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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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auch dann nicht, wenn er zuviel getrunken hatte.«
    »Die
Steine hatten das Bein des Hundes zerschmettert, und Squire Varney wollte das
Tier erschießen, aber Shay konnte das nicht zulassen. Und dann hatten wir einen
dreibeinigen Hund, der an der wärmsten Stelle vor dem Feuer lag.«
    »Er konnte
Gott den Tod seines Vater verzeihen, aber nicht den Tod seiner Mutter. Ich
fürchte manchmal, als er sie in das schwarze Grab legte, hat er seinen Glauben
mit ihr begraben.«
    Er ist nur
ein Mann, ein ganz gewöhnlicher Mann.
    Aber nicht
für Bria.
    In den
letzten Tagen und Stunden, in den vielen Augenblicken der Gemeinsamkeit, in
ihren Gesprächen, hatte Emma trotzdem nicht ganz das Besondere begriffen. Erst
jetzt verstand sie, wie sehr Bria ihren Mann liebte, ihn brauchte wie das Blut,
das in ihren Adern floß. Er war für ihr Leben etwas Elementares, Wesentliches
und Ewiges. Shay war die Sonne in Brias Welt. Und wenn sie von ihm sprach,
strahlten ihre Augen.
    Emma
fragte sich, wie ihre Augen aussahen, wenn sie von Geoffrey sprach. Aber dann
fiel ihr ein, daß sie in diesem Haus nie über Geoffrey gesprochen hatte. Sie
hatte den Mann nie erwähnt, den sie heiraten würde. Sie hatte nie über das
gemeinsame Leben mit ihm und über ihre gemeinsamen Träume auch nur ein Wort
verloren. Wie konnte das sein?
    Die Tasse vor ihr wurde mit Tee
gefüllt. Der aromatische Dampf stieg ihr in die Nase. Gedankenverloren hob sie
den Kopf und sah Shay an. Für den Bruchteil einer Sekunde lächelte er auch sie
an.
    »Danke«, murmelte sie, »... für
den Tee«, fügte sie errötend hinzu.
    »Keine Ursache«, erwiderte er.
»Es ist nur Tee.«
    Sie ließ
den Kopf sinken und starrte auf die blaue karierte Serviette in ihrem Schoß.
Das Lächeln verwirrte sie. Sie konnte seine Bedeutung nicht ergründen und ihre
Reaktion darauf nicht verstehen. Sein Lächeln verlieh ihr Sicherheit und
machte ihr gleichzeitig Angst.
    Shay setzte
sich. Er hatte braunes Brot, Käse und Chourice, die scharfen Würste –
man konnte sie in den schwach beleuchteten Läden der Bravas kaufen, in
denen es nach Olivenöl roch – auf den Tisch gestellt.
    Einen Augenblick lang wurde es still in der Küche, dann
summte Merry, und es klang so hell und klar wie ein Silberglöckchen. Noreen
klatschte in die Hände und kicherte. »Sie sagt, Pa boxt gegen Schatten.«
    Ihr Vater
beugte sich über den Tisch und tat so, als ziele er mit der Faust auf Merrys
Gesicht. Er berührte ihre Nase mit den Knöcheln, aber so sanft, als sei es ein
Kuß. Die Kleine rutschte vor Vergnügen auf dem Stuhl hin und her und summte
fröhlich.
    »Man nennt
es Schattenboxen, Noreen«, erklärte er seiner älteren Tochter.
    »Und wer ist der bessere Boxer,
Mr. McKenna, Sie oder Ihr Schatten?« fragte Emma.
    Sie sah,
wie er für den Bruchteil einer Sekunde den Atem anhielt, als sei er ebenso
überrascht wie sie darüber, daß Emma sich in das Gespräch einmischte. Er lehnte
sich zurück und schob die Daumen in die Taschen seiner Cordhose.
    »Sie fragen, wer der bessere
Boxer ist, Miss Tremayne? Natürlich ich. Und ich bin tödlich beleidigt, daß Sie
das in Frage stellen. Wenn ich diesen Schatten nicht ordentlich verprügelt
hätte, wäre er kaum vor mir durch die Tür geschlichen.«
    Bria schnaubte verächtlich.
»Ich staune, daß du es überhaupt schaffst, durch die Tür zu gehen, mit deinem
Kopf, der so groß ist, daß er zu den Weltwundern gehört.«
    Shay griff sich mit beiden
Händen ans Herz, als sei er tief getroffen. Seine Frau und die Kinder lachten.
Selbst Emma mußte lächeln. Sie war noch immer schockiert über ihre Kühnheit.
Ihre Bemerkung war so schlagfertig gewesen wie vieles, was ihr in Gesellschaft
in den Sinn kam, was sie aber nur selten zu äußern wagte.
    Aber in Brias Küche waren die
Qualen der Schüchternheit vergessen. Hier fühlte sie sich sicher, und alles war
ihr so vertraut wie die Birken, die alte Orangerie und das Wasser in der Bucht.
    Sie sah sich in der Küche mit
der verblaßten Tapete und dem abgetretenen Linoleumboden um. Bria gab allem
eine persönliche Note –
    die Blumen auf dem Tisch, der
gehäkelte Teppich und der Schaukelstuhl mit dem Binsensitz, die Schale mit
Weihwasser neben der Tür. Verblüfft wurde Emma bewußt, daß sie hier glücklich
und zufrieden war. Bei diesem Gedanken mußte sie lächeln.
    »Tun Sie
das nicht, Miss Tremayne.«
    Ihr Name
in der rauhen Stimme so vorwurfsvoll ausgesprochen, ließ sie
zusammenzucken. Emma drehte den Kopf und sah den

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