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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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aber es gelang ihr nicht. »Sie übertreiben. Es
mag vielleicht ungewöhnlich sein, aber es ist wohl kaum ein Verbrechen gegen
Gott oder die Menschheit, wenn sich eine blaublütige Yankee und eine irische
Einwanderin ein wenig anfreunden.«
    »Ach, jetzt
sind wir schon bei >ein wenig<, wenn es um die Freundschaft geht.« Er
beugte sich vor, und seine Stimme klang noch rauher. »Meine Bria öffnet ihr
Herz nicht ohne weiteres einem Menschen. Deshalb ist ihr Herz sehr
zerbrechlich. Sie dagegen ... Dhia, Leute wie Sie brechen die Herzen von
Menschen so mühelos wie andere das Brot.«
    Überraschenderweise
schmerzten seine Worte. Ihre Kehle war trokken, und Tränen stiegen ihr in die
Augen. Sie würde im nächsten Moment vor ihm anfangen zu weinen und glaubte, das
nicht ertragen zu können. »Sie verachten mich wirklich, nicht wahr?«
    Er lachte
leise. »Da spricht die gute Gesellschaft aus Ihnen. Alles in der Welt dreht
sich immer nur um Sie. Ich flehe Sie beinahe auf Knien an, meiner Frau den
Schmerz zu ersparen, den Sie ihr bringen werden, wie ich weiß. Und Ihnen geht
es nur darum, daß ich Ihnen nicht die Achtung entgegenbringe, die ich
Ihnen Ihrer Meinung nach schulde.«
    Sie wehrte
sich verzweifelt gegen den Ansturm der Tränen. Sie hob den Kopf und drehte ihm
den Rücken zu, um in die Kutsche zu steigen. Sie tat es mit der ganzen Würde,
die ihr als Tochter einer zweihundert Jahre alten Familie der guten
Gesellschaft zu Gebote stand.
    Aber als sie im Wagen saß und
davonrollte, hörte sie ihn mit seiner heiseren Stimme sagen: »Nein, ich
verachte Sie nicht.«
    Er verachtete sie nicht.
    Shay sah
ihr nach, als sie davonfuhr. Die Räder der Kutsche ratterten auf der
schmutzigen Straße. Der breite Rand ihres Strohhutes verdeckte ihr Gesicht.
Das Spitzentuch an ihrem Hals flatterte im Wind. Sie wirkte unnahbar, stolz und
reich. Als er sie das erste Mal bei der Fuchsjagd gesehen hatte, war das sein
Eindruck von ihr gewesen. Später hielt er sie für ein mutiges Mädchen, das sich
nach einem Abenteuer sehnte. In ihrer Unschuld geriet sie in einen Konflikt
zwischen ihrer qualvoller Schüchternheit und einem unbezähmbaren Wagemut.
    Er verachtete sie nicht. Bei
Gott, wenn sie nicht die Frau gewesen wäre, die sie war, dann hätte er sich mit
ihr anfreunden können. Trotzdem, er hatte etwas für sie übrig, obwohl er beim
besten Willen nicht hätte erklären können, was es war. Erstaunlicherweise kam
ihm das Wort Bewunderung in den Sinn.
    Vielleicht
hatte das ihn dazu gebracht ... nun ja, er hatte sich nicht wirklich mit
Absicht in ihre Nähe begeben. Als sich die Gelegenheit bot, war er eine Weile
bei ihr geblieben. Aber jetzt wünschte er, das alles hätte nicht stattgefunden.
Er wußte zwar, daß sie zu Bria nicht wegen ihm kam, trotzdem wurde er das
Gefühl nicht los, es sei alles seine Schuld. Er wollte sie nicht in seinem
Leben, in ihrem gemeinsamen Leben haben.
    Und doch
... sie hatte etwas an sich, das den Wunsch in ihm weckte, sie näher
kennenzulernen. In dieser Hinsicht verhielt er sich ebenso töricht wie sie. Er
wollte nicht begreifen, daß man für die wirkliche Nähe zu einem Menschen teuer
zu zahlen hatte.
    Er sah ihr
nach, bis ein Bierwagen und eine Pferdeambulanz in die Straße einbogen und sie
bis auf die nickenden Pfauenfedern ihres Huts seinen Blicken entzogen. Aber
noch lange, nachdem sie verschwunden war, blieb ihr Bild wie Sonnenflecken in
seinen Augen, und in der Luft lag ein Hauch von Veilchenparfüm.
    Er ging zum Haus zurück, stieg
die Stufen hinauf und stieß die Tür auf. Seine Frau stand mit einer
zerbrochenen Untertasse in der Hand am Ausguß. Mit der anderen Hand drückte sie
ein blutiges Taschentuch an den Mund, um den heimtückischen Husten zu
unterdrücken, der sie langsam, aber sicher umbrachte.
    Er sah sie an – den gebeugten
Kopf, die mageren, zuckenden Schultern, und zum tausendsten Mal brach es ihm
das Herz.
    »Bria«,
flüsterte er.
    Sie hustete ein letztes Mal. Es klang wie ein
ersterbendes Röcheln. Bria starrte auf die Steingutuntertasse und ließ sie dann
in den Ausguß fallen. Sie drehte sich um und streckte die Hand aus. »Noreen,
komm her«, sagte sie leise.
    Ihre
Töchter saßen noch immer am Tisch. Die Spannung, die in der Luft lag, machte
ihnen Angst. Noreens Gesicht wurde noch bleicher, als sie aufsprang und zu
ihrer Mutter lief. »Ja, Mama?« sagte sie leise. Bria drückte dem Kind ein paar
Münzen in die Hand. »Geh mit deiner Schwester zu Pardon Hardy und kauft

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