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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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auf das Läuten der Sturmglocke, das sie vor einem neuen
Überfall warnen würde. Doch das Gefühl der Sicherheit wuchs, als die
Kundschafter nacheinander zurückkamen und berichteten, die Wälder seien leer.
    In der zweiten Märzwoche, kurz bevor sie den
Boden der Fässer mit dem eingesalzenen Schweinefleisch erreicht hatten, brach
das Eis auf dem Kennebec mit einem solchen Krachen und Dröhnen, daß der Boden
wie bei einem Erdbeben vibrierte. Die Männer kamen an diesem Tag fröhlich von
den Holzfällerlagern zurück, und man hörte die Frauen singen, als sie das
Abendessen zubereiteten. Aber in der Nacht brachte ein Schneesturm so viel
Neuschnee, daß die Hütten darin verschwanden, und am nächsten Morgen war es
kalt genug, daß man sich die Zehen blau fror. Wie die Alteingesessenen sagten,
war das der besondere Sinn der Natur für Humor. Bis zum Frühling dauerte es
noch eine ganze Weile, aber das Versprechen auf Sonne und Wärme lag in der
Luft.
    Es war ein Winter voller Versprechungen und Enttäuschungen
gewesen.
    Sam Randolf, der Schmied, hatte oft geflucht und gespuckt und sich
die roten Haare gerauft, aber im Februar war er der Meinung, die Kanone werde
feuern, wenn sie die Lunte an das Schießpulver legten. Die Kanone wurde
flußaufwärts gerichtet, und die Leute von Merrymeeting sagten, die Abenaki
sollten nur kommen, denn jetzt seien sie auf jeden Angriff bestens vorbereitet.
»Diesmal jagen wir die Hunde in die Luft«, erklärte Sam Randolf. Sie hatten die
Kanone allerdings noch nicht ausprobiert. Es gab keine Munition, die sie
entbehren konnten.
    Trotz der Angst vor den Indianern dachten die Farmer bereits an das
Pflügen und an die Aussaat, denn auf brachliegenden Feldern machten sich sehr
schnell Habichtskraut und Wildwuchs breit.
    Als Oberst Bishop seiner Frau gegenüber ein dumpfes Klagelied über
die Gefahren beim Bestellen abgelegener Felder anstimmte, erwiderte sie
trocken: »Du kannst entweder vor Hunger sterben oder vor Angst.« Der Oberst
wußte darauf nichts zu erwidern und kratzte sich am Kopf. Er hatte keine
Perücke mehr und ließ die Haare wachsen, aber das juckte unangenehm.
    Obadia Kemble war den ganzen Winter über betrunken und brachte von
Cape Elizabeth eine Squaw mit nach Hause, die ihm das Bett wärmte. Er erzählte
jedem, der es hören wollte, er habe noch nie
im Leben soviel Spaß gehabt. Die Frauen meinten, das sei skandalös. Die Männer
waren alle der Ansicht, Obadia Kemble, ein Mann, der gewissermaßen gerade aus
dem Gefängnis entlassen worden sei, habe ein bißchen Spaß verdient.
    Daniel Randolf überraschte am Morgen vor dem Unterricht Meg Parker
auf der Veranda der Bishops und küßte sie auf den Mund. Sie reagierte mit einem
Faustschlag in die Magengrube und schlug ihm dann die Nase blutig. Daniel
erklärte daraufhin für ewige Zeiten allen Frauen den Krieg.
    Wenn sie abends ihre Gebete gesprochen hatte,
fragte die kleine Tildy Parker jedesmal Anne Bishop, wann ihre neue Mama
endlich nach Hause kommen würde. Anne antwortete immer: »Im Frühling.« Und
Tildy fragte jeden Morgen nach dem Aufwachen als erstes: »Ist es schon
Frühling?« Deshalb bauten sie einen Schneemann vor den Palisaden. Die Augen
waren Knöpfe von einem alten Rock des Oberst, als Nase bekam der Schneemann
einen abgenagten Maiskolben, und als Hut trug er einen alten Melkeimer. Obadia
Kemble schnitzte ihm ein Holzgewehr, damit er die Abenaki das Fürchten lehren
konnte. »Wenn er anfängt zu schmelzen«, sagte Anne, »dann weißt du, daß es
Frühling ist.«
    Anfang November waren Oberst Bishop und Reverend Hooker in einen
heftigen Streit geraten. Das war an dem Tag, an dem Jefferson, der alte
Trapper, mit der Nachricht von Dr. Tyl in der Siedlung erschien. In den
nächsten fünf Monaten gerieten sie sich mindestens einmal wöchentlich wegen
derselben Sache in die Haare. Caleb wollte sich auf der Stelle durch die
Wildnis auf den Weg zu seiner Frau machen. Der Oberst nannte ihn einen
verdammten Narren.
    »Sie wissen nicht, wo sie ist oder wie Sie dorthin kommen oder wie
Sie den Rückweg finden sollen!« schrie der Oberst den armen Caleb an. »Dr. Tyl
hat sie gefunden, und sie ist am Leben. Er hat bei diesen Wilden gelebt, und er
kann mit ihnen umgehen. Bei Ihnen würde es doch nur damit enden, daß ihr Skalp
irgendeinen Pfahl schmückt. Und das, werden Sie mir zustimmen, wäre bestimmt
verdammt hilfreich für Ihre Frau. Wo doch das Kind jetzt unterwegs ist ...«
    Als es März wurde, sah Caleb so elend

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