Pendragon - Der Anfang
waren nicht gestartet. Saint Dane würde siegen.
»Press ist noch unten. Ich glaube, wir sollten ihn holen.«
Wir schauten zur Kuppel hinauf. Es regnete immer stärker. Die Risse verbreiterten sich allmählich.
»Los, holen wir ihn!«, rief ich; dann rannten wir in Richtung Fahrstuhl.
Da uns Hunderte von Menschen entgegenkamen, war das nicht leicht. Zuerst versuchten wir höflich zu sein, aber dann schoben und schubsten wir uns durch die Menge. Wir hatten keine Zeit für
Höflichkeiten. Als wir endlich den Fahrstuhl erreichten, erblickten wir einen großen Faarianer, der als Verkehrspolizist fungierte. Er sorgte dafür, dass sich die Kabinen schnell leerten und alle zum Fluchttunnel gingen.
Als der nächste Fahrstuhl anhielt und die Kabine leer war, wollten wir hineinspringen, aber der Mann riss uns zurück.
»Keine Passagiere!«, befahl er.
»Wir müssen nach unten, zur Laderampe!«, rief ich.
»Habt ihr den Alarm nicht gehört? Das ist ein Notfall. Die Fahrstühle dürfen nur zur Evakuierung benutzt werden.«
Er stand breitbeinig vor uns und machte keinerlei Anstalten, uns zum Fahrstuhl durchzulassen. Niemals hätten wir uns an ihm vorbei in die Kabine drängen können. Leider hatten wir auch keine Zeit, zu Fuß nach unten zu laufen. Wir saßen fest! Ich musste dem Kerl unbedingt begreiflich machen, wie wichtig unsere Mission war, und so packte ich ihn am Arm. Er sah mich verärgert an. Ich gab mir Mühe, ruhig und besonnen zu sprechen.
»Hören Sie«, sagte ich, »da unten sind Leute in Gefahr. Es ist sehr wichtig, dass wir sie warnen. Wir müssen den Fahrstuhl benutzen. Bitte lassen Sie uns durch.« Zuerst befürchtete ich, er würde mich wegschubsen, doch dann geschah etwas Merkwürdiges. Er starrte mich an und entspannte sich. Es war total seltsam. Er verwandelte sich von einem Kampfterrier in einen Schoßhund und gab den Weg frei.
»Ich verstehe«, meinte er. »Viel Glück.«
Verblüfft traten wir an ihm vorbei in die Kabine, in der wir einen Moment später nach unten sausten.
»Was war denn das, Kumpel?«, wollte Spader wissen. »Hast du den Kerl etwa hypnotisiert?«
»Keine Ahnung.« Ich war ebenso verwirrt wie er. Mir fiel ein, dass Onkel Press genau auf diese Art mit Wu Yenza gesprochen hatte. Zuerst hatte sie uns aus ihrem Büro werfen wollen, doch
danach war sie ganz friedlich gewesen. Abgesehen von ihrem Talent, fremde Sprachen zu verstehen, besaßen Reisende anscheinend die Fähigkeit, zähen Widerstand durch vernünftige Worte zu brechen. Irgendwann wollte ich mehr darüber erfahren.
Im Augenblick hatten wir andere Sorgen, denn wir waren beinahe am Ziel.
»Wir müssen die Leute schnellstens hier rausholen«, sagte ich. »Es wird bald ziemlich nass werden.«
»Sie arbeiten an den verflixten Toren. Wahrscheinlich haben sie noch gar nicht gemerkt, was los ist.«
Noch ehe der Aufzug anhielt, sprangen wir hinaus und stürmten durch den Tunnel auf den Hangar zu. Mir fiel auf, dass uns niemand entgegenkam. Sehr gut. Hoffentlich war die Stadt so gut wie leer. Wie es außerhalb von Faar aussah, vermochte ich mir kaum vorzustellen. Sicher wimmelte es überall von grünen Schwimmern, die keine Heimat mehr haben würden, wenn die Kuppel tatsächlich bersten sollte.
Ein trauriger Gedanke, aber wir hatten keine Zeit für Grübeleien. Der Regen prasselte nur so von oben auf uns herab. Das Wasser drang in Sturzbächen durch die Risse.
Ich blickte noch einmal zum Berg hinauf. Glücklicherweise waren keine Menschen zu sehen. Also waren alle auf dem Weg ins Meer. Gerade noch rechtzeitig, dachte ich.
Wir rannten weiter, und Spader hielt die beiden Kopfmasken umklammert. Ich hoffte, dass im Hangar alle Schäden repariert und die Flitzer unterwegs waren. Dann konnten wir abhauen und uns um Saint Dane kümmern. Ehrlich gesagt hätte ich auf Letzteres verzichten können.
Wir waren noch zwanzig Meter von der Halle entfernt, als wir es hörten.
Es klang fast wie Donner. Ganz anders als die Explosionen, eher wie das Krachen, wenn der Blitz in einen Baum einschlägt. Leider
krachte es nicht bloß kurz. Es war das längste Krachen in der Geschichte der Menschheit. Ich muss sagen, ich habe schon angenehmere Geräusche gehört.
Wir hielten an und starrten nach oben. Der Anblick war so entsetzlich, dass es mir schwerfällt, darüber zu berichten. Die Kuppel hatte viele Risse bekommen, die sich wie ein Spinnennetz über die Oberfläche ausbreiteten. In wenigen Sekunden würde das darauf lastende Wasser Faar
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