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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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Träume zu begraben.«
    Damit stürmte er aus der Hütte. Das Treffen war beendet. Ich spürte, dass Loor ihm gerne nachgelaufen wäre, doch sie hielt sich zurück. Auch wenn sie eine Kriegerin war, so fehlten ihr die richtigen Worte, ihn dazu zu bringen, seine Meinung zu ändern.
    »Er irrt sich«, sagte Alder leise. »Die Bedoowan sind nicht so stark, wie Rellin glaubt.«
    Mit langsamen Schritten ging Loor zum Leichnam ihrer Mutter hinüber. Sie blickte auf die Tote hinab und berührte ihren Arm, als wollte sie dadurch Kraft schöpfen. Dann nahm sie das hölzerne Szshaszha, das sie geschnitzt hatte, und legte es Osa in die leblose Hand. Ich dachte, mir würde das Herz brechen, und stellte mir vor, wie Loor sich fühlte.
    »Er lügt«, sagte sie plötzlich.
    Alder sah auf. Er war genauso überrascht wie ich.
    »Wie bitte?«, war alles, was ich herausbrachte.
    »Sein Leben lang wollte Rellin gegen die Bedoowan kämpfen«, erklärte Loor. »Seine Wut und sein Hass sind viel größer als seine Angst. Ich kann nicht glauben, dass er seine Meinung so plötzlich geändert hat.«
    Alder stand auf. Er sah so verwirrt aus, wie ich mich fühlte. »Warum hat er dann gesagt, es gibt keinen Kampf?«, fragte er.
    Den Blick auf ihre Mutter gerichtet, antwortete Loor: »Ich weiß es nicht, aber irgendetwas ist passiert. Etwas, das er uns verschweigt. Vielleicht vertraut er uns nicht, weil wir noch so jung sind.«

    Ich dachte an die beiden Male, die ich Rellin gesehen hatte. Zuerst bei der Transferzeremonie. Obwohl ich weit von ihm entfernt gewesen war, hatte ich seinen Hass auf die Bedoowan ganz deutlich gefühlt. Das zweite Mal sah ich ihn in der Mine nach der Explosion. Nach seiner Rettung war er in ein eigenartiges Gelächter ausgebrochen, das so völlig fehl am Platz wirkte. Wahrscheinlich hatte Loor recht. Hier ging etwas Seltsames vor.
    »Er vertraute deiner Mutter, nicht wahr?«, erkundigte ich mich.
    »Natürlich«, antwortete sie sofort.
    »Dann hätte er es ihr gesagt, wenn er seine Meinung geändert hätte, und sie hätte es dir erzählt.«
    »Willst du damit behaupten, ich irre mich?«, fragte sie.
    »Nein«, entgegnete ich hastig. »Ich behaupte, dass etwas Eigenartiges vor sich geht, und die Tatsache, dass er deiner Mutter nichts davon erzählt hat, macht mich ziemlich nervös.«
    Wir dachten eine Weile nach. Schließlich fragte Alder: »Was machen wir jetzt?«
    Ich kannte die Antwort. Loor auch, aber ich wollte sie als Erster aussprechen.
    »Wir befreien Onkel Press«, verkündete ich. »Er muss ins Dorf gebracht werden.«
    Schnell warf ich Loor einen Blick zu. Sie schwieg, aber ich wusste, was sie dachte. Natürlich mussten wir Onkel Press befreien, und sie hatte beschlossen, mir zu helfen. Loor schaute Alder an und sagte: »Es wird ein schwerer Kampf werden, Alder. Du musst dich offenbaren und ihnen zeigen, dass du ein Reisender bist genau wie wir.«
    Alder richtete sich voller Stolz auf. »Ich wusste, der Tag würde kommen. Ich bin bereit.«
    »Langsam, ganz langsam!« Ich trat zwischen die beiden. »Wer hat denn von einem Kampf geredet?«
    Loor schnaubte verächtlich und sagte: »Wenn du glaubst, wir dringen in die Festung ein, suchen Press, befreien ihn und verschwinden
wieder ganz ohne Kampf, dann bist du nicht nur ein Feigling, sondern auch ein Dummkopf!«
    Loors Machogehabe wurde allmählich langweilig, aber ich sagte nichts, weil ich sie nicht noch wütender machen wollte. Allerdings musste ich mich wehren, sonst würde sie mich dauernd fertigmachen.
    »Tatsächlich?«, meinte ich nicht weniger verächtlich. »Unser Ziel ist es, Onkel Press zu befreien, und wenn du glaubst, wir schaffen es, indem wir gegen Kagans Ritter kämpfen, dann bist du der Dummkopf!«
    Loor kam nicht dazu, mir zu antworten. Alder krönte den Augenblick für mich, denn er warf ein: »Er hat recht, Loor. Wenn wir es auf einen Kampf anlegen, sind wir tot, ehe wir Press gefunden haben.«
    Loor war sauer. Ganz offensichtlich löste sie Probleme für gewöhnlich mit fliegenden Fäusten. Aber sie begriff, dass ihre Vorgehensweise in diesem Fall nicht die beste war.
    »Also, was sollen wir tun?«, knurrte sie. »Fragen wir Kagan höflich, ob er Press freigibt? Vielleicht macht er es, wenn wir schön ›bitte‹ sagen.«
    Erstaunlich, Loor war zu sarkastischen Bemerkungen fähig. Das war eine ganz neue Seite an ihr.
    »Unsere einzige Chance besteht darin, ungesehen in die Festung zu gelangen«, erklärte ich. »Je länger wir unsichtbar

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