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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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Plötzlich tauchte aus dem
Wald ein großer Wolf auf und tötete den Puma mit einem Biß seiner mächtigen
Fänge. Der Puma starb, und die Ströme der Yengi flossen zurück in das
Meer, wo sie von den Wogen davongetragen wurden.
    Die Vision verschwand, und Traumbringer war
wie betäubt ... aber überglücklich. Er warf den Kopf zurück und stieß ein lautes
Wolfsgeheul aus.
    Endlich, endlich hatten ihm die Götter seine
Bestimmung gezeigt.
    Der Wind kam
in Böen, und Delia zog den Kopf ein, um das Gesicht vor den Eiskristallen zu
schützen. Ihre Beine brannten und zitterten vor Müdigkeit. Auf den
Schneeschuhen mußte man mit einwärts gerichteten Füßen gehen, und das
beanspruchte Muskeln, von deren Vorhandensein sie nie etwas geahnt hatte. Sie
folgte Pulwaugh im blinden Vertrauen darauf, daß er den Weg kannte, denn sie
hatte im endlosen Weiß schon lange jede Orientierung verloren.
    Elizabeth stolperte. Der junge Mann blieb
stehen und stützte sie. Es dauerte noch eine Ewigkeit, aber dann seufzte Delia
erleichtert, als die Palisaden des Dorfes undeutlich vor ihnen aufragten. Der
Seufzer verwandelte sich in einen Freudenschrei, als aus dem Schneegestöber ein
Mann auftauchte.
    »Tyl!« rief Delia. Sie rannte das letzte Stück
Wegs, so schnell sie konnte, und warf sich ihm in die Arme. In seiner Umarmung
fühlte sie sich sicher. Das traurige, aber furchteinflößende Bild von
Traumbringer war ihr auf dem Heimweg nicht aus dem Kopf gegangen.
    Tyl drückte sie an sich. »Ich hatte schon Angst, ihr hättet euch
im Schneesturm verirrt«, rief er, um den Wind zu übertönen.
    Pulwaugh mußte die völlig erschöpfte Elizabeth zum Langhaus des
Großen Suchern tragen. Delia wollte ihm folgen, aber Tyl schüttelte
energisch den Kopf und führte sie zu ihrem Wigwam.
    »Tyl, ich wollte deinem Vater die Aale
bringen«, sagte sie, als er ihr im Innern die Pelzmütze abnahm und ihre
eiskalten Wangen rieb.
    »Das hat Zeit bis später. Außerdem ist er
heute schon genug mit Leckerbissen verwöhnt worden.« Seine Hände blieben auf
ihren Wangen liegen. Er hob ihr Gesicht hoch, und sein Atem strich über ihre
Lippen. »Warum verwöhnst du zur Abwechslung nicht einmal mich ...«
    Sie verwöhnte ihn gern. Sie hob den Mund eine
Spur höher, um seine Lippen zu berühren. Sie waren warm und zart; ihr Kuß war
heiß und glücklich. Ihr Kopf sank zurück, und sie schloß die Augen, als sein
Mund über die pulsierende Ader an ihrem Hals glitt ... aber plötzlich stand ihr
das Bild des schwarzen, gespenstischen Traumbringers vor Augen, und sie
zitterte.
    »Ist dir wirklich so kalt?« Seine Hände fuhren
über ihre Schultern und den Rücken hinunter, und er streichelte ihr Gesicht
mit den Augen.
    Sie wich zurück und sagte: »Tyl, wir haben Traumbringer gesehen
... draußen am See.«
    Zwischen seinen Brauen erschien eine Falte.
»Bist du sicher?«
    »Nein ... nicht sicher.« Sie schloß die Augen und versuchte, die
seltsame, unheimliche Gestalt noch einmal zu sehen. »Pulwaugh dachte, es sei
ein Geist.«
    »Wenn es Traumbringer war, dann habt ihr ihn vermutlich als Geist
gesehen.«
    »Nein, es war ein Mensch, ein richtiger Mensch. Und es war
Traumbringer, das konnte ich spüren.« Sie schlug die Augen auf. »Warum siehst
du mich so finster an?«
    Sein Gesicht verzog sich zu einem kläglichen
Lächeln. »Ach, Delia, ich glaube, ich bin einfach eifersüchtig. Mir wäre es
vermutlich lieber, du wärst von dem Kerl nicht so beeindruckt.«
    »Ich bin nicht beeindruckt von ihm. Er macht
mir angst.«
    »Vergiß ihn. Denk an mich.« Er nahm sie in die
Arme und drückte sie fest an sich. Dann flüsterte er: »Weiß du, wie lange es
her ist, daß ...?«
    »Zehn Stunden.«
    »Es kommt mir wie hundert Jahre vor, ich sterbe vor Sehnsucht nach
dir, Delia.«
    Sie machte das hochmütige Gesicht, mit dem sie
die Gäste im Wilden Löwen immer hatte abblitzen lassen. »Und warum, mein Herr,
stehen Sie dann hier stundenlang herum und halten Reden?«

26
    Tyl goß eine Schöpfkelle Wasser auf die glühend heißen Steine. Dicke,
erstickende Dampfwolken stiegen auf und verbreiteten sich schnell in dem
kleinen Wigwam.
    »Das ist zu heiß, Tyl!« protestierte Delia
und schlug die Hände vor das Gesicht, um noch atmen zu können. Sie lehnte nackt
an einem gespaltenen Baumstamm und fühlte sich wunderbar entspannt.
    Tyl öffnete die Zeltklappe ein wenig und griff nach einer Bürste,
die aus dem Schwanz eines Stachelschweins gemacht war.
    »Komm ...«, sagte er.
    Sie

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