Pendragon - Der Anfang
durchsägen?«
»Wie eine weiche Frucht«, erwiderte er.
Loor verstand überhaupt nichts. »Warum willst du das tun?«, fragte sie wütend. Sie war sauer, dass wir ihr einige Schritte voraus waren.
Alder antwortete: »Ich gehe ein paar Korridore weiter und schneide ein Stück der Leitung heraus.«
»Das gibt eine Überschwemmung«, freute ich mich.
»Und ob«, meinte er nicht minder erfreut. »Und natürlich wird das fehlende Stück nirgendwo zu finden sein.«
»Perfekt! Los!« Alder lief davon, in die entgegengesetzte Richtung. Loor und ich versteckten uns in einem kleinen Raum an der Ecke, um zu warten.
»Ich hätte nicht gedacht, dass wir so weit kommen«, flüsterte sie.
»Ich auch nicht.«
Wir warteten ein paar Minuten, aber nichts geschah. Ich wurde nervös. Loor wirkte sehr ruhig. Sie blickte regungslos vor sich hin. Wahrscheinlich war sie an die Anspannung vor einem Kampf gewöhnt, doch mir drehte sich allmählich der Magen um. Ich hielt es nicht mehr aus und sprang auf.
»Ich sehe nach, was los ist«, verkündete ich.
»Nicht, Pendragon!«, zischte sie und versuchte mich festzuhalten. Auf keinen Fall konnte ich noch länger warten und rannte in die Richtung, in die Alder verschwunden war. An jeder Kreuzung spähte ich vorsichtig in den nächsten Gang und erwartete immer, ihn zu sehen. Endlich entdeckte ich ihn. Alder stand auf einem Tisch und sägte an dem Rohr herum. Eine Seite hatte er bereits durchgeschnitten, und das Wasser lief ihm über den Kopf. Auch auf dem Boden stand schon eine große Wasserlache. Das Beste kam aber noch. Nach ein paar Sekunden hatte er auch das zweite Ende durchtrennt und zerrte ein etwa sechzig Zentimeter langes Rohrstück herunter. In diesem Moment strömte das Wasser wie aus einem Springbrunnen über ihn hinweg. Er wurde völlig durchnässt und von dem Schwall fast zu Boden gerissen. Ich hoffte, es handelte sich um frisches Wasser. Alder sprang vom Tisch, sah mich und hielt das Stück Rohr triumphierend in die Höhe.
Plötzlich erklang ein Schrei. »AHHHHHH!« Eine Bedoowan-Frau war um die Ecke gebogen und sah den Schaden. Der Alarm war ausgelöst! Alder klemmte sich das Rohr unter den Arm und
rannte los. Jetzt befand ich mich in einer ungünstigen Lage – ich musste sehen, wie ich zu Loor zurückkam. Ich zwang mich, langsam zu gehen. Niemand sollte denken, ich würde vom Schauplatz des Verbrechens weglaufen. Während ich gemächlich dahinschlenderte, rannten die Ritter, die Onkel Press’ Tür bewacht hatten, auf mich – besser gesagt, auf die schreiende Frau – zu. Sie liefen an mir vorbei, als wäre ich nicht vorhanden. Gerne hätte ich zugesehen, wie sie die Flut aufzuhalten versuchten, aber schließlich war ich nicht deswegen hier. Es war an der Zeit, Onkel Press zu befreien.
Als ich auf Loor stieß, lugte sie gerade in den Gang, der zu den Zellen führte. Sie spürte meine Nähe und drehte sich um.
»Es steht nur noch ein Wächter da«, erklärte sie. »Jetzt bin ich dran.« Sie griff hinter sich und zog eine kleinere Version ihres Kampfstabes unter der Jacke hervor. Ich hatte nicht gewusst, dass sie ihn bei sich trug. Sie war kampfbereit, aber ich hielt sie fest.
»Nicht!«, sagte ich so bestimmt wie möglich. »Noch haben sie uns nicht entdeckt. Je länger unsere Anwesenheit geheim bleibt, umso größer ist die Chance, ungesehen hinauszukommen.«
»Es gibt keine andere Möglichkeit, Pendragon!« Sie schäumte vor Wut. Sie wollte kämpfen.
Schnell blickte ich zur Zellentür hinüber, wo der Ritter stand. Am Ende des Ganges entdeckte ich einen Balkon. Ich nahm an, dass er direkt über dem Meer lag.
Ich hatte eine Idee.
»Kannst du auf den Balkon gelangen, ohne von ihm gesehen zu werden?«, fragte ich Loor.
Sie schaute sich schnell um und musterte den Flur, der parallel zu dem Zellengang verlief.
»Ja.«
»Dann geh. Ich schicke ihn dir.«
Sie wollte eine Frage stellen, aber ich schubste sie weiter. Da
der Lasertrick schon einmal funktioniert hatte, hoffte ich auf eine zweite Chance. Also wartete ich ein paar Minuten, damit Loor in Position gehen konnte, und zog den Laser aus der Tasche. Als ich ihn einschaltete, funktionierte er nicht! Ich schaltete ihn ein paar Mal an und aus, schüttelte ihn heftig und säuberte sogar die Batterie, aber es tat sich nichts. Er war tot und ich so gut wie. Ich wusste nicht, wie lange sich die Ritter noch beim Wasserrohr aufhalten würden, und Loor wartete darauf, dass ich etwas unternahm.
Ich wühlte im Rucksack,
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