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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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hätten. Es war einfach nur eine flache Grasfläche.
    Ich beobachtete die Zuschauer und bemerkte, dass sich die einzelnen Stämme völlig unterschiedlich verhielten. Die Bedoowan plauderten und wirkten völlig entspannt. Einige lächelten, andere lachten laut. Auch Kinder wuselten zwischen den Sitzen umher. Die Novaner saßen ganz still und schauten zu uns herunter. Die meisten hatten höflich die Hände im Schoß gefaltet und regten sich nicht. Ihre Gesichter waren völlig ausdruckslos. Keine Ahnung, ob sie gerne hier saßen oder nicht. Bei den Milago war es viel einfacher. Sie wirkten ruhelos und sahen immer wieder zu den Wächtern hinauf, die auf dem obersten Rang standen. Offensichtlich waren die Leute nicht freiwillig hier und schon gar nicht zur Unterhaltung.
    Ich hatte das ungute Gefühl, dass Alder, Loor und ich hier die Hauptattraktion waren. Ich beugte mich zu Alder hinüber und fragte: »Welche Art von Spielen findet hier statt?«
    Sein Blick klebte an der Grasfläche. »Das ist kein Spiel, Pendragon«, antwortete er leise.
    Noch ehe ich weiterfragen konnte, hörte ich etwas. Es waren drei schlichte Töne, wie von einem lauten, aber wohlklingenden Xylofon. Alle Blicke richteten sich auf die Loge. Ich sah auch hinauf und entdeckte zwei Ritter, gefolgt von Mallos und Kagan. Weder winkte sie der Menge zu, noch gab sie sonst ein Zeichen, dass sie ihre Untertanen zur Kenntnis nahm. Sie watschelte bloß
zum Thron und ließ sich wie ein gelangweiltes Kind hineinfallen. Übrigens kaute sie schon wieder. Es sah aus, als knabberte sie an einem Truthahnschenkel. Inzwischen herrschte absolute Stille im Stadion, nur das Schmatzen der Königin war deutlich zu hören. Das Ganze hätte mich angewidert, wenn ich nicht befürchtet hätte, dass uns etwas Schlimmes bevorstand, etwas sehr Schlimmes. Mein Herz klopfte wie wild. Ich weiß nicht, was schrecklicher war … unser Schicksal zu kennen oder nicht zu wissen, was auf uns zukam. Nun, das Spiel würde in Kürze beginnen.
    Kagan sah Mallos an und fragte ungeduldig: »Nun?«
    Mallos trat ein paar Schritte vor und gab ein Zeichen. Sofort öffnete sich auf der gegenüberliegenden Seite des Feldes eine kleine Tür. Sekunden später wurde eine Gestalt nach draußen geschubst und fiel ins Gras. Der Typ wollte anscheinend nicht in die Arena. Dann erkannte ich ihn. Es war der kleine Milago, der in Onkel Press’ Zelle gelauert hatte. Also war ihm die Flucht nicht gelungen. Der Ärmste wirkte völlig verängstigt. Er stand auf, schirmte die Augen mit der Hand ab, um sich vor der grellen Sonne zu schützen, und sah sich im Stadion um.
    Wie auf Kommando brachen die Bedoowan in lautes, fröhliches Geschrei aus. Das irritierte den Milago, und er stolperte in die Mitte des Spielfeldes. Die Novaner applaudierten höflich. Keiner von ihnen schrie oder pfiff. Höflicher Beifall erklang, der genauso schnell endete, wie er begonnen hatte. Die Milago starrten schweigend nach unten. Der Typ bewegte sich immer weiter auf die Mitte des Feldes zu, denn dort war er am weitesten von den Bedoowan entfernt. Seine Augen irrten verzweifelt über die Zuschauerreihen. Er schien nach Hilfe zu suchen. Irgendwann sah er mich und hielt inne. Es war unheimlich. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. War mein Gesicht das einzig bekannte in der Menge? Ich erwiderte seinen Blick und fühlte mich sehr hilflos.
    Dann geschah etwas Seltsames. Der Milago war ein gebückt
gehender alter Mann mit rundem Rücken, bestimmt aufgrund lebenslanger Arbeit im Bergwerk. Doch als er jetzt dastand und mich ansah, verschwand die Angst aus seinem Gesicht. Er richtete sich gerade auf, drückte die Schultern durch, legte die Hand aufs Herz und streckte sie mir entgegen. Er lächelte sogar. Ich weiß, es hört sich unglaublich an, aber ich hatte den Eindruck, mein Anblick erfüllte ihn mit Kraft. Glaubt mir, ich weiß nicht, warum. Es war nicht so, als hätte ich ihm helfen können, doch nachdem er mich gesehen hatte, war er wie verwandelt. Was auch immer ihm bevorstand, jetzt war er bereit, und ich spielte dabei eine Rolle.
    Wir mussten nicht lange warten. Rechts von uns befand sich in einiger Entfernung ein Tor, deutlich größer als das, durch das der Milago gestoßen worden war. Zwei Ritter liefen quer über den Grasplatz darauf zu. Der Eisenriegel war so schwer, dass die beiden kräftigen Ritter Mühe hatten, ihn zu öffnen. Als sie ihn zurückgeschoben hatten, rissen sie die Torflügel weit auf und liefen in wilder Hast

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