Pendragon - Der Anfang
Osa an den Schultern fest und legte mich sanft auf die Pritsche zurück.
»Ist schon gut«, sagte sie beruhigend. »Es wird nicht mehr lange wehtun.«
Woher wollte sie das wissen? Vielleicht dachte sie, ich würde sterben. Außer dem Tod konnte nichts diese Schmerzen lindern. Doch was als Nächstes geschah, war mehr als nur unglaublich. Ich lag da und atmete kurz und flach, weil tiefe Atemzüge die Schmerzen noch verstärkten. Osa legte mir ihre Hand auf die Brust. Sie sah mir in die Augen, und – Mark, ich schwöre, es war so – ich schmolz förmlich dahin. Meine Anspannung ließ sofort nach.
»Entspann dich«, murmelte sie. »Atme ganz ruhig.«
Ich gehorchte. Kurz darauf schlug mein Herz wieder gleichmäßig,
und ich konnte tief Luft holen. Das Erstaunlichste aber war: Die Schmerzen verschwanden. Ich schwöre es. Sekunden vorher ging es mir so dreckig, dass ich nicht einmal mehr weinen konnte. Jetzt war alles in Ordnung. Ganz und gar.
Osa nahm die Hand fort und sah zu Loor hinüber. Das Mädchen wandte sich ab. Sie war kein bisschen beeindruckt. Ich dagegen schon. Es war wie ein Wunder.
»Wie hast du das gemacht?«, fragte ich, setzte mich auf und tastete über meine Rippen.
»Was habe ich gemacht?«, erwiderte sie unschuldig.
»Willst du mich auf den Arm nehmen?«, rief ich. »Meine Rippen! Ich dachte, ich müsste sterben. Du berührst mich … und peng! Sofort geht es mir gut.«
Osa stand auf. »Vielleicht warst du nicht so schwer verletzt, wie du dachtest.«
»Klar doch!«, gab ich aufgebracht zurück. »Ich weiß, was Schmerzen sind, besonders dann, wenn es sich um meine Schmerzen handelt.«
Jetzt beschloss Loor, an der Party teilzunehmen.
»Wir verschwenden Zeit«, erklärte sie gelangweilt. »Press wird von Kagan gefangen gehalten.«
Loors Benehmen gefiel mir nicht besonders, aber sie hatte recht.
»Wer ist dieser Kagan?«, wollte ich wissen.
»Du musst noch viel lernen«, sagte Osa. »Press hatte vor, dich zu unterrichten, aber bis er zurückkehrt, werde ich das übernehmen. Komm mit.«
Sie ging zu der Tür, die eine einfache Maueröffnung war, stellte sich neben ihre Tochter, drehte sich zu mir um. Ich fasste das als eine Aufforderung auf, ihr zu folgen, und stand langsam auf. Ich rechnete mit einer neuen Welle von Schmerzen, aber nichts geschah. Unglaublich. Dann schaute ich zu Loor hinüber. Nein, sie griff nicht wieder nach dem Stab. So weit, so gut.
»Sollten wir nicht nach Onkel Press suchen?«, fragte ich.
»Das werden wir«, antwortete Osa. »Doch zuerst musst du etwas über Denduron erfahren.«
Denduron. Genau, so hieß dieser Ort. Bis jetzt gefiel es mir hier überhaupt nicht, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass weitere Infos daran etwas ändern würden. Aber ich hatte keine Wahl, und so folgte ich den Frauen zur Tür. Nach zwei Schritten blieb ich stehen, weil mir etwas Wichtiges einfiel – etwas sehr Wichtiges.
»Äh, wo kann ich hier … äh, ich muss nämlich mal.«
»Da drinnen kannst du dich erleichtern«, sagte Loor kühl und zeigte auf die entgegengesetzte Ecke des Zimmers, die durch einen kleinen hölzernen Raumteiler vom Rest der Hütte getrennt war.
»Oh, danke«, antwortete ich und rannte darauf zu. Als ich hinter den Raumteiler schaute, entdeckte ich zwei Dinge. Erstens: Die Menschen hier hatten kein fließendes Wasser. Die Toilette bestand nur aus einem Loch im Boden, von einem Steinkreis umgeben. Nicht besonders komfortabel. Zweitens: Das Geheimnis des widerlichen Gestanks im Raum war gelöst. Ich vermutete, dass die Leute nicht wussten, warum ein primitives Klo nach draußen gehört. Es roch, als hätte ein sehr kranker Elefant das Ding benutzt. Nun, es war nicht mein Haus, und ich musste dringend. Also hielt ich den Atem an und brauchte etwa fünf Minuten, bis ich herausfand, wie man die Lederklamotten aufschnürte. Anscheinend hatten die Leute hier auch noch nie etwas von Reißverschlüssen gehört. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich die Felle nicht mehr trug. Wahrscheinlich hatte man sie mir ausgezogen, als ich ohnmächtig war. Das freute mich, denn wenn ich noch mehr angehabt hätte, hätte ich mir definitiv in die Hose gemacht.
Als ich fertig war, hastete ich durch die Hütte nach draußen. Ich rechnete mit einer Überraschung, weil ich keine Ahnung hatte, was mich erwartete. Aber als ich aus der Hütte trat, blieb ich wie angewurzelt stehen und hielt den Atem an. Ich befand mich
tatsächlich in einer anderen Welt. Sie hieß Denduron und war
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