Pendragon - Der Anfang
davon. Die Szene erinnerte mich an Filme über Stierkämpfe. Und genauso wirkte auf mich plötzlich auch das ganze Stadion … wie eine Stierkampfarena. Ich spähte zu der dunklen Öffnung und rechnete damit, einen wilden Bullen herausstürmen zu sehen.
Im Prinzip lag ich gar nicht so weit daneben. Alle Blicke waren auf das Tor gerichtet, auch die von Loor und Alder. Sogar die Bedoowan unterhielten sich nicht mehr und starrten erwartungsvoll hinüber, als …
Ein Quig sprang in die Arena und duckte sich flach auf den Boden. Die Bedoowan jubelten laut. Wieder applaudierten die Novaner, und die Milago waren entsetzt. Einige hielten sich die Hände vor die Gesichter, andere standen hoch aufgerichtet, als wollten sie ihrem Stammesbruder die letzte Ehre erweisen, indem sie den Mut aufbrachten zuzuschauen.
Das Quig musterte die Umgebung mit gelben Raubtieraugen, bereit, sofort zuzuschlagen, wenn sich eine Beute zeigte. Es fletschte die Lippen und enthüllte zwei Reihen spitzer Zähne. Sogar aus der Entfernung sah ich den Speichel, der aus seinem Maul tropfte. Ich dachte an das Biest, das Onkel Press mit dem Speer erlegen konnte, und wie die übrigen Viecher es in Stücke gerissen hatten, obwohl es noch am Leben gewesen war.
Ich warf einen Blick zu Kagan hinauf, die das Quig mit zufriedenem Lächeln betrachtete. Ohne die Bestie aus den Augen zu lassen, biss sie von ihrem Truthahnschenkel ab. Der Gedanke an einen Stierkampf verflüchtigte sich. Hier sollte eines der Spektakel stattfinden, wie sie früher im römischen Kolosseum Brauch waren, als man die Christen den Löwen vorwarf. Die Bedoowan wollten Blut sehen. Ihr Wunsch würde sich bald erfüllen.
Der Milago hatte sich seit dem Erscheinen des Quigs nicht gerührt. Wieso auch? Er konnte nichts tun. Er war zu gebrechlich, um sich zu wehren, und wegzulaufen war ebenfalls zwecklos. Mallos winkte einem Ritter, der unweit des Feldes stand, und der Typ warf dem Milago etwas zu. Es war ein Kampfstab, wie Loor ihn benutzte. Natürlich würde sich der kleine Milago mit dieser lächerlichen Waffe nicht wehren können. Vielleicht gaben sie ihm den Stab, weil sie hofften, der Kampf würde so ein paar Sekunden länger dauern. Auf mehr durfte der Alte nicht hoffen. Er hob den Stab auf, aber schon an der Art und Weise, wie er ihn hielt, sah ich, dass er nicht wusste, wie man damit umging. Genauso gut hätte er ein Kopfkissen in der Hand halten können.
Das zusammengekauerte Quig sog prüfend die Luft ein. Es witterte den Milago. Seine Muskeln spannten sich, und es richtete die gelben Augen auf den alten Mann.
Wieder schaute ich zu Kagan empor. Sie hatte den Truthahnschenkel weggelegt und beugte sich gespannt über das Geländer. Mallos stand hinter ihr, die Hände auf den Rücken gelegt. Er sah
mir genau in die Augen. Ich wandte den Kopf ab. Ich konnte seinen Anblick nicht mehr ertragen.
Dann griff das Quig an. Es duckte sich nach Katzenart und sprang auf den Milago zu. Der drehte sich um und rannte um sein Leben. Es war herzzerreißend und ganz entsetzlich. Er lief auf den Rand der Arena zu, aber dort gab es kein Versteck. Also lief er im Kreis herum und zog den Holzstab hinter sich her.
Loor hielt es nicht länger aus. Sie setzte zum Sprung an, um dem Burschen zu helfen. Glücklicherweise hielt Alder sie fest. Das war gut. Sie hätte keine Chance gegen das Raubtier gehabt, genauso wenig wie der schmächtige Bergmann.
Die Milago im Publikum sahen schweigend zu. Ihre Mienen zeugten von Angst und Entsetzen. Auch die Novaner schwiegen. Schwer zu sagen, was sie bei dieser Szene empfanden. Dann sah ich zu den Bedoowan hinauf. Das Furchtbare war, dass sie lachten! Der Anblick eines Milago, der um sein Leben lief, war für sie unterhaltsam!
Das Quig hielt einen gewissen Abstand zu dem alten Mann, als würde es mit ihm spielen. Nach kurzer Zeit begriff der Mann, dass es keinen Zweck hatte, im Kreis zu laufen, blieb stehen und stellte sich dem Biest. Er hob den Stab, aber es war klar, dass er nichts gegen das Monstrum würde ausrichten können. Die Zeit schien stillzustehen. Der Milago wartete mit hoch erhobenem Stock. Das Quig kauerte ein paar Meter entfernt und schüttelte den massigen Kopf. Alle Menschen im Stadion hielten den Atem an.
Dann sprang das Quig. Der Milago hob den Stab, um sich zu verteidigen. Das Letzte, was ich sah, war der Schlag des Monsters, das ihn mit einem mächtigen Prankenhieb beiseiteschleuderte. Der Stock flog durch die Luft, und zu meinem größten
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