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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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Mary und ich ...« Er brach ab und
wurde dunkelrot. »Das Sch ...Schlafzimmer ist dort drüben.«
    Neben dem Herd befand sich eine Tür, die in
das zweite Zimmer im Erdgeschoß führte. Es war gerade groß genug für das Bett,
eine Truhe und einen kleinen Schrank. Aber auch hier gab es einen offenen
Kamin. Der Abzug führte in den Rauchfang der Küche. Das Bett war leuchtendrot
angestrichen. Der Anblick machte Delia nervös. Ihr fiel auf, daß Nat es
vermied, einen Blick auf das Bett zu werfen.
    Das Zimmer hatte ein kleines Fenster. Delia trat zögernd davor und
legte die Hände auf den Rahmen, der von den Sonnenstrahlen warm war. Eine Kerbe
wies auf den Sonnenstand am Mittag. Behutsam ließ Delia den Finger darüber
gleiten.
    Auf dem Feld hinter dem Haus jätete Meg Unkraut. Von Zeit zu Zeit
richtete sie sich auf und blickte zum Haus. Aus ihrem Gesicht sprachen Angst
und Zorn. Tildy saß am Feldrand auf der Erde und spielte mit ihrer Puppe. Delia
hörte sie singen: »Alle meine Entchen schwimmen auf dem See ...«
    Nat räusperte sich. »Ich würde jetzt gern die Wahrheit wissen,
Delia ... ich meine, über Boston und Ihr Leben dort.«
    Sie drehte sich um. »Mein Vater war ein Küfer. Seit ich vierzehn
war, habe ich in einer Hafenkneipe gearbeitet, um Geld für ihn und für mich zu
verdienen.« Sie zögerte, aber dann fügte sie sehr ernst hinzu: »Ich habe
vielleicht einiges getan, was Sie nicht billigen würden, aber ich habe mich
nie an Männer verkauft, nicht ein einziges Mal. Ich bin keine Hure, auch wenn
Sara Kemble oder andere das behaupten mögen.«
    Er sah sie durchdringend an. »Ich glaube
Ihnen«, sagte er schließlich. »Ich meinerseits kann trotz der Behinderung für
eine Familie sorgen. Und ich habe noch nie in meinem Leben einen über den Durst
getrunken.« Er deutete unbestimmt auf das Fenster. »Sie haben das Haus gesehen
und alles hier. Ich glaube, wir wissen jetzt, was wir voneinander erwarten. Ich
sehe also keinen Grund, nicht wie geplant weiterzumachen, wenn Ihnen das recht
ist.«
    »Möchten Sie damit sagen, daß Sie mich
heiraten wollen?«
    Nat nickte ernst. »Ja, das möchte ich. Ich frage Sie, Delia
McQuaid, wollen Sie meine Frau werden?«
    Delia verschlug es die Sprache. Sie war wie gelähmt und dachte
nur: So sollte es bestimmt auch nicht sein ... so gefühllos und ohne jede
Bedeutung. Tyl, warum stehst du nicht hier an seiner Stelle?
    Verwirrt glaubte sie, der stumme Aufschrei sei ihr über die Lippen
gekommen.
    Sie konnte Nat nicht heiraten. Sie konnte es
nicht, da ihr Herz und ihre Seele einem anderen gehörten. Aber Tyl liebte sie
nicht. Auch Nat liebte sie nicht, doch er brauchte sie wenigstens, und seine
Töchter brauchten eine Mutter ... vor allem Meg, die arme verängstigte Meg.
    Es gab jedoch noch andere Überlegungen. Sie war jetzt in
Merrymeeting. Wie sollte sie sich hier ernähren? Hier gab es kein Wirsthaus, wo
sie hätte arbeiten können. Tyl hatte versprochen, sie nach Boston
zurückzuschicken, wenn sie sich mit Nat nicht einigen würde. Aber was für ein
Leben erwartete sie in Boston? Ein betrunkener, gewalttätiger Vater und
ausweglose Armut. Schließlich würde sie unweigerlich zu einer Hure werden.
    In Merrymeeting dagegen konnte sie heiraten und eine geachtete
Frau sein. Sie würde ein Zuhause und eine Familie haben, einen Mann, der für
sie sorgte, so wie sie für ihn sorgen wollte. Gewiß, ihr Traum würde sich nicht
erfüllen, denn Tyls Liebe war ihr nicht vergönnt. Aber als Ersatz konnte sie
Merrymeeting bekommen und ein neues Leben.
    An etwas anderes wollte Delia im Augenblick nicht denken, obwohl
es sie beschäftigte.
    Tyl lebte etwas weiter flußaufwärts. Bestimmt
würde sie ihn hin und wieder sehen können. Sie mußte nur am Fluß entlanggehen
und dann ...
    »Also gut, Nathaniel Parker«, sagte Delia leise, und wenn ihr
Lächeln in Wirklichkeit nicht ihm galt, wußte nur sie darum. »Ich bin bereit,
Ihre Frau zu werden.«
    Nat stieß laut den angehaltenen Atem aus und
seufzte. »Das wäre also abgemacht. Ich denke, die Leute hier erwarten eine Art
Fest. Je schneller wir das hinter uns haben, desto eher können wir uns den
wichtigeren Dingen widmen. In ein paar Wochen muß ich mit dem Heumachen
anfangen, und dann bleibt keine Zeit mehr für Feste.«
    »Nein, bestimmt nicht ...«
    »Also werde ich Mr. Hooker bitten, das Aufgebot sofort an der
Kirchentür auszuhängen. Und ich werde Jack Tyson, dem Fischer, Geld geben,
damit er zur Hochzeit den Friedensrichter

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