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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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unternehmen.

    Spader sah das ein. Er ging nur ungern, denn in diesem kritischen Moment wurde jede Hand gebraucht, aber es musste sein. Also machte er sich widerwillig auf den Weg und lief zum Tunnel, um die Masken zu holen.
    Der Stadtrat befand sich in Aufruhr; alle schrien wild durcheinander.
    »Wir müssen Faar um jeden Preis schützen!«, rief eine Frau.
    »Ohne unser Wissen und unsere Unterstützung wird Cloral untergehen!«
    »Unsere Sicherheitsvorkehrungen wurden durchbrochen«, meinte ein Mann. »Nie wieder darf ein Außenstehender Faar betreten.«
    Eine zweite Frau schrie: »Wach auf! Unser Geheimnis ist längst gelüftet! Sie wissen, wo wir sind!«
    »Wir überstehen die Krise! Wir schotten uns ab und bleiben unsichtbar.«
    Alle redeten durcheinander, und jeder hatte eine andere Meinung. Leider schienen sie nicht zu begreifen, dass Faar in tödlicher Gefahr schwebte. Gerade wollte ich vortreten, als sich eine Hand auf meine Schulter legte. Ich drehte mich um und sah, dass es der alte Mann von vorhin war.
    »Was geht unten vor?«, fragte er.
    »Sie sind dabei, die Flitzer loszuschicken.«
    »Dieser … Dämon, der uns angreift, was hat er vor?«
    »Die Frage ist schwer zu beantworten«, meinte ich. »Im Augenblick will er Cloral ins Chaos stürzen. Deshalb hat er die Ernten vergiftet. Nur Faar könnte ihn noch daran hindern, seinen Plan in die Tat umzusetzen.«
    »Was ist das für ein Mensch, der eine Stadt zerstört, um dann eine ganze Welt zu vernichten?«
    »Sie haben es gerade selbst gesagt. Er ist ein Dämon. Und er ist zu allem fähig.«

    Der Alte schloss bekümmert die Augen. Fast schien es, als wollte er nicht wahrhaben, dass etwas derart Böses tatsächlich existierte. Ohne Zweifel war er ein weiser alter Mann, doch im Augenblick überstieg Saint Danes teuflisches Spiel seine Vorstellungskraft.
    »Ich weiß, es hört sich schlimm an, aber ihr müsst Faar verlassen«, sagte ich.
    Er riss die Augen auf und starrte mich an, als hätte ich ihn geohrfeigt.
    »Er wird nicht eher aufhören, bis die Stadt in Schutt und Asche liegt«, fuhr ich fort.
    »Faar ist unsere Heimat«, rief er aufgebracht. »Die Heimat unserer Ahnen! Wir können sie nicht im Stich lassen.«
    Ich wusste, was es hieß, die Heimat zu verlieren, aber wir hatten keine Zeit, darüber zu diskutieren.
    »Ja, es ist furchtbar«, meinte ich und gab mir Mühe, verständnisvoll zu klingen. »Doch wenn euer Volk hierbleibt, wird es vernichtet werden.«
    »Und wenn der Angriff fehlschlägt?«
    »Dann können alle Bewohner zurückkehren. Ganz einfach.«
    Zwei weitere Geschosse schlugen ein. Der Alte geriet aus dem Gleichgewicht, ich konnte ihn gerade noch rechtzeitig festhalten.
    »Ich glaube, uns bleibt nicht viel Zeit«, sagte ich.
    Der Alte blickte mich traurig an. Seine Entscheidung war gefallen. Er richtete sich auf und trat vor die Männer und Frauen des Rates. Alle sahen ihn an. Es herrschte Totenstille.
    »Wir müssen handeln«, verkündete er.
    Dann kniete sich der alte Mann auf den Boden und hob eine Fliese aus dem Mosaik. Er griff in die Nische darunter und drückte wohl einen Knopf oder etwas Ähnliches, denn auf einmal schraubte sich ein Teil des Bodens, etwa sechzig Zentimeter im Durchmesser, wie ein Podium vor dem Alten in die Höhe.

    Die anderen sahen respektvoll zu. Einige tuschelten miteinander, doch die meisten sagten kein Wort. Ich hatte wie immer nicht die leiseste Ahnung, was los war.
    Das Podium sah wie ein Kontrollpult aus. Oben befanden sich vier Kristalle, jeweils ungefähr von der Größe eines Baseballs. Einer war durchsichtig, einer grün, der nächste gelb und der letzte rot.
    »Wir waren immer auf den Fall einer Katastrophe vorbereitet«, verkündete der Alte. »Wir dürfen das Unausweichliche nicht ignorieren!«
    »Nein!«, schrie jemand. »Keine Translokation!«
    Schon wieder dieses Wort. Was mochte es nur bedeuten? Jedenfalls klang es nach einem allerletzen Ausweg.
    »Nein, keine Translokation – jedenfalls jetzt noch nicht«, erklärte der Alte. »Faar ist stark. Vielleicht halten wir dem Angriff stand. Aber ich ordne die Evakuierung an.«
    Er legte die Hand auf den gelben Kristall und drückte ihn nach unten. Sofort leuchtete das Ding auf, und eine Alarmsirene schrillte. Sie war so laut, dass man sie in ganz Faar hören musste. Offenbar war dies das Signal, die Stadt zu verlassen.
    Die Ratsmitglieder ließen betrübt die Köpfe hängen.
    »Geht«, sagte der Alte mit bebender Stimme. »Sucht eure Familien.

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