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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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würde die
Heirat in letzter Minute verhindern? Aber soviel kann ich dir jetzt schon
verraten, Delia ... ich werde dich überraschen!«
    Er packte sie an den Schultern und schüttelte sie wütend. Dabei
rief er: »Ich liebe dich nicht, Delia! Du kannst es dir noch so sehr wünschen,
aber nichts wird mich davon überzeugen. Es gibt nichts, nichts, was mich
dazu bringen wird, dich zu lieben!«
    Er stieß sie von sich und trat zurück, denn
er wollte sich betrachten, was er mit seinen Worten angerichtet hatte. Der
Schmerz in seiner Brust verwirrte ihn, und zu seiner Schande mußte er sich
eingestehen, daß dieser Schmerz auch ihm angst machte. Delia war seiner Meinung
nach für alles verantwortlich, und er, der sonst so selbstbewußte und in allen
Dingen überlegene Tyl, wollte sich wie ein Kind dafür rächen.
    Sein Wunsch ging in Erfüllung. Sie starrte ihn bleich und wie
erstarrt an. Die Augen waren zu zwei schwarzen Höhlen geworden. Sie schwieg.
    Aber das konnte er erst recht nicht ertragen. Am liebsten hätte er
sie in die Arme genommen und ihr gesagt, seine häßlichen Worte seien Lügen
gewesen, nichts als Lügen.
    In Wirklichkeit fürchtete er sich davor, sie
zu lieben. Er glaubte, wenn er jetzt nichts unternahm, wäre er vermutlich dazu
verurteilt, sie für den Rest seines Lebens zu lieben. Und wenn er das zuließ,
wenn er sich eingestand, daß er sie liebte, dann würde er sie unweigerlich
verlieren. Er kannte die Grausamkeit des Schicksals, und er wäre ein gutes
Opfer gewesen. Das Leben wartete nur auf diesen Triumph, und er würde den
Verlust nicht ertragen ... nicht noch einmal. Es würde ihn zerstören, nicht nur
seinen Körper, auch seine Seele ...
    Trotzdem war er in diesem Augenblick bereit,
Delia seine Liebe ohne Vorbehalte zu gestehen. Sein Herz blutete. Er konnte ihr
Leid nicht untätig mit ansehen.
    Aber sie
hob stolz das Kinn und fauchte ihn an. »Wie lange willst du mich noch anschreien, Tyler Savitch?«
    »Ich ...
nein, bei Gott, ich ...«, stammelte er.
    »Ich habe
keine Zeit mehr, dir noch länger zuzuhören. Ich muß mich umziehen ... für meine Hochzeit.«
    Sie ging
an ihm vorbei ins Haus.
    »Delia!«
rief er ihr verzweifelt nach.
    Aber sie
blieb nicht stehen und sah ihn auch nicht mehr an.
    Nat Parker stieg am Rand des Weizenfelds den Hügel hinter der Scheune
hinauf und zog dabei den Holzfuß wie immer etwas hinter sich her. Diesen Hügel
hatte er als erstes gerodet und in ein Feld verwandelt. Das war noch im ersten
Jahr gewesen, als er die Farm gerade erworben hatte. Das Gelände lag hinter dem
Haus, und er hatte deshalb befürchtet, daß sich die Indianer im Schutz der dichten
Bäume mühelos anschleichen könnten.
    Mary hatte beim Roden an seiner Seite gearbeitet, bis sie mit Meg
schwanger war. Buschwerk abhacken und Baumstümpfe ausgraben war in der Tat
hartes Brot. Vielleicht lag es daran, daß sie sich diesen Hügel sozusagen
gemeinsam erobert hatten, aber er war und blieb Marys Lieblingsstelle. Sie kam
oft allein auf die Anhöhe, um »mit sich selbst zu reden«, wie sie sagte.
    Deshalb hatte Nat auch diesen Platz gewählt,
um sie zu begraben.
    Inzwischen war die schwarze Erde auf dem Grabhügel braun geworden,
aber der Grabstein sah noch immer wie neu aus. Nat hatte eigens aus Portsmouth
einen Steinmetz für die Inschrift kommen lassen:
    »Hier liegen die Gebeine von Mary Parker, geboren 1693. Sie starb
im Alter von 28 Jahren.«
    Nat hätte noch gern »Meine geliebte Frau und Mutter« hinzugefügt,
aber der Steinmetz fand dafür keinen Platz mehr.
    Nat kniete nieder und fuhr die Buchstaben ihres Namens mit dem
Zeigefinger nach.
    Mary ...
    Es soll heute geschehen, Mary. Ich heirate wieder. Ich glaube, ich
habe dir schon gesagt, daß sie Delia McQuaid heißt. Ich fürchte, sie wird dir
nicht gefallen. Sie ist nicht besonders fromm. Ich vermute, daß sie manchmal
auch sehr launisch sein kann ...
    Nat lachte gequält.
    Du hast immer gesagt, ein Mann sollte sich nicht mit launischen
Frauen einlassen ... Aber verstehst du, Mary, Dr. Savitch hat sie aus Boston
mitgebracht, und deshalb muß ich sie nehmen. Ich habe nicht den Mut, mir selbst
eine andere Frau zu suchen ...
    Er hob den Kopf und blickte zum Himmel auf. Er kämpfte mit den Tränen
und preßte die Augen fest zusammen.
    Ich wünschte, du hättest mir vor deinem Tod
nicht dieses Versprechen abgenommen, Mary. Ich glaube, du hast dabei an unsere
Mädchen gedacht, und du wußtest natürlich, daß ich aus freien Stücken nie
wieder

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