Pendragon - Der Anfang
Sorgt dafür, dass alle fliehen. Kehrt erst zurück, wenn ihr hört, dass die Stadt wieder sicher ist. Was auch immer geschieht, meine Gedanken sind bei euch.«
Eine der Frauen sagte: »Komm mit mir. Meine Familie wird für dich sorgen.«
Er schüttelte den Kopf. »Mein Platz ist hier für den Fall, dass eine Translokation doch notwendig wird.«
Der Alte würde auf seinem Posten bleiben, was auch immer geschah. Es mutete wie der traurige Entschluss eines Kapitäns an, zusammen mit seinem Schiff unterzugehen. Kurz darauf hatten die anderen die Plattform verlassen. Wir waren allein.
»Wie heißen Sie?«, erkundigte ich mich.
»Ich bin Abador«, sagte er stolz. »Der Vorsitzende des Stadtrats von Faar.« Dann schlurfte er zu einer Bank hinüber und setzte sich. Auf einmal sah er sehr müde aus.
»Was ist diese Translokation, von der immer wieder gesprochen wird?«
Er lächelte hintergründig. »Du hast schon viel über unsere Welt gelernt, Pendragon. Aber es gibt Dinge, die sollten besser geheim bleiben. Ich verrate dir nur so viel: Die Stadt Faar ist ein wahres Wunderwerk. Noch nie wurden wir von Feinden angegriffen, nie wollten wir andere Städte erobern oder uns zu Herrschern über diese Welt aufschwingen. Die Probleme und Verlockungen, mit denen man sich über Wasser plagt, sind uns fremd.«
Er holte tief Luft und fuhr fort: »Dennoch haben wir Vorbereitungen getroffen. Wir ahnten, dass einst der Tag käme, an dem man von unserer Existenz erführe. Es war unausweichlich. Jetzt ist der Tag da, und ich sehe mich einem Dilemma gegenüber. Sollen wir uns zeigen und zu einem Teil von Cloral werden? Oder ist es besser, unsere kleine Welt zu erhalten, damit unser Traum nicht zerstört wird?«
»Ich glaube, ich verstehe Sie nicht ganz«, meinte ich. »Sie meinen, Sie hätten die Wahl, ob Faar zerstört wird oder sich Cloral anschließt?«
»Ja, so ungefähr.«
»Aber was gibt es denn da noch zu überlegen?«, entgegnete ich. »Wahrscheinlich denken Sie, das sind primitive Dummköpfe, lange nicht so hoch entwickelt wie die Faarianer, aber das stimmt nicht! Es sind wunderbare Menschen, die in Frieden leben, hart arbeiten, Spaß haben und einander respektieren. Im Vergleich zu meiner Welt leben sie in völliger Harmonie.«
Das Dröhnen der Schüsse lag in der Luft. Abador hob den Kopf.
»Und dieser … Angriff?«, fragte er. »Ist das auch Teil der Harmonie?«
»Nein«, entgegnete ich mit fester Stimme. »Das ist ein ganz anderer Feind. Bei diesem Angriff geht es nicht nur um Faar. Dieser Gegner will das Cloral, das ich gerade beschrieben habe, für immer vernichten. Wenn ihr euch als Hüter von Cloral bezeichnet, dann schaut gefälligst nicht tatenlos zu! Denn wenn ihr jetzt aufgebt, verratet ihr alle Generationen von Faarianern, die dabei halfen, Cloral zu dem zu machen, was es heute ist.«
Abador sah mir lange in die Augen. Ich hoffte, ich war nicht zu weit gegangen. Doch alles, was ich ihm gesagt hatte, entsprach meiner ehrlichen Überzeugung. Hier saß er und hielt Faar für einen ganz besonderen Ort, der nicht zu einem Anhängsel von Cloral werden sollte. Dabei wusste er nicht einmal, wie wunderschön Cloral war. Jetzt, da diese Welt in Gefahr schwebte, durften die Faarianer nicht einfach klein beigeben. Auch wenn mir der Alte nicht verraten wollte, was genau diese Translokation war, ahnte ich, dass es sich um eine Art Selbstzerstörungsmechanismus handeln musste. Mich beschlich das Gefühl, Abador würde Faar lieber in die Luft jagen, als sich Cloral anzuschließen. Was für eine schreckliche Verschwendung.
»Du musst jetzt gehen«, sagte er. »Ich werde über deine Worte nachdenken.«
»Sie … Sie werden doch nichts Unüberlegtes tun? Eine Translokation oder etwas in der Art?«
Abador sah zu dem Podium mit den farbigen Kristallen hinüber. Der gelbe Stein leuchtete immer noch. Der Alte kicherte in sich hinein.
»Für deine jungen Jahre bist du sehr weise«, meinte er, indem er mir in die Augen blickte. »Begehe aber nicht den großen Fehler zu glauben, du wüsstest alles, was es zu wissen gibt.«
Was sollte das nun wieder heißen? Noch ehe ich eine Frage stellen
konnte, erfolgte die nächste Explosion, die alle anderen wie Knallfrösche erscheinen ließ. Sie war ohrenbetäubend und so heftig, dass ich der Länge nach hinfiel. Abador stürzte ebenfalls zu Boden. Ich half ihm wieder auf die Beine, doch er riss sich los und schrie: »Geh jetzt! Sofort!«
»Sie können nicht hierbleiben! Ich bringe
Weitere Kostenlose Bücher