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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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und das eisige Wasser bohrte sich wie winzige Nadeln in seine
Augen. Als er schon glaubte, wieder auftauchen zu müssen, streifte seine Hand
ihren Umhang. Er umklammerte ihn und riß sie mit sich nach oben.
    Sie war noch bei Bewußtsein. Er machte sich
darauf gefaßt, daß sie in Panik um sich schlagen werde. Aber sie blieb
regungslos in seinen Armen liegen. Es fiel ihm nicht schwer, mit ihr die kurze
Strecke zum Ufer zu schwimmen.
    Schwankend und auf allen vieren krochen sie aus dem Fluß. Er
stützte sie, und halb trug er sie. Sie rang nach Luft und mußte sich übergeben.
    Allmählich beruhigte sie sich. Er hielt sie
fest, und nach einer Weile ging der Atem wieder gleichmäßiger. Sie schob sich
mit zitternder Hand die nassen Haare aus der Stirn und murmelte: »Ich konnte
... noch nie gut schwimmen.«
    »Mein Gott, Delia!« rief er, vor Angst immer noch völlig durcheinander.
Dann sah er ihre blauen Lippen, und als sie am ganzen Leib zu zittern begann,
bekam er wieder Angst.
    Noch nie im Leben hatte er so schnell ohne
Zündhölzer ein Feuer gemacht. Er suchte nach trockener Rinde und dünnen
Zweigen, die er zu einem kleinen Häufchen zusammenlegte. Dann glättete er mit
dem Taschenmesser einen trockenen Ast, so daß er gerade und fest auf dem Boden
lag, und schnitt eine Kerbe hinein, griff nach einem trockenen Zweig, spitzte
ihn an, stellte ihn in die Kerbe und drehte ihn, so schnell er konnte, zwischen
beiden Händen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, aber dann begann dünner Rauch
aufzusteigen.
    Vorsichtig blies er auf den Funken, und im
nächsten Augenblick züngelte an der Rinde und dann an den größeren Zweigen eine
kleine Flamme. Bald brannte das Feuer. Er riß sich die nassen Sachen vom Leib
und rieb sich die eiskalte Haut, bis das Blut wieder zu kreisen begann. Zögernd
tat sie es ihm nach. Blau gefroren und mit kreisenden Armen hüpften sie nackt
um das Feuer.
    Und dann brach es aus ihm heraus.
    »Du bist das hilfloseste Wesen, das je in die Wildnis geraten ist!
Du kannst weder reiten noch schwimmen. Du fällst in Gruben und läufst jedem
x-beliebigen Indianer in die Arme. Du kannst von Glück sagen, daß er dich nicht
skalpiert hat. Du kannst nicht schießen, und vermutlich hast du keine Ahnung,
wie man Fallen stellt.«
    »N ... nein«, stieß sie mit klappernden Zähnen hervor und ging
ganz dicht an die Flammen heran. »D ... das h ... habe ich n ... nie v ...
versucht.«
    Er wrang den nassen Umhang aus und hängte ihn
zum Trocknen über ein paar schräg aufgestellte Äste vor dem Feuer. Auch seine
Sachen und ihre Kleider breitete er auf ähnliche Weise zum Trocknen aus. Die
Kälte ließ sie beide nicht zur Ruhe kommen, und so mußten sie wohl oder übel
weiter um das Feuer springen und hüpfen.
    »Wozu taugst du eigentlich?«
    »Ich kann F..Forellen mit b ... bloßen Händen fangen.«
    Er lachte.
    »Das hatte ich völlig vergessen.«
    »Und ich kann dich zum Lachen bringen, Tyl. Das gelingt mir gut.«
    »Das ist wirklich kein Kunststück, Delia ...«, rief er und schüttelte
die nassen Haare.
    Sie wich protestierend den Tropfen aus.
    »Du bist der unverständlichste Mann, den ich kenne, Tyl!« rief
sie. »Du bist ein Mann voller Widersprüche.«
    »Ich?«
    »Ja! Du bist wie das Pendel einer Uhr ...«
    »Ein Pendel?«
    »Ja, du weißt doch. Tick, tack! Tick ... und du schimpft mit mir
bei jeder Kleinigkeit. Tack ... du küßt mich so ungestüm, daß wir aus dem Kanu
in den eiskalten Fluß fallen.«
    »Du hast mich geküßt ...«
    Delia machte eine wegwerfende Bewegung. »Tick
... du prahlst mit deinem kultivierten Geschmack. Tack ... du bringst mich zu
deinem vornehmen Großvater und willst, daß ich in seiner Gegenwart wie ein
Fischweib fluche.«
    Tyl brummte: »Und statt dessen hast du dich mit dem alten Fuchs
angefreundet.«
    Delia schüttelte den Kopf: »Ein Gentleman hätte eine Dame nie in
eine derartig peinliche Lage gebracht.«
    »Ja, eine Dame ...«, stimmte er ihr zu.
    »Du bist ein unverschämter Kerl!« rief sie.
    »Wie soll ich mich sonst gegen dich wehren?«
    »Du mußt dich nicht wehren, wenn du anständig zu mir bist.«
    Sie hielt die Füße dicht ans Feuer und
bewegte die blaugefrorenen Zehen. Trotz der Kälte und Nässe tat es ihr richtig
gut, ihn einmal ganz offen auf seine Schwächen hinzuweisen.
    »Tick ... du machst dich über mich lustig.«
    Als er um das Feuer rannte und sie fangen wollte, lief sie schnell
weiter.
    »Tack ... du schenkst mir ... Verdammt!«
    Delia blieb wie

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