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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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ich das Bewusstsein verlor. Warst du schon einmal ohnmächtig oder bewusstlos? Es ist eigenartig und ganz anders, als einzuschlafen. Beim Einschlafen weiß man nie genau, wann es geschieht. Du liegst im Bett, wartest, und plötzlich ist es schon Morgen. Wenn du ohnmächtig wirst, merkst du, wie du weggleitest. Kein schönes Gefühl. Das Aufwachen danach ist auch nicht besser. Zuerst kommt ein Moment, wo du
nicht sicher bist, was passiert ist, aber dann stürmt die Erinnerung auf dich ein, und die Wirklichkeit hat dich wieder. Eine ziemlich harte Erfahrung.
    Das Erste, was ich sah, war ein Gesicht. Das Gesicht eines Mädchens. Sekundenlang dachte ich, es wäre Courtney. Doch sobald mein Verstand wieder arbeitete, bemerkte ich, dass sie Courtney kein bisschen ähnelte. Sie war unglaublich schön. (Courtney ist natürlich auch wunderschön, aber dieses Mädchen war, nun, ganz anders.) Sie musste in meinem Alter oder vielleicht etwas älter sein. Sie hatte dunkle Haut und braune Augen, die beinahe schwarz waren. Die dunklen Haare hingen ihr zu einem Zopf geflochten über den Rücken. Sie trug die gleichen eigenartigen Lederklamotten, wie Onkel Press sie mir gegeben hatte, aber bei ihr sahen sie verdammt gut aus, weil sie eine unglaubliche Figur hatte. Bestimmt war sie Sportlerin oder so. Ernsthaft, das Mädchen war wie eine Olympiasprinterin gebaut. Kein Gramm Fett, nur Muskeln – sehr beeindruckend. Außerdem war sie ziemlich groß. Ein paar Zentimeter größer als ich. Wäre ich ihr zu Hause begegnet, hätte ich auf afrikanische Vorfahren getippt. Aber hier ist nicht zu Hause.
    Ich lag flach auf dem Rücken, und sie sah mit völlig ausdrucksloser Miene auf mich herab. Schwer zu sagen, ob sie froh war, dass ich lebte, oder ob sie gedachte, die Arbeit der Quigs zu beenden und mich ein für alle Mal zu erledigen. Eine ganze Weile starrten wir uns regungslos an. Endlich schluckte ich, damit meine Stimme ohne Krächzen funktionierte.
    »Wo bin ich?« Kein Punkt für Originalität, doch ich wollte es wirklich wissen.
    Das Mädchen antwortete nicht. Sie stand auf und ging zu einem Tisch hinüber, auf dem ein paar Holzschüsseln standen. Sie nahm eine und reichte sie mir, aber ich griff nicht danach. Wer weiß, was sie mir geben wollte. Es hätte Gift sein können. Oder
Blut. Oder ekelhaft schmeckendes Zeug, das hierzulande als Delikatesse galt, von dem ich mich aber übergeben hätte.
    »Es ist Wasser«, sagte sie ruhig.
    Oh.
    Ich nahm die Schale. Ich hatte Durst. Dann ging das Mädchen zur Tür und verschränkte die Arme. Ich trank einen Schluck und sah mich um. Ich lag im Inneren einer Art Hütte. Sie war nicht groß, höchstens so wie unser Wohnzimmer zu Hause, und es gab nur einen Raum mit sechs Wänden. Ist das ein Hexagon? Die Wände waren aus Steinen errichtet, die Fugen mit getrocknetem Schlamm ausgefüllt. Ein paar Löcher stellten die Fenster dar und eine größere Öffnung die Tür. Die Decke lief in der Mitte spitz zu und bestand aus geflochtenen Zweigen. Der gestampfte Lehmfußboden war so hart wie Beton. Ich lag auf einer sehr niedrigen Pritsche, die aus dicken Ästen zusammengebunden war. Die Matratze sah wie eine Strohmatte aus. Es war recht bequem, aber ich hatte keine Lust, eine ganze Nacht darauf zu verbringen. Im Raum standen noch ein paar Pritschen, und ich vermutete, dass man mich in eine Art Krankenhaus gebracht hatte. Das war einleuchtend. Nach allem, was ich durchgemacht hatte, brauchte ich ärztliche Behandlung.
    Es kam mir vor, als sei ich von einer Zeitmaschine ein paar tausend Jahre in die Vergangenheit transportiert worden, in eine Zeit, in der die Menschen ihre Welt aus dem Material bauten, das die Natur zu bieten hatte … und sich keine Gedanken über Hygiene machten. O ja, habe ich schon erwähnt, dass der Raum wie eine Umkleidekabine für Ziegenböcke roch? Ich fragte mich, ob der Mörtel, der die Steine zusammenhielt, wirklich Schlamm war oder etwas viel Ekligeres.
    Ich musterte das erstaunliche Mädchen. Sie stand einfach da und starrte mich an. Konnte ich ihr vertrauen? Oder war sie eine Feindin? Eine Wächterin, die aufpasste, bis mich einer der Ritter wegschleifte, wie sie es mit Onkel Press gemacht hatten? Eine
Million Gedanken rasten durch meinen Kopf, aber einer davon setzte sich durch.
    Ich musste auf die Toilette.
    Das letzte Mal war ich auf dem Klo gewesen, ehe Courtney bei mir zu Hause aufgetaucht war. Wie lange war das her? Eine Million Jahre? Nach meiner Blase zu urteilen,

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