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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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... wir müssen zurück.«
    Sie ließen sich von der Strömung treiben.
Delia saß zwischen Tyls Beinen, und er zeigte ihr, wie man ein Kanu paddelt. Er
hielt ihren Arm und führte ihren Stoß. Ihre Kraft bei jedem Schlag überraschte
ihn. Ihre Muskeln waren glatt und straff. Der Geruch von Harz und Pinien umgab
sie immer noch. Als der Wind ihm eine ihrer Locken ins Gesicht wehte, und ihre
Brust seinen Arm streifte, erwachte trotz seiner Melancholie das bekannte
Verlangen.
    Früher hatte sich Tyl nur für zierliche
blonde Frauen interessiert. Meist waren sie kalt, und er mußte sie zuerst
umwerben, bevor sie sich erobern ließen. Tyl hätte es deshalb nie für möglich
gehalten, daß er einmal eine schwarzhaarige Frau wie Delia, die keine Manieren
hatte, anziehend finden würde. Noch dazu, wenn sie aus einer billigen
Hafenkneipe kam, und jeder Mann sie für Geld haben konnte. Trotzdem besaß Delia
eine besondere Würde, und sie war so stolz wie eine Abenaki. Ließ sie sich
vielleicht doch wie alle Frauen umwerben, konnte man möglicherweise sogar mit
ihr schlafen, ohne daß sie sich von einem Mann erobern ließ? Hatte
er deshalb bei ihr keine Chancen? Dieser Gedanke beunruhigte ihn.
    Sie drehte den Kopf und lächelte ihm zu. Beim Anblick ihrer Lippen
vergaß Tyl alle zweifelnden Gedanken. Der Wind wehte durch ihre Haare, und sie
schimmerten wie Rabenflügel. Ihre Blicke trafen sich und trennten sich
zögernd.
    »Wenn die Abenaki dich adoptiert haben, dann müssen sie dir auch
einen Namen gegeben haben ...«
    Tyl war so verwirrt, daß er ihre Worte nicht
verstand.
    »Wie?«
    »Wie ist dein Abenaki-Name?«
    »Begadi.«
    »Bega ...« Sie wollte den Namen wiederholen, aber er legte ihr
schnell die Hand auf den Mund.
    »Bei den Abenaki darf man den eigenen Namen nur bei rituellen
Anlässen aussprechen. Sie glauben, daß sich sonst die Kraft, die sich mit ihm
verbindet, verbraucht.«
    Delia nickte ernst. Er ließ die Hand auf ihren Lippen liegen. Als
er sie schließlich sinken ließ, benetzte sie den Mund mit der Zunge. Tyl
stockte der Atem. Er verlagerte vorsichtig das Gewicht und drehte sich etwas zur
Seite, denn er wollte nicht, daß sie spürte, wie stark sein Verlangen wurde.
    Aber es half alles nichts. Sie sah ihn an, und er fühlte sich von
ihren grüngoldenen Augen in einen Strudel gezogen.
    »Kannst du mir sagen, was der Name bedeutet, ohne daß es dir
schadet?« fragte sie leise.
    Tyl mußte schlucken, bevor er seine Stimme unter Kontrolle hatte.
»Er bedeutet 'Großer Donner'.«
    Delia lachte laut auf.
    »Was ist daran so komisch?« fragte er gereizt und auch enttäuscht,
denn der Bann war gebrochen.
    »Oh Tyl ...!« rief Delia noch immer lachend. »'Großer Donner' ...
das paßt wirklich gut zu dir!«
    »Du verstehst das völlig falsch«, erwiderte er
und lachte ebenfalls.
    Dann wurde sie plötzlich ernst und sah ihn an.
Sie hatte sich umgedreht und kauerte vor ihm. Jetzt richtete sie sich langsam
auf, beugte sich vor und legte die Hände auf seine Oberschenkel. Bevor er
begriff, was sie vorhatte, drückte sie ihre Lippen auf seinen Mund.
    Der Schock der Berührung war so groß, daß er
im ersten Augenblick wie betäubt war. Das Kanu schwankte gefährlich, aber er
bemerkte es nicht. Er griff nach ihren Schultern und erwiderte gierig den Kuß.
Sie sank auf den Rücken und zog ihn mit sich. Heiße und kalte Schauer ließen
ihn erzittern, als er ihren warmen, weichen Körper spürte.
    Dann kenterte das Kanu.
    Tyl umklammerte noch immer Delias Schulter, als sie beide klatschend
ins Wasser fielen. Das Kanu glitt über sie hinweg und stieß dabei gegen seine
Stirn. Er verlor das Bewußtsein. Als er wieder zu sich kam, war Delia nicht
mehr bei ihm. Die Strömung riß ihn sofort wieder unter Wasser.
    Mit heftigen Tritten stieß er sich nach oben
und schob hustend und spuckend die Haare aus den Augen. Im Wasser tretend,
hielt er Ausschau nach Delia und mußte gegen seine Panik ankämpfen, als er sie
nicht sofort sah. Das Kanu trieb weiter flußabwärts. Einen Augenblick dachte er
verzweifelt, sie liege möglicherweise unter dem Kanu. Seine Panik wuchs.
Plötzlich tauchten ihr Kopf und ein Arm in seiner Nähe aus dem Wasser auf, und
er beruhigte sich. Aber die schwarzen Haare verschwanden sofort wieder, und
auch die schmale Hand versank im tiefen Wasser.
    Er tauchte. Der eiskalte Fluß war tintenschwarz. Er sah nichts. Er
tastete nach ihr. Die Angst und die Kälte nahmen ihm den Atem. Sein Oberkörper
verkrampfte sich,

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