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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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das kannst
du nicht ...«
    »Ich kann es und ich werde es tun, Delia.«
    Es hatte als ein Spiel begonnen. Er hatte
sich revanchieren wollen, weil sie sich über ihn lustig gemacht hatte. Aber
inzwischen war es kein Spiel mehr. Er wollte sie jetzt wirklich an sich reißen.
Er wollte nicht länger nur von ihr träumen ...
    Sie sah es in seinen Augen und lief davon,
aber er holte sie ein und hielt sie fest. Seine Hände legten sich um ihr
Gesicht, und er küßte sie leidenschaftlich. Im ersten Augenblick gab sie nach
und öffnete sich seiner fordernden Zunge. Sein Kuß war so heiß, so süß und
genau das, wonach sie sich sehnte. Tyl glaubte in diesem Moment
den Ansturm der Gefühle, die sie in ihm auslöste, nicht länger gewachsen zu
sein.
    Plötzlich wehrte sie sich und stemmte die
Fäuste gegen seine Brust, um sich von seinem Mund loszureißen. Aber seine Hände
und Arme umschlossen sie wie ein Schraubstock, und er stieß keuchend hervor:
»Delia, Liebste, wehr dich nicht ...«
    »Laß mich los
...«
    Er küßte sie wieder und verschloß ihr den
Mund. Sie gab ihren Widerstand nicht auf. Sie trat und schlug und begann,
heftig zu husten.
    Tyl ließ sie sofort los und hielt ihr zitternd
den Kopf, bis der Anfall vorüber war. Als er fürsorglich den Arm um ihre Hüfte
legte, um sie zu stützen, wich sie vor ihm zurück.
    »Delia ...«
    Ihre Kraft schwand, und sie sank weinend an ihn. Er hob behutsam
ihr Kinn, aber er sah soviel Schmerz in ihren Augen, daß ihn das schlechte
Gewissen packte.
    »Wie kannst
du mir das antun, Tyl?« flüsterte sie tonlos. »Du hast nicht das Recht ... du
darfst mich nicht so behandeln ...«
    »Ach Delia,
du verstehst mich nicht. Ich ...«
    Sie riß sich von ihm los, schwankte und sank entkräftet zu Boden.
Er kniete nieder und nahm sie auf die Arme. Schluchzend und keuchend rief sie:
»Was machst du mit mir? Laß mich los ...«
    Seine Arme schlossen sich besorgt fester um sie, und er drückte
sie an sich. »Still, Delia. Sei ruhig. Glaub mir, heute werde ich deine
verdammte Tugend nicht noch einmal gefährden.«
    Sie bewegte sich nicht, als er sie das Ufer hinauftrug, auf seinen
Hengst hob und langsam mit ihr zur Farm ritt.
    »Ich bin
nicht so eine, Tyl«, flüsterte sie.
    »Ja, ich weiß, Delia. Es ist meine Schuld.« Und mit einem leisen
Lachen fügte er hinzu: »Ich bin der Verführer ...«
    Sie seufzte noch einmal, und dann schmiegte sie sich vertrauensvoll
an ihn.
    Wie schön das ist, dachte er verwundert, sie so in den Armen zu
halten.

20
    Es roch in
der Scheune nach Stroh und Staub. Delia blieb im offenen Tor stehen und sah
zu, wie Nat mit dem Dreschflegel auf die Garben einschlug. Die rhythmischen
Schläge hallten dumpf, während die Körner aus den Hülsen sprangen. Nat wollte
nach der Heugabel greifen, um das Stroh zur anderen Seite zu heben, als er sie
bemerkte. Delia hatte die Muskete über der Schulter hängen und trug seinen Hut
auf dem Kopf, aber sie hatte ihn übertrieben schief aufgesetzt.
    Er stützte sich auf die Heugabel und wischte sich den Schweiß von
der Stirn. Unwillkürlich mußte er bei ihrem Anblick lächeln. »Das sieht aus,
als wolltest du ins Manöver ziehen und nicht ich.«
    Sie lachte, und er fragte: »Sind sie da?«
    Delia salutierte, und da mußte auch Nat
lachen.
    Er lehnte die Gabel an die Wand und griff nach seinem Rock, der
auf einem Strohballen lag. »Meinst du wirklich, ich kann dich und die Kinder
allein lassen?«
    »Keine Sorge, Nat. Uns wird schon nichts
passieren.« Delia half ihm, den Rock anzuziehen, und klopfte ein paar Strohhalme
von seiner Schulter. Der Rock reichte ihm fast bis zu den Knien und war so blau
wie der Sommerhimmel. Seine Frau hatte ihn genäht ... seine erste Frau.
Der Rock hob sich grell von der dunkelgrünen Kniebundhose ab, die ebenfalls
zur Uniform gehörte.
    Delia konnte es sich nicht verkneifen zu sagen: »Schließlich warst
du immer im Manöver, als deine Mary noch lebte. Du hast sie damals auch allein
gelassen.«
    Delia hatte staunend zugehört, als Nat ihr am Vortag erklärte, er
werde mit den anderen Männern nach Wells zum Manöver fahren.
    »Wer nicht kommt, muß fünf Schillinge Strafe zahlen«, sagte er,
als sie ihn verblüfft ansah.
    »Aber ein Mann, der nur einen Fuß hat, sollte doch von dieser
Pflicht befreit sein«, erwiderte sie unüberlegt, und Nat reagierte entsprechend
heftig.
    Er hob stolz den Kopf und erklärte selbstbewußt: »Ich bin zwar
nicht in der Lage, mit den anderen zu exerzieren, Delia, aber

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