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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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bist das schönste Mädchen von ganz Sparta. Du kannst es
einmal weit bringen, Bethel Lane. Wenn du willst, kannst du es zum Mond und zurück
schaffen, aber du mußt es wirklich wollen.«
    Mazie
verkaufte den Pflug. Und zu den ersten Dingen, die sie mit dem Geld erstand,
gehörte Beadles Buch der Etikette für zehn Cents. Mazie sagte sich, der
Krieg würde alles verändern. Die Welt stand jedem offen, auch dem Kind eines
armen Baumwollpflanzers, der inmitten endloser Felder am Ende einer staubigen
Straße in einer baufälligen Hütte hauste. Das Glück würde ein Mädchen wie ihre
Tochter, die ein Gesicht und einen Körper hatte, die jeden Mann um den Verstand
bringen konnten, bestimmt nicht im Stich lassen. Mazie ging daran, ihrer
Tochter all das beizubringen, was in dem Anstandsbuch geschrieben stand. Bethel
lernte zu sagen: »Bitte, sei still«, anstatt: »Halt dein gottloses Maul!« Sie
lernte, den kleinen Finger beim Teetrinken abzuspreizen, obwohl sie darüber
klagte, einen Krampf zu bekommen. Sie lernte, stets die Knie zusammenzupressen,
sogar dann, wenn sie auf dem Abtritt saß. Und sie lernte, nicht mehr rülpsen.
    Als sie die letzte Seite in
Beadles Buch erreicht hatten, war der Krieg zu Ende. Zu dieser Zeit hatte Sparta
sich selbst und die glorreiche Unabhängigkeit des Südens längst aufgegeben. Und
es war ein Yankee mit dem Namen Jonathan Alcott in der Stadt erschienen.
    Man
erzählte, er besitze im Norden etliche Spinnereien und sei hier, um in dem vom
Krieg verwüsteten Land den Baumwollanbau zu fördern. Er beschloß, um sich und
seine zukunftsträchtigen Pläne vorzustellen, einen Ball zu geben, zu dem er
ganz Sparta einlud. Mazie und Bethel bereiteten sich auf das große und
einmalige gesellschaftliche Ereignis wie auf eine Schlacht vor. Die Mutter
kaufte von dem letzten Geld, das sie für den Pflug bekommen hatten, in einem
Laden mit gebrauchten Kleidern ein weißes Hochzeitskleid aus Brokat, das sie
zu einem Ballkleid umarbeitete. Sie entfernte einige Marabufedern von einem
alten Hut und besetzte damit den tiefen Ausschnitt des Kleids, während Bethel
stundenlang Anstand übte und mit einem Besenstiel Walzer tanzte.
    Am Abend des Balls krönte die
Mutter ihr Werk mit zwei makellosen Gardenien, die sie in Bethels blonde Haare
steckte.
    »Bei Gott,
Kind, du bist so schön, daß mir ganz schwer ums Herz wird«, murmelte sie, und
die Tränen ließen ihre müden blassen Augen weich werden, so daß auch sie wieder
hübsch wirkte. »Ich wette, jeder Mann wird dir zu Füßen liegen. Aber vergiß
nicht, was ich dir gesagt habe, bleib so lange zugeknöpft und halte die Beine
zusammen, bis ein Ring an deinem Finger steckt.«
    Der Ball
fand in Spartas altem Grandhotel statt. Bethel schwebte glücklich und stolz wie
auf Wolken zu dem Ereignis ihrer Träume. Alles war genau so, wie sie es sich
vorgestellt hatte. Die Kronleuchter funkelten und strahlten wie Sonnen. Ein
Streichquartett spielte bezaubernde Melodien, wie sie kein Vogel schöner hätte
anstimmen können. Auf den Tafeln mit weißen Damastdecken türmten sich so viele
Köstlichkeiten, daß es Bethel bereits beim Anblick schwindlig wurde.
    Ja, der
Ball entsprach in allem ihren Träumen ..., bis sie hörte, was man bei ihrem
Erscheinen hinter vorgehaltener Hand flüsterte.
    »Ist es zu glauben? Mazie Lanes
Tochter wagt es, in diesem ausgebesserten Kleid hier zu erscheinen?«
    »Und diese Federn! Sie sehen
aus, als hätte man sie einer Sumpfente ausgerissen.«
    »Das kommt
dabei heraus, wenn man Hinz und Kunz zu einem Fest einlädt. Aber er ist ein Yankee, und da kann man nichts
anderes erwarten.«
    »Wenn er
zuläßt, daß Abschaum wie Bethel Lane hier erscheint, dann muß ich froh sein,
daß wir nicht auch noch mit den Niggern tanzen sollen.«
    »Bei Gott,
selbst ein Yankee ist doch nicht so blöd!«
    Bethel saß allein auf einem
Stuhl an der Wand und lächelte. Sie lächelte unaufhörlich, bis ihr die Tränen
in der Kehle steckenblieben und die Augen vor Qual wie im Fieber glänzten.
    Aber dann
sah sie ihn. Besser gesagt, er sah sie.
    Er war ein
Jugendfreund von Jonathan Alcott und hatte ihn zum Zeitvertreib auf die Reise
nach Georgia begleitet. Das zumindest erzählte er ihr. Später begriff sie, daß
er ein gutes Herz hatte und aus Mitleid zu ihr gekommen war, sie zum Tanzen
aufgefordert und ihr die Hand geküßt hatte. Noch später wagte sie zu glauben,
ihre leuchtendblauen Augen, die hellblonden Haare und das hübsche Gesicht
hätten ihn

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