Pendragon - Der Anfang
sie begriffen, dass der Lauf der Welt nicht so war, wie sie immer geglaubt hatten. Durch Bobbys Abenteuer und das seltsame Verschwinden der Pendragons war alles infrage gestellt worden, was ihre Welt ausgemacht hatte. Wenn man derartige Probleme wälzte, waren die Pommes vom »Hühnergarten« plötzlich nicht mehr verführerisch. Also liefen sie an den üblichen Treffpunkten
vorbei und bogen in eine winzige Grünanlage ein, die eingequetscht zwischen zwei Gebäuden lag. Sie setzten sich auf eine Bank und starrten trübsinnig zu Boden.
Irgendwann sah Mark Courtney an und fragte leise: »Hätte ich ihnen von Bobbys Brief erzählen sollen?«
»Ich weiß nicht«, antwortete Courtney. »Ich weiß nicht, was ich denken soll.«
Mark versuchte seine Gefühle in Worte zu fassen. »Ich habe das Gefühl, Bobby schickt mir die Berichte aus einem sehr wichtigen Grund.«
»Und aus welchem? Wir haben nicht einmal erfahren, was er will.«
»Ja, weiß ich. Doch ich glaube, es steckt mehr dahinter. Irgendetwas ganz Großes spielt sich ab, und Bobby ist nur ein Teil davon. Eine ganz ernste Sache. Rede ich eigentlich dummes Zeug?«
»Dummes Zeug?« Courtney lachte. »Wie sollte unter diesen Umständen irgendetwas dumm klingen?«
»Genau! Der Gedanke an Reisende, die alle Sprachen verstehen, an Territorien und Flumes, die einen durch Zeit und Raum schießen … Das alles verändert unser ganzes Wissen und unser Leben.«
Courtney schwieg. Mark hatte recht. Bis jetzt hatte sie nur an Bobby und die Pendragons gedacht. Doch die Schlüsse, die sich aus Bobbys Bericht ergaben, waren gewaltig. Zu gewaltig, als dass sie beide sie begreifen konnten.
Mark fuhr fort: »Während wir bei der Polizei saßen, dachte ich darüber nach, was geschehen würde, wenn ich ihnen die Pergamente gäbe. Zwei Möglichkeiten fielen mir ein. Die eine war: Sie würden der ganzen Welt verkünden, was dort stand. Es gäbe einen Riesenaufruhr, und wir würden im Mittelpunkt stehen. Doch es kann gut sein, dass ich noch mehr Briefe bekomme. Und ich denke, dass Bobby nicht mit so einem Wirbel einverstanden wäre –
besonders wenn er meine Hilfe braucht. Ansonsten hätte er mir sofort geraten, mit der Geschichte zur Zeitung zu gehen.«
»Wie lautet die zweite Möglichkeit?«, fragte Courtney.
»Das genaue Gegenteil könnte eintreten. Vielleicht wären die Typen so beunruhigt, dass sie die ganze Sache vertuschen und so tun würden, als wäre nichts passiert … Wie bei den Außerirdischen von Roswell oder dem Mord an Kennedy. Wir Menschen mögen es nicht, wenn unsere schöne geordnete Welt nicht so ist, wie wir glauben. Ich nehme das niemandem übel, denn mir ist auch nicht wohl dabei.«
»Es gibt noch eine dritte Möglichkeit«, erklärte Courtney. »Vielleicht denken die Leute, wir wären verantwortlich. Jeder möchte Antworten auf Fragen, und die einfachste Antwort lautet, dass wir uns alles ausgedacht haben. Es ist leichter, an einen Jux zu glauben, als an Menschen, die durch Wurmlöcher gezerrt und in andere Welten versetzt werden.«
Kaum zu glauben, dass noch vor wenigen Stunden ihre größte Sorge das Basketballspiel gewesen war, das Bobby verpasst hatte.
Courtney schaute Mark an und fragte: »Was sollten wir deiner Meinung nach tun?«
Ehe er antworten konnte, beugte sich jemand von hinten über sie, griff nach Marks Rucksack und riss ihn an sich! Courtney und Mark fuhren überrascht herum.
»Was hast du da, Dimond? Noch mehr Playboys?«
Es war Andy Mitchell, der Typ, der Mark in der Toilette ertappt hatte, als er Bobbys erstes Journal las. Er fummelte an den Verschlüssen des Rucksacks herum, um ihn zu öffnen.
Mark sprang auf und rief: »M…M…Mitchell! G…g…gib ihn mir zurück!«
Er versuchte den Rucksack an sich zu reißen, aber Mitchell wich geschickt aus.
»He Kleiner«, lachte er, »teilst du etwa nicht gerne?«
Er hielt Mark den Rucksack vor die Nase. Als der danach griff, zog er ihn grinsend weg.
»Wie dringend willst du ihn wiederhaben? So dringend, dass du mit den Ratten um die Wette schwimmst?« Er ging rückwärts auf eine vergitterte Kanalöffnung zu. Die Spalten zwischen den Stäben waren groß genug, um den Rucksack hindurchzustopfen.
»Nicht!«, brüllte Mark verzweifelt.
Mitchell hielt die Tasche genau über den Kanal. »Was gibst du mir dafür?«
»Was willst du?«, fragte Mark nervös.
Mitchell überlegte kurz und entdeckte etwas an Marks Hand. »Ich tausche den Rucksack … gegen den alten Ring.«
Auf keinen Fall
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