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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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und drückte ihr fest die
Hand. »Maddie, ich bin so froh, daß du gekommen bist. Ich bin so stolz auf
dich.«
    Maddie
drehte den Kopf und blickte zu ihr auf. In ihren Augen glitzerten Tränen, die
sie kaum noch zurückhalten konnte. »Bist du das, Emma? Bist du ehrlich stolz
auf mich?«
    »Ehrlich!«
    Maddie
entzog ihr die Hand und umklammerte die Armlehnen des Rollstuhls. »Würdest du
mich bitte unter die Trauerweide dort drüben schieben und Stuart bitten, mir
ein Glas Punsch zu bringen. Bitte, geh«, sagte sie, als Emma zögerte. »Ich kann
gut ein paar Minuten allein sein. Außerdem sehe ich, daß dein lieber Geoffrey
auf dem Weg hierher ist, um mich vor einem Mauerblümchendasein zu bewahren.«
    Emma
wartete trotzdem, bis Geoffrey zu ihnen getreten war, bevor sie sich entfernte.
Sie konnte sich darauf verlassen, daß sich Geoffrey um Maddie kümmern würde.
Seine Loyalität ihr gegenüber und die Achtung vor ihren Gefühlen waren ebenso
über jede Kritik erhaben wie seine guten Manieren.
    Das konnte
man von Geoffreys Bruder kaum behaupten. Emma fand ihn am Springbrunnen, wo er
die wasserspeienden Amoretten so finster anstarrte, als hätten sie ihn
beleidigt. Beim Geräusch ihrer Schritte auf den Steinen drehte er sich leicht
schwankend nach ihr um. In der Hand hielt er ein leeres Champagnerglas.
    »Emma! Du
kommst bereits, um mich zu holen. Fühlt sie sich vernachlässigt? Wird sie
unter die Lupe genommen, kritisiert, demoralisiert? Ich habe sie gewarnt, das
kannst du mir glauben. Ich habe sie daran erinnert, daß die feine Gesellschaft
das Nichtbeachten des Ungewöhnlichen und Unangenehmen zu einer hohen Kunst
entwikkelt hat.«
    »Stuart, wenn du dich so
gehenläßt und auch noch stolz darauf bist, wieso hast du dann ...«
    »Wieso habe
ich was? Sie hierher gebracht? Weil sie mich darum gebeten hat und ich eine
gewisse Schwäche für aussichtslose Fälle habe. Schließlich bin ich selbst
einer.« Er zuckte die Schultern, taumelte und wäre beinahe im Springbrunnen
gelandet. »Falls du andererseits versuchst herauszufinden, ob meine generellen
Absichten in Hinblick auf deine Schwester ehrenhaft sind, dann sage ich dir
ganz offen: Ich habe keine Absichten. Ich bin ein Spieler, ein Trinker und ein
Frauenheld. Und das sind nur die Laster, zu denen ich mich in gemischter
Gesellschaft bekenne. Zu meinem Mangel an Absichten gehört auch, daß ich keiner
Frau länger als eine Nacht zur Last falle. Unserer jungfräulichen Maddie,
einer alten Freundin, wird das Abenteuer einer Nacht bestimmt erspart bleiben.«
    Er wollte
sich entfernen, aber sie griff nach seinem Arm. Er befreite sich, doch sie
hatte ihn lange genug berührt, um sein heftiges Zittern zu bemerken. »Du kannst
nicht für einen Sommer nach Hause kommen, ihr Leben durcheinanderbringen und
dann nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen.«
    »Kann ich
nicht?« Er warf einer Amorette das Champagnerglas an den Kopf. Er tat es mit
einer leichten, spielerischen Bewegung. Das Glas zerbrach in tausend Stücke,
und die Splitter funkelten in der Sonne wie Tautropfen. »Im Gegenteil, ich
glaube, wenn ich nichts mehr mit ihr zu tun habe, ist das die größte
Freundlichkeit, die ich Madeleine Tremayne erweisen kann.«
    »Stuart,
bitte«, sagte Emma. »Bitte, tu ihr nicht weh.«
    Er drehte sich um, sah sie an
und strich ihr leicht mit dem Handrükken über die Wange. »Ich kann es nicht
ändern. Das Leben selbst fügt den Menschen die Wunden zu.«
    Der Sommer ging träge, heiß und drückend in den September
über. Emma hielt ihr Versprechen. Wenn sie die Tür des Hauses in der Thames
Street öffnete, setzte ihr Herz jedoch jedesmal einen Schlag aus, weil sie
erwartete, Bria am Herd stehen zu sehen. Doch das kam nie wieder vor.
    Sie nahm
ihre Bildhauerei wieder auf, eine Freude und eine Qual zugleich, für die in
Brias letzten Wochen keine Zeit mehr gewesen war. Sie verbrachte viele Stunden
in der alten Orangerie und suchte die Lebensader, die von ihrem Herzen zu ihren
Händen führte. Doch es kam ihr vor, als benutze sie dazu ein stumpfes Messer.
Sie schnitt sich, aber sie blutete nicht. Das meiste, was sie aus dem kalten
feuchten Ton schuf, warf sie weg.
    Eines Tages war die weiße Rose,
die immer noch jeden Tag eintraf, von einem Brief Geoffreys aus Maine
begleitet. Er berichtete ihr ausführlich von den Fortschritten der Arbeit an
der Gießerei. Am Ende schrieb er: »Während ich heute abend im schäbigen
seelenlosen Gesellschaftszimmers des Gästehauses sitze (Ich

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