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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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Sie Irland verlassen, wenn Sie das
Land so sehr lieben?« wollte Emma wissen. Sie spürte, wie Bria erstarrte.
    Emma ließ sie los und
verlagerte das Gewicht auf die Fersen. »Verzeihen Sie mir«, murmelte sie. »Ich
weiß, ich habe diese Frage schon einmal gestellt. Ich möchte nicht neugierig
sein.«
    Aber
Neugier hatte sie zu dieser Frage getrieben. Sie wollte einen wahren Einblick
in die Welt gewinnen, die hier in dieser Küche, in diesem kleinen Haus ihren
Mittelpunkt gefunden hatte. Emma wollte Brias Welt aufbrechen wie eine Nußschale,
um zu dem süßen Kern vorzustoßen.
    Bria nahm das hölzerne Stopfei
aus der Socke und rieb es gedankenverloren mit den Händen.
    »In Irland
sind die Mädchen nicht so fortschrittlich wie hier und heiraten den Mann ihrer
Wahl. In Irland haben wir Heiratsvermittlerinnen. Aber niemand hätte mich
einem jungen Mann angeboten, denn ich bekam keine Mitgift und hätte auch nie
etwas in die Ehe einbringen können.«
    Bria holte
tief Luft und seufzte schwer. Ihr Blick richtete sich in die Ferne, in die
Vergangenheit. »Aber ich hatte mir Shay McKenna in den Kopf gesetzt. Ich war
unsterblich in ihn verliebt. Deshalb machte ich mich daran, ihn zu gewinnen, so
wie es jedes Mädchen seit Anbeginn der Zeiten getan hat. Er wollte Priester
werden, und mit sechzehn hat er plötzlich eine schwangere Frau und nur ein
Fischerboot und ein paar Netze, um seine Familie zu ernähren.«
    Ein
Priester, Emma staunte. Dieser Mann, dieser Mann ... wäre beinahe Priester
geworden. Sie war nahe daran, laut zu lachen. Aber etwas Beklemmendes legte
sich ihr auf die Brust, es schmerzte, und sie hatte das eigenartige Gefühl,
innerlich zu schmelzen.
    »Er wollte
Priester werden«, wiederholte Bria. »Und ich habe ihn Gott gestohlen. Das ist natürlich eine große Sünde. Aber
es ist eine noch größere Sünde, ihm sein Wesen zu stehlen, das, was er hätte
sein können.«
    Emma
streckte die Hand aus, zog sie wieder zurück, berührte dann aber doch die Hand
der anderen Frau. Bria ließ das Holzei los und ergriff Emmas Hand. »Ich kenne
Mr. McKenna nicht gut«, sagte Emma. »Aber selbst ein Blinder könnte sehen, daß
er Sie wirklich liebt.«
    Brias
Augen füllten sich mit Tränen, ihre Lippen zitterten, und sie lächelte
schmerzlich. »Er hatte immer so große Träume ... schon als Junge. Ich wollte
nur ein ganz normales Leben ... einen Mann, gesunde und aufgeweckte Kinder,
vielleicht ein Haus und ein paar Kartoffelfelder. Wenn es Schwierigkeiten gab,
dann wollte ich nie kämpfen. Ich wollte nur, daß sie vorübergingen.«
    Emma drückte verständnisvoll
ihre Hand. Bria verstummte, dann schluckte sie, als wolle sie einen Felsen
hinunterwürgen.
    »Ich werde Ihnen erzählen, was
geschehen ist«, murmelte sie schließlich. »Ich werde es Ihnen gleich sagen ...«
    »Das
müssen Sie nicht. Das ist nicht nötig ... bestimmt nicht.«
    »Doch. Ich
habe wie Sie schon lange das Bedürfnis, mich jemandem anzuvertrauen.«
    Als Bria
sie ansah, verriet ihr Gesicht große Stärke, aber gleichzeitig auch eine zarte
Unschuld. »Ich habe Ihnen schon erzählt, wie Shays Vater ums Leben kam, und wie
sein Glaube starb, als er seine Mutter begraben mußte. Aber ich habe Ihnen noch
nicht erzählt, warum ein solcher Haß an die Stelle seines Glaubens trat ...«
    Sie
schwieg und schien die Vergangenheit vorsichtig zu berühren, um sich zu
vergewissern, daß sie ihr diesmal besser gewachsen war. »Er hatte sich nach dem
Tod seiner Eltern den Feniern angeschlossen und der Landliga. Das ist eine
Gruppe von Rebellen, die alle Grundbesitzer und ihre Verwalter terrorisierte,
sie sogar tötete, wenn sich die Gelegenheit bot. Shay wartete acht Jahre auf
seine Rache an dem Verwalter, der seine Mutter dazu gebracht hatte, sich ins
Meer zu stürzen. Ich glaube jedenfalls, daß es Shay war, der den Mann
kaltblütig umgebracht hat. Er hat nie mit mir darüber gesprochen, und ich
werde ihn nie danach fragen. Aber der Friedensrichter hatte einen Haftbefehl,
in dem ihm der Mord vorgeworfen wurde.«
    Bria
umklammerte Emmas Hand so fest, daß es schmerzte, aber Emma gab keinen Laut von
sich. Sie wagte kaum zu atmen, sogar ihr Herz schien aufzuhören zu schlagen.
    »Shay war
mit seinem Boot hinausgefahren um zu fischen, als der Friedensrichter ihn
verhaften wollte. Sir Michael Barnes kam auf seinem Pferd nach Gortadoo
geritten. Er trug den scharlachroten Rock des Jagdmeisters, als habe er diese
wichtige Aufgabe nur kurz unterbrochen, um einen

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