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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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daß
Delia nicht daran zweifelte, daß er ihr Herz schlagen hörte.
    »Mein Gott, Delia«, flüsterte er. »Ich dachte, dieser Tag würde
nie enden.«
    Sie spürte ein Brennen in ihrer Brust, aber erst, als sie heftig
nach Luft rang, wurde ihr bewußt, daß sie vergessen hatte zu atmen.
    »Tyl ...«, vorsichtig versuchte sie, sich gegen ihn zu wehren,
aber es klang mehr wie eine Aufforderung.
    »Du hast mir so sehr den Kopf verdreht, daß ich glaube, verrückt
zu werden«, flüsterte er in ihre Haare. Er griff nach ihrer Hand und bedeckte
sie mit Küssen. Wie sollte sie ihn nicht gewähren lassen? Außerdem war
ihr seltsamerweise überdeutlich bewußt, wie seine Zunge ihre Fingerspitzen
liebkoste. Eine zärtliche Wärme durchströmte sie und machte sie völlig
benommen.
    Er drückte sein Kinn auf ihren Nacken, und Delia biß sich bebend
auf die Lippen, um nicht laut aufzustöhnen. Er hob ihren Kopf und wies mit einem
Nicken auf eine der abgetrennten Schlafstellen. »Du schläfst hier«, flüsterte
er. »Ich bin direkt neben dir. Die Hookers haben sich Gott sei Dank an das
andere Ende des Speichers gelegt. Trotzdem werde ich vorsichtig sein und noch
warten, bis sie tief und fest schlafen, bevor ich zu dir komme ...«
    Delia klopfte das Herz bis zum Hals. »Nein! Ich ... ich werde zu
dir kommen, Tyl ...«, murmelte sie.
    Er küßte sie auf den Mund. »Meinetwegen, aber
laß mich nicht zu lange warten. Du weißt, wie ich mich nach dir sehne.« Seine
Hand fuhr zärtlich über ihren Rücken. Dann ließ er sie widerstrebend los.
    Delia legte sich im Dunkeln auf die Matratze. Die Minuten vergingen,
und sie wußte, Tyl wartete auf sie. Aber wie konnte sie es wagen, zu ihm zu
gehen?
    Wenn ich doch nur wüßte, ob er mich wirklich
liebt, wiederholte sie stumm immer und immer wieder, während sie sich hin- und
herwarf, bis ihr der Kopf schmerzte und sie glaubte, Fieber zu haben. Aber er
liebt mich nicht, denn sonst hätte er es mir gesagt.
    Wie auch immer, er fuhr mit ihr nach
Merrymeeting, um sie einem anderen Mann zur Frau zu geben. Wenn sie in dieser
Nacht mit ihm schlief, was würde dann geschehen? Würde er sie heiraten, oder
würde er ihr einfach wieder ein Geschenk machen, sie vielleicht noch einmal
küssen und sie dann Nat Parker überlassen? Dann könnte er ihr ebensogut das
Herz aus dem Leib reißen. Das würde sie nicht ertragen können.
    Er liebt mich nicht!
    Tränen liefen ihr über das glühende Gesicht. Sie ballte die Hand
zur Faust und drückte sie verzweifelt auf den Mund.
    Er liebt mich nicht, und wenn ich heute nacht zu ihm gehe, dann
bin ich nicht besser als jede x-beliebige im Goldenen Löwen.
    Sie dachte an Nat Parker und die Verpflichtung, die sie ihm
gegenüber hatte, wenn sie seine Ehefrau und eine gute Mutter für seine beiden
Töchter werden sollte.
    Delia, du hast wieder alles völlig durcheinander gebracht, dachte
sie. Du liebst einen Mann, der dich nie lieben wird. Und du hast einem Mann die
Ehe versprochen, den du nicht einmal kennst.
    Sie drehte sich lautlos auf die andere Seite und starrte auf die
dünne Wand, die sie von Tyl trennte. Sie würde alles für seine Liebe geben –
ihre Jungfräulichkeit und auch ihre Ehre, indem sie das Versprechen brach, das
sie innerlich Nat Parker gemacht hatte.
    Aber bevor ich das tue, muß ich sicher sein,
daß er mich liebt.
    Und so kam es, daß Tyl die ganze Nacht vergeblich auf sie wartete,
denn obwohl Delia sich nach seinen Küssen und seiner Liebe sehnte, kam sie
nicht zu ihm.
    Noch bevor es hell wurde, stieg Delia leise die Leiter hinunter und
ging in die Küche. Sie wollte einen Kessel Wasser auf das Feuer stellen und
Tee trinken, bevor die anderen erwachten. Aber Tyl war vor ihr da. Er saß an
dem kleinen Küchentisch, hatte die Ellbogen aufgestützt und hielt sich mit
beiden Händen den Kopf. Als er ihre Schritte hörte, sah er sie an.
    Sie versuchte zu lächeln. »Guten Morgen, Tyl
...«
    Er starrte sie wütend mit rotgeränderten Augen
an.
    Sie machte einen großen Bogen um den Tisch und ging in Richtung
Vorratskammer, von der eine kleine Tür nach draußen führte.
    Tyl sprang auf, schob mit einer heftigen Bewegung die Bank zurück
und war im nächsten Augenblick neben ihr. Delia wollte davonlaufen, aber sie
fiel über einen Sack mit trockenen Maisstauden, die zum Feuermachen dienten.
Er packte sie am Arm, zog sie hoch, preßte sie an sich und schob sie gegen die
Wand.
    »Du erdrückst mich!« stieß sie ärgerlich hervor. Sie wußte, daß
Tyl sie

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