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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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keine Ahnung, was ein Laser war, aber ich hatte auch keine Zeit für Erklärungen. Ich bewegte den Strahler hin und her, damit der Punkt auf dem Topf umhertanzte. Der Ritter stand da und leckte sich immer noch die Finger ab. Gerade wollte er ein zweites Mal in die Suppe fassen … da sah er ihn. Neugierig starrte er den Punkt an und leckte sich wieder die Finger ab. Was für ein Idiot! Langsam bewegte ich den Punkt vom Topf weg und über den Herd. Der Ritter folgte ihm, die Hand immer noch im Mund. Es war wie das Spiel, das ich früher mit Marley und der Taschenlampe gespielt hatte. Dabei leuchtete ich über den Boden, und Marley sprang auf das Licht zu. Der arme Hund hatte nie begriffen, dass man einen Lichtschein nicht mit den Pfoten festhalten konnte. Und so versuchte er es immer wieder.
    Genauso war es bei dem Ritter. Langsam glitt der Laser über Brotlaibe, an dampfenden Töpfen vorbei, über hölzerne Tische, den Fußboden und die Wand hinauf. Der faszinierte Ritter ließ ihn keine Sekunde lang aus den Augen. Er folgte dem magischen roten Licht wie – nun, wie ein Hund dem Schein einer Taschenlampe. Dabei bemerkte er nicht, dass ich ihn immer weiter von uns weglockte.
    Sobald uns der Mann den Rücken zuwandte, bedeutete ich den anderen lautlos, sich in Bewegung zu setzen. Vorsichtig öffneten sie die Tür der Vorratskammer, weit genug, um hinauszuschlüpfen, und schlichen durch die Küche. Ich folgte ihnen und konzentrierte mich darauf, den Laser ruhig zu halten, um den Ritter zu beschäftigen. Hastig bewegten wir uns zum Ausgang. Die Novaner beachteten uns kein bisschen. Ich verließ die Küche als Letzter und lehnte mich zurück, um den roten Punkt weiter zu lenken. Dann stellte ich den Strahler ab und konnte der Versuchung
nicht widerstehen, noch eine Sekunde lang die Reaktion des verwirrten Ritters zu beobachten. Sie war perfekt. Er stand zunächst ganz still und sah sich dann aufgeregt nach allen Seiten um. Nicht einmal Marley war so dumm. Am liebsten hätte ich laut gelacht, aber ich durfte nicht länger zusehen. Wir mussten weiter, und ich folgte den anderen ins Innere des Palastes.
    Wir hatten es geschafft. Wir waren in der Burg. Jetzt mussten wir den Kerker finden, in dem Onkel Press gefangen gehalten wurde. Alder studierte die Karte. Loor und ich folgten ihm und versuchten uns unauffällig zu benehmen. Zum Glück war das nicht schwierig. Überall wimmelte es von Bedoowan, die mehr oder weniger so aussahen wie wir und auch ähnlich gekleidet waren. Sicher, Loors Haut war dunkler als die der meisten Leute, aber trotzdem fiel sie nicht weiter auf. Wenn wir unerkannt blieben, würden wir es sicher schaffen. Während wir die Gänge entlangwanderten, sahen wir nicht nur viele überraschende Dinge, sondern in mir stieg auch eine Wut hoch, die ich nie für möglich gehalten hätte.
    Die Festung war ganz anders, als ich erwartet hatte. Von außen sah sie wie eine mittelalterliche Burg aus. Ich hatte Bilder von Burgen in England gesehen, die innen genauso primitiv gestaltet waren wie außen. Hier hatte ich enge Gänge aus Steinquadern und winzige zellenähnliche Räume erwartet. Dazu Fußböden aus fest gestampfter Erde, kleine Fenster und qualmende Fackeln. Doch das Innere der Bedoowan-Festung entpuppte sich als große Überraschung.
    Der Anblick der Küche hatte schon darauf hingedeutet, dass nicht alles so schlicht sein würde, wie ich es mir vorgestellt hatte. Mark und Courtney, ich sage euch, die Burg war einfach sagenhaft schön! Die Wände waren verputzt und in hellen Farben gestrichen. Dicht unter der Decke waren sie mit dekorativen Mustern bemalt. In einigen Gängen bestanden die Muster aus Ranken und Blumen, die sich über die gesamte Länge des Korridors erstreckten. In anderen sahen wir Portraits von Menschen,
die wahrscheinlich berühmte Bedoowan darstellten. Die Decken selbst zierten kunstvolle Mosaiken aus buntem Glas. Die Fußböden waren mit Fliesen ausgelegt, die zu komplizierten Mustern zusammengefügt waren. Überall herrschte peinlichste Sauberkeit. Ziemlich oft kamen wir an Novanern vorbei, die auf Händen und Füßen die Böden schrubbten oder Statuen abstaubten, die auf Podesten standen, als befänden wir uns in einer Art Museum.
    Loor und ich wechselten immer wieder erstaunte Blicke. Wir dachten beide das Gleiche. Dieser Luxus war auf Kosten der Milago geschaffen worden. Loor biss die Zähne zusammen. Sie war so wütend wie ich.
    Als wir an einem Raum vorbeigingen, hörten wir Musik.

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