerdings hatten sie grüne Haut, und ihre Arme und Beine erinnerten sehr an Flossen. Sie wirkten wie eine Mischung aus Mensch und Fisch. Selbst ihre Gesichter waren grün. Das hört sich widerlich an, sah aber gar nicht so übel aus.
    Die ganze Szene wirkte unglaublich anmutig. Die Wesen schwammen, tauchten und drehten sich im Wasser, als hätten sie jede Menge Spaß dabei. Ich kam mir vor, als würde ich in ein Aquarium schauen, in dem Fische einen Tanz aufführten.
    Von unten her wurde das Ganze durch Lichtstrahlen beleuchtet. Ich war wie verzaubert und hätte dem Treiben ewig zusehen können. Es war einfach zu schön, um wahr zu sein.
    Dann lösten sich drei Fischmenschen aus der großen Gruppe und schwammen auf uns zu.
    »Hilfe!«, sagte ich leise. »Jetzt wird es gefährlich.«
    »Bewegt euch nicht!«, befahl Onkel Press.
    Ich gehorchte, spürte jedoch wilde Panik in mir aufsteigen. Was hatten diese Leute mit uns vor?
    Zu jedem von uns kam eines der Wesen. Sie bedeuteten uns, ihnen zu folgen. Anscheinend waren sie in der Lage, logisch zu denken, und ich vermutete, dass sie mehr Mensch als Fisch waren.

    »Was tun wir?«, fragte ich nervös.
    »Wir folgen ihnen«, bestimmte Onkel Press und schwamm los.
    Für einen demokratischen Mehrheitsbeschluss war offenbar keine Zeit. Also schwammen wir ihm nach. Was wollten diese Wesen von uns? Erwarteten sie, dass wir mit ihnen tanzten? Würden sie beleidigt sein, wenn wir uns weigerten?
    Dann erst fiel mir auf, dass wir gar nicht auf die große Gruppe zuschwammen. Unsere Führer hielten genau auf den Abgrund zu. Wieder überfiel mich Panik, aber Onkel Press sagte: »Keine Sorge. Schwimm ganz langsam.«
    Da sah ich etwas unter mir an der Felswand. Wir hörten ein leises Dröhnen, und dann drang ein Lichtstrahl durch einen Spalt in der steinernen Wand.
    »Was ist das?«, fragte Spader mit zittriger Stimme. Gut. Ich war nicht der Einzige, der Angst hatte.
    Der Spalt wurde immer größer, und wir erkannten, dass es sich um eine Art Tor handelte, das sich langsam öffnete. Wie auf einen lautlosen Befehl hin sammelten sich die Tänzer und schwammen auf das Licht zu! Sie bewegten sich schnell und geschickt und verschwanden durch die Öffnung in der Felswand.
    Unsere Führer winkten uns, ihnen zu folgen, und steuerten ebenfalls auf das Tor zu.
    Wir hielten inne. Sogar Onkel Press wirkte unsicher.
    »Was meinst du?«, fragte ich.
    Er sah zu den drei Wesen hinüber, die uns freundlich zuwinkten. Dann sagte er: »Ich glaube, die verlorene Stadt Faar ist alles andere als ein Märchen.«

SIEBTES JOURNAL (FORTSETZUNG)
    CLORAL
    Wenn ich das Leben eines Reisenden mit einem einzigen Satz

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