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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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sehr jung, und ich wünschte, sie wäre weniger ... ungeschliffen und
unwissend. Aber Sie haben alles getan, was in Ihren Kräften stand«, fügte er
hastig hinzu. »Nur ... Delia ist so ganz anders als meine Mary. Mary war wie
ein Fels in der Brandung und so zuverlässig und leicht zu verstehen wie die
Erde.« Er stieß mit der Stiefelspitze gegen ein Grasbüschel. »Delia ist wie ein
Irrlicht. Sie verwirrt mich und kommt ständig mit neuen Überraschungen ...« Er
lachte unsicher und legte schnell die Hand auf den Mund. »Um ehrlich zu sein,
Doc, ich weiß wirklich nicht, ob ich mit ihr fertig werde.«
    »Vielleicht sollten Sie mit der Hochzeit noch eine Weile warten«,
sagte Tyl, und ein unsinniger Hoffnungsschimmer durchzuckte ihn. »Nehmen Sie
sich Zeit, sie besser kennenzulernen.«
    Nat schüttelte den Kopf. »Die Zeit haben wir
nicht. Ich muß das Heu einbringen, und im Garten wuchert das Unkraut. Außerdem
sind wir nicht die ersten, die sich bei ihrer Hochzeit nicht kennen.« Er legte
Tyl die Hand auf die Schulter. »Nein, Doc, wenn Sie mir versichern, daß Delia
keine Hure ist, dann gibt es keinen Grund, mit der Hochzeit zu warten. Ich
mache mich gleich auf den Weg und bitte Reverend Hooker, das Aufgebot
auszuhängen.«
    Tyl blieb mitten auf der Wiese stehen und sah Nat nach, der mit
dem Wagen zum neuen Pfarrhaus fuhr. Er lachte kurz und gequält. Vor zwei Tagen
hatte Delia zu ihm gesagt, daß sie ihn liebe. Jetzt hatte sie bereits versprochen,
einen anderen zu heiraten. War das nicht typisch für die Frauen? Jede wollte
heiraten, auf den Mann kam es dabei weniger an. Er sollte möglichst breite
Schultern und ein Haus haben und vielleicht noch nicht über sechzig sein.
    Trotzdem fand er, daß Delia noch hätte warten können, bis sie Nat
Parker das Jawort gab – zumindest so lange, bis er sich entschieden hatte ...
Wofür?
    Liebe ich sie? Nein, weiß Gott, ich liebe sie nicht! Ich will nur
ihren Körper. Sie will heiraten, und ich will um keinen Preis eine Frau und
Kinder.
    Er wollte doch nur so wenig. Sie sollte für einen langen Sommer
sein Bett teilen ... nur einen Sommer lang, aber ohne Hochzeit, ohne Kinder und
ohne die große und ewige Liebe.
    Er drehte sich langsam um und blickte zum Haus zurück. Ein Vorhang
im ersten Stock bewegte sich, und er wußte, das war Delia. Verflucht, rief er
stumm. Warum nur bin ich ihr verfallen?

14
    Delia beugte den Kopf über die Schiefertafel, die sie auf den Knien
hielt, und betrachtete nachdenklich die Kreide in der Hand. Anne blieb bei dem
Anblick in der offenen Verandatür stehen, und ein zufriedenes Lächeln umspielte
ihre schmalen Lippen. Leise trat sie hinter ihre fleißige Schülerin und schaute
ihr über die Schulter. Delia hob stolz die Tafel und zeigte ihr das
Geschriebene.
    »Ich habe meinen Namen geschrieben«, sagte sie. »Ihren Namen und
den Ihres Mannes.«
    »Wie ich sehe, kannst du auch bereits 'Tyler
Savitch' schreiben.«
    Delia wurde rot. Schnell nahm sie den Schwamm und löschte die
Namen aus. Dann drehte sie sich um und sah Anne strahlend an. »Es ist sehr nett
von Ihnen, mir Schreibunterricht zu geben.«
    In den letzten eineinhalb Wochen hatte sich Delia außerdem die
größte Mühe gegeben, nur noch »anständig« zu reden. Es gelang ihr recht gut,
abgesehen von einigen Ausrutschern, wenn sie unsicher, erregt oder zornig war.
Anne stellte jedoch mit großem Stolz die schnellen Fortschritte ihres Zöglings
fest. Ja, Delia McQuaid war nicht mehr das dumme Mädchen aus einer billigen
Hafenkneipe.
    »Am Ende des Monats wirst du dein erstes Buch lesen«, sagte Anne
und dachte: Die Kleine ist wirklich sehr intelligent, und Tyl ist ein
ausgemachter Dummkopf.
    Anne trat ans Fenster und blickte auf die
dunkelblaue Bucht. »Du mußt dich bald umziehen. Dein Nat war schon hier. Er ist
so aufgeregt wie ein junger Hund. Dabei habe ich ihm gestern mindestens
dreimal gesagt, daß er erst eine halbe Stunde vor der Zeremonie hier
sein soll.«
    An diesem Nachmittag sollten Delia McQuaid und Nathaniel Parker
heiraten. Annes Dienstboten stellten bereits auf der Gemeindewiese Bänke und
Tische für das anschließende Fest auf.
    Anne lachte. »Dem armen Kerl schlottern vor
Angst die Beine.«
    Delia stieß einen langen Seufzer aus. »Ach, Anne, mir geht es
nicht viel besser. Ich habe noch nie geheiratet.«
    Anne lachte schallend. »Heiraten, Kleines, hat, weiß Gott, nichts
mit Übung zu tun.«
    Delia legte die Schiefertafel auf den Tisch. Die Küchenmagd
erschien

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