Pendragon - Der Anfang
Courtney wissen. »Keine polizeilichen Einträge?«
»Nein, ich meine absolut nichts«, erwiderte Hirsch. Seine Stimme klang leicht frustriert. »Keine Geburtsurkunden, keine Führerscheine, keine Bankkonten, keine Grundbucheintragungen, keine Stromrechnungen, keine Schulunterlagen, keine Kreditkarten, kein gar nichts! Die Pendragons sind nicht einfach verschwunden; es ist, als hätten sie nie existiert!«
Hirsch ging immer schneller. Er war verstört, denn was er sagte, ergab keinen Sinn, doch leider war es die Wahrheit.
Irgendwann meinte Mark: »A…a…aber es gibt sie doch! Ich meine, wir kennen sie.«
»Ich weiß!«, blaffte der Captain. »Ich habe bei ihnen zu Hause gegessen. Ich habe Bobby zu den Pfadfindern gefahren … Noch etwas. Wir haben alte Ausgaben der Zeitung durchsucht, in denen Artikel von Mr. Pendragon standen, doch sie waren ebenfalls verschwunden. Aber ich habe sie gelesen und einige davon sogar mit ihm diskutiert.«
Die ganze Angelegenheit wurde immer verworrener. Verschwinden war eine Sache. Doch dass sich eine ganze Familie einfach in Luft auflöste, erschien völlig unmöglich.
»W...w...was ist mit Onkel Press?«, erkundigte sich Mark beunruhigt.
»Wieder nichts«, antwortete Hirsch. »Wir finden keinen einzigen Hinweis darauf, dass dieser Mensch jemals existiert hat.«
»Außer in unserer Erinnerung«, fügte Courtney hinzu.
Ein beängstigender Gedanke. Wenn alles, was der Captain sagte, der Wahrheit entsprach, gab es von Bobby und seiner Familie nur noch die Erinnerungen, die sie alle hatten … und die Pergamente in Marks Rucksack. Captain Hirsch setzte sich wieder an den Tisch und sah die Jugendlichen bittend an. Sein geordneter Polizistenverstand war völlig durcheinandergeraten.
»Kinder«, sagte er mit einem Hauch von Verzweiflung in der Stimme. »Ihr müsst mir helfen. Wenn ihr irgendetwas wisst, was uns helfen könnte, die Pendragons zu finden, dann sagt es bitte.«
Mark und Courtney wussten eine ganze Menge. Ihr Wissen steckte in Marks Rucksack, der vor ihnen auf dem Tisch lag. Sie brauchten ihn Captain Hirsch nur in die Hand zu drücken. Er würde die Seiten lesen und die Initiative ergreifen. Das taten Erwachsene. Sie griffen ein und sorgten für Klarheit. Diesmal lag die Entscheidung aber nicht bei Courtney. Die Berichte waren an Mark gerichtet. Ob die Polizei von den Pergamenten erfuhr, war Marks Entscheidung.
Courtney sah, dass Mark auf den Rucksack starrte. Sie ahnte, was in ihm vorging. Er überlegte verzweifelt, ob er Bobbys Journal übergeben sollte oder nicht. Dann sah er sie fragend an. Courtney wünschte, sie könnte ihm bei seiner Entscheidung helfen, aber sie hatte auch keine Ahnung, was richtig war. Also zuckte sie hilflos mit den Achseln und gab ihm zu verstehen: »Du bist dran.«
»Nun?«, hakte der Captain nach. »Fällt euch irgendetwas ein?«
Mark holte tief Luft, wandte sich an Hirsch und sagte: »Nein, wir sind genauso verwirrt wie Sie.«
Entscheidung gefallen. Courtney folgte Marks Beispiel und fügte hinzu: »Ja, wir sind total durcheinander.«
Hirsch seufzte laut und frustriert. »Okay, wir untersuchen den Fall. Erzählt es euren Eltern, euren Freunden und jedem, der euch zuhört. Wenn sie irgendetwas über die Pendragons erfahren, sollen sie mich anrufen. Verstanden?«
Courtney und Mark nickten. Hirsch gab beiden eine Visitenkarte mit seiner Telefonnummer. Mark schnappte sich den Rucksack, und sie verließen das Gebäude.
Als sie auf der Straße standen, gingen sie einige Zeit schweigend nebeneinander her. Das Polizeirevier lag in der Nähe der Stony Brook Avenue, der Hauptgeschäftsstraße der Stadt. Dort befanden sich die meisten Läden und Restaurants. Da es in Stony Brook kein Einkaufszentrum gab, trafen sich alle auf der Hauptstraße. Heute waren weder Mark noch Courtney an den üblichen Attraktionen interessiert. Sie gingen am »CD-Silo« vorbei, ohne einen einzigen Blick ins Schaufenster zu werfen; der Duft der besten Pommes frites der Welt aus dem »Hühnergarten« ließ sie kalt; sie hatten keinen Appetit auf Eiskrem und verschwendeten auch keinen Gedanken an die Bibliothek. Vor den Stufen der Bibliothek blieb gewöhnlich jeder stehen, bevor er zu einem Bummel durch die Avenue startete, denn dort traf man immer jemanden, den man kannte.
Heute nicht. Bedeutungslos für Mark und Courtney. Irgendwie kam ihnen das vertraute Umfeld nicht mehr so vertraut vor wie sonst. Zwar sah es aus wie immer, aber in den letzten Stunden hatten
Weitere Kostenlose Bücher