Pendragon - Der Anfang
Ding auf, das mich an einen Fahrstuhl erinnerte. Die Köche stellten Schüsseln mit dampfenden Gerichten in ein Loch in der Wand und zogen an einem Seil, das den Aufzug mit den Speisen nach oben beförderte. Sie hatten sogar fließendes Wasser! Ich entdeckte eiserne Spülbecken mit Handpumpen, aus denen frisches, klares Wasser floss. Unglaublich. Die Bedoowan hatten fließendes Wasser, während die Milago schmutzige Abtritte in den Hütten benutzten!
Erst jetzt nahm ich das Küchenpersonal richtig wahr. Während
die Leute eifrig hin und her eilten, bemerkte ich, dass sie ganz anders aussahen als die übrigen Bewohner Dendurons. Sie waren klein und zierlich. Ich fand, sie sahen wie perfekt gestaltete Puppen aus. Alles an ihnen war klein und zart. Die Hände, die Füße und die ganze Gestalt. Auch die Augen waren anders. Sie verengten sich seitlich, was ihnen ein asiatisches Aussehen verlieh. Alle trugen ähnliche Kleidung wie wir, aber sie war weiß. Das Erstaunlichste an diesen Menschen aber war ihre Haut. Sie war ebenfalls weiß. Nicht blass wie bei den Milago, sondern schneeweiß. Ob ihr es glaubt oder nicht, es war überhaupt nicht unheimlich. Auf ihre Art waren diese Menschen wunderschön. Sie sahen wie Porzellanpuppen aus.
Alder schien meine Gedanken zu erraten, denn er flüsterte: »Die Arbeiter hier sind keine Bedoowan. Sie werden von jenseits des Meeres aus einem Land namens Nova geholt.«
»Warum lässt man denn nicht die Milago diese Arbeit machen?«, fragte ich. »Sie müssen doch sonst alles erledigen.«
»Weil die Milago nicht sehen sollen, wie gut die Bedoowan leben«, antwortete er mit einem Anflug von Zorn. »Sie haben Angst, dass sonst Unfrieden entsteht.«
Was für eine Untertreibung! Wäre ich ein Milago und würde das hier sehen, ich würde verrückt werden. Mir reichte es auch so. Und ich hatte Hunger. Die Truthähne rochen einfach zu gut.
»Seht nur«, wisperte Loor und zeigte in die Küche.
In der Tür stand ein Mann, der auf keinen Fall aus Nova stammte. Er war so groß, dass er kaum durch die Tür passte. Er trug ähnliche Kleidung wie wir, stemmte die Hände in die Hüften und musterte die Köche. Um seine Hüften hing ein Ledergürtel, an dem eine übel aussehende Keule baumelte. Ich spürte, wie sich Alder anspannte.
»Das ist ein Bedoowan-Ritter«, erklärte er. »Das gefällt mir nicht. Die Ritter kommen sonst nie in die Küche. Er sucht etwas.«
»Glaubst du, sie wissen, dass wir hier sind?«, fragte ich nervös.
»Weiß ich nicht. Aber wenn er uns erwischt, sind wir am Ende, ehe wir begonnen haben.«
Der Ritter betrat die Küche und wanderte langsam zwischen den Tischen umher. Die Novaner beachteten ihn nicht, und auch er übersah sie völlig. Seine Blicke glitten durch den Raum und musterten alle Einzelheiten. Wir saßen in der Falle. Bestimmt öffnete er gleich die Tür zur Vorratskammer und fand uns.
Alder flüsterte beunruhigt: »Wir sollten ins Bergwerk zurückkehren. Wir warten, bis er weg ist, und kommen dann wieder.«
»Dafür reicht die Zeit nicht«, entgegnete Loor. »Wenn er die Tür öffnet, überwältigen wir ihn und schmeißen ihn in den Schacht.«
Auch keine gute Idee. Wir konnten ihn nicht umbringen – ich jedenfalls nicht. Wenn wir ihn bewusstlos schlugen, wachte er irgendwann auf und schrie um Hilfe. Und was würden die Novaner tun, wenn ein Ritter die Vorratskammer betrat und nicht wieder hinauskam? Nein, den Burschen zusammenzuschlagen, war keine Lösung. Hastig nahm ich den Rucksack herunter und suchte in einer Seitentasche nach einer besseren Lösung.
»Was machst du da?«, wollte Loor wissen.
»Ich habe eine Idee«, antwortete ich. »Wenn sie nicht funktioniert, machen wir es so, wie du vorgeschlagen hast.«
Ich fand das Gesuchte und ging zur Tür zurück. Der Ritter stand nur wenige Schritte entfernt. Uns blieb nicht mehr viel Zeit. Er starrte in einen großen Suppentopf und steckte die Hand hinein, um zu probieren – was für ein Ferkel! In diesem Augenblick schoss ich.
Das Ding, das ich aus dem Rucksack geholt hatte, war der Laser, den ihr mir geschickt habt. Ich schaltete ihn ein und richtete den roten Strahl auf den Suppentopf. Von unserem Versteck aus sahen wir den roten Punkt, der sich deutlich gegen den schwarzen
Topf abhob. Ich hoffte, dass auch der Ritter ihn sah. Er zog gerade die Hand aus dem Topf und leckte sich die Finger ab, entdeckte den Laser jedoch nicht. Alder und Loor schauten mir über die Schulter. Natürlich hatten sie
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