Pendragon - Der Anfang
ich unserem Vorhaben zuversichtlich entgegenblickte.
Dann fuhr sie fort: »Wir sind müde und müssen ein paar Stunden schlafen, ehe es losgeht.«
»Haben wir so viel Zeit?«, erkundigte ich mich. Ich wusste, dass man Onkel Press beim »Equinox« hinrichten wollte, was auch immer das war. Das hätte genauso in zehn Minuten sein können.
»Das Equinox findet morgen statt«, erklärte Loor. »Wenn die drei Sonnen hoch am Himmel stehen und zu einer werden. Wir haben genug Zeit für ein wenig Schlaf.«
Jetzt begriff ich. Equinox bedeutete offenbar Mittag. Loor und ich kehrten zu dem winzigen Raum im Bergwerk zurück. Sie fragte nicht, was in dem Rucksack war, und ich gab auch keine Erklärungen ab. Das hob ich mir für später auf. Einen Gegenstand brauchte ich aber sofort, und ich suchte ihn. Es war meine Digitaluhr. Ich wusste nicht genau, wie spät es war, aber wenn wir jetzt schliefen, wollte ich sichergehen, dass wir nicht zu spät erwachten. Also stellte ich den Alarm so ein, dass er mich in zwei Stunden weckte. Kein langer Schlaf, aber wenigstens etwas. Ein paar Stunden Ruhe waren besser als gar nichts.
Loor beobachtete mich neugierig, während ich an meiner Armbanduhr herumfummelte. Sie zuckte überrascht zurück, als der Summer ertönte. Wahrscheinlich gibt es in ihrer Heimat keine Uhren. Zur Abwechslung war ich ihr endlich einmal überlegen. Außerdem bewies ihre Überraschung, dass ich recht hatte. Die Leute in Denduron würden die einfachen Dinge, die ich im Rucksack hatte, als Zauberei empfinden. Manchmal reicht es aus, jemanden aus dem Gleichgewicht zu bringen, um einen Plan zum Erfolg zu führen. Oder die Entscheidung zwischen Leben und Tod zu beeinflussen.
Als ich nach der Armbanduhr suchte, fand ich die Überraschung, Mark. Du bist unschlagbar! Du weißt, wie sehr ich Milky
Ways liebe, und der Riegel, den du im Rucksack versteckt hast, war die genialste Köstlichkeit aller Köstlichkeiten. Danke. Ich bot sogar Loor ein Stück an. Ich fand das ziemlich nett von mir, da wenig Aussicht bestand, in Denduron noch ein Milky Way zu finden. Sie nahm es misstrauisch entgegen, stopfte es sich in den Mund und spuckte es sofort wieder aus. Was für eine Verschwendung! Wahrscheinlich gibt es in ihrer Heimat auch keine Schokoriegel.
»Wenn du mir noch einmal Gift anbietest, dann warne mich gefälligst vorher«, fauchte sie.
»Wovon sprichst du? Bei mir daheim ist das eine ganz besondere Köstlichkeit«, antwortete ich lachend.
»Dann stammst du von einem äußerst seltsamen Ort, Pendragon.« Sie trank einen Schluck Wasser, um den Geschmack fortzuspülen – als hätte ich ihr ein Stück Blumenkohl oder etwas ähnlich Grässliches gegeben.
Zum ersten Mal herrschte zwischen Loor und mir nicht die übliche angespannte Stimmung. Wir waren zwei normale Leute, die ganz normale Dinge taten. Glaubt mir, es war nicht so, als wären wir plötzlich Kumpel, aber ich hatte den Mut, ihr eine Frage zu stellen.
»Was hat dir deine Mutter noch über das Leben der Reisenden erzählt?« Ich nahm an, dass es besser war, so viele Informationen wie möglich zu haben, um das hier lebend zu überstehen.
Loor antwortete nicht und beschäftigte sich eingehend damit, die Felle zu einem Bett zusammenzulegen. Ich wusste, dass sie mich verstanden hatte, und wiederholte die Frage nicht. Gerade als ich aufgab, sagte sie: »Vielleicht gefällt dir ja meine Antwort nicht.«
Großartig. Noch mehr gute Neuigkeiten.
»Wenn es wichtig ist, will ich es hören, ob es mir nun gefällt oder nicht.«
Loor setzte sich auf die Felle und lehnte sich mit dem Rücken
gegen die Wand. Trotz meiner tapferen Worte war ich nicht sicher, ob ich es wirklich hören wollte. Aber es musste sein.
»Ich weiß erst seit kurzer Zeit, dass ich eine Reisende bin«, begann sie. »Leider weiß ich auch nicht viel mehr als du. Das ist die Wahrheit. Meine Mutter sagte, eines Tages würde ich es verstehen, aber im Augenblick wäre es nicht so wichtig. Sie erklärte mir jedoch, dass wir unsere Mission begreifen müssen.«
»Mission? Meinst du, es steckt mehr dahinter als nur die Hilfe für die Milago?«, fragte ich.
»Ja. Meine Mutter erzählte mir, dass es viele Territorien gibt, denen eine entscheidende Zeit bevorsteht. Sie nannte es einen ›Wendepunkt‹. Das ist ein Ereignis, nach dessen Ausgang das Territorium entweder in Frieden und Wohlstand fortbesteht oder aber in Chaos und Blutvergießen versinkt.«
»Also ist der Kampf zwischen den Milago und den Bedoowan
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