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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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der Oberst. »Als
königlicher Holzhändler habe ich die Pflicht, alle entsprechenden Masten mit
dem königlichen Zeichen, der 'breiten Pfeilspitze', zu versehen und sie damit
für die königliche Marine zu reservieren.« Er nickte und fügte leicht wehmütig
hinzu: »Leider trägt das hier am Ort nicht gerade zu meiner Popularität bei.«
    Anne lachte sarkastisch. »Und das aus gutem Grund. In Lissabon
oder Cadiz bekommen die Leute sehr viel mehr für die Baumstämme als vom König.
Sie werden feststellen, Reverend, wir hier in Merrymeeting sind keinerswegs
treue und ergebene Untertanen Seiner königlichen Majestät.«
    »Das kann ich gut verstehen«, erwiderte Caleb,
und alle lachten. Auch Delia begann, sich etwas wohler zu fühlen. Oberst Bishop
erklärte in aller Ausführlichkeit, daß die königlichen Masten makellos und von
bester Qualität sein müßten. Währenddessen wurde der Hauptgang aufgetragen:
dicke Scheiben Schweinebraten, gedämpfter Kohl und Maisbrot mit Apfelbutter.
Neben den Teller legte der Diener ein Messer und etwas in einem Lederetui, das
Delia nicht kannte.
    Etwas Ähnliches hatte sie zwar schon einmal gesehen – eine Bratengabel
mit zwei großen Zinken und einem langen Griff. Man benutzte die Gabel, um den
Braten festzuhalten, während man die Scheiben abschnitt. Aber die »Gabel« neben
ihrem Teller war klein und hatte drei schmale
Zinken.
    Delias Magen knurrte, aber sie wagte nicht, mit dem seltsamen
Besteck zu essen. Unter gesenkten Lidern beobachtete sie Tyl. Er stach mit der Gabel in das Fleisch und schnitt
mit dem Messer ein winziges Stück ab. Dann führte er die Gabel zum Mund. Delia
sah genau zu, wie er das mehrmals tat, dann versuchte sie es selbst.
    Zu ihrer Erleichterung gelang es ihr, das Fleisch auf diese Weise
zu essen, ohne daß etwas Peinliches geschah. Sie fand tatsächlich mit der Gabel
den Mund, und das Fleisch fiel ihr auch nicht auf den Tisch oder in den Schoß.
Trotzdem fand sie diese Art zu essen sehr mühselig. Es hätte ihr sehr viel
besser geschmeckt, wenn sie wie üblich die Finger benutzt hätte.
    Aber sie hatte es geschafft! Sie saß in einem Eßzimmer an einem
richtigen Tisch. Sie benutzte zum Essen eine Gabel oder wie immer das komische
Ding heißen mochte, aß von Steinguttellern und trank aus einem Zinnbecher.
    Ich bin in Boston in einer Hütte am Hafen aufgewachsen. Mein Vater
ist ein Säufer, und ich habe schon als Kind in einer Hafenkneipe gearbeitet.
Aber das alles bedeutet nicht, daß ich mich nicht ändern kann. Ich bin nicht
dumm und kann lernen. Warum soll ich nicht auch lernen können, mich wie eine
ehrbare Frau zu kleiden und vor allem meine Zunge im Zaum zu halten, damit die
Leute mich hier akzeptieren? Sie biß die Zähne zusammen und dachte: Ich werde
lernen, mich wie eine richtige Dame zu benehmen.
    Sie vermied es, Tyl anzusehen, aber ihre Gedanken ließen sich
nicht zügeln.
    Eines Tages wird mich Tyl ansehen, und dann werde ich in seinen
dunkelblauen Augen Bewunderung entdecken. Jawohl, Bewunderung und ...
Bedauern.
    Am Ende des
Abends verließen Tyl und die Hookers gemeinsam das Herrenhaus. Tyl begleitete
sie durch die Dunkelheit. Er führte seinen Hengst am Zügel. Die Büchse hatte
er über die Schulter gehängt.
    In der Dunkelheit schien der Wald voller Gefahren zu stecken.
Caleb rechnete ständig damit, rotglühende Augen zu sehen oder das schrille
Kriegsgeheul der Indianer zu hören. Er warf seiner Frau einen besorgten Blick
zu. Sie hatte die Lippen zusammengepreßt und blickte starr geradeaus. Er wußte,
daß sie Angst hatte. Auch die Schönheit von Merrymeeting konnte daran nichts
ändern.
    Als sie das neue Pfarrhaus erreicht hatten, sagte Caleb zu Tyl.
»Bleiben Sie doch noch einen Augenblick. Ich würde gern etwas mit Ihnen
besprechen.«
    Tyl schlang den Zügel um den Baumstamm am Sattelplatz. Elizabeth
verschwand mit der flackernden Öllampe sofort im Haus. Die beiden sahen ihren Schatten hinter den Vorhängen der Fenster,
während sie schnell die Läden schloß. Die beiden Männer standen vor dem Haus.
Bis auf den eintönigen Gesang der Grillen war es völlig still. Der Mond warf
blasses Licht auf ihre Gesichter.
    »Ich muß Ihnen gestehen, daß ich etwas enttäuscht bin«, sagte
Caleb.
    »Worüber?
Gefällt Ihrer Frau das Haus nicht?«
    Caleb nahm den Hut vom Kopf und fuhr sich durch die schütteren
braunen Haare. Er lächelte Tyl etwas verlegen an. »Nein, nein, das
Pfarrhaus ist schön, und wenn Lizzie erst einmal alle ihre

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